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Alpnach

Politische Gemeinde des Kantons Obwalden, mit Alpnach Dorf, Alpnachstad und Schoried. Um 870 Alpenacho. Alpnach liegt auf den Schuttkegeln zweier Wildbäche, der Grossen und Kleinen Schliere. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts an entwickelte sich Alpnach zum Strassendorf, in jüngerer Vergangenheit zum verstädterten Haufendorf. 1799 1157 Einwohner; 1850 1622; 1900 1779; 1950 3022; 2000 4932.

1913 wurde ein römischer Gutshof entdeckt, der gegen Ende des 1. Jahrhunderts n.Chr. entstanden und bis zum dritten Viertel des 3. Jahrhunderts besetzt war. Er unterhielt Beziehungen zu Vindonissa und dürfte für die Verkehrsachse Rengg-Brünig-Grimsel-Griespass eine Rolle gespielt haben. Grundbesitz des Klosters Murbach-Luzern ist ab ca. 870 bezeugt. Neben freien Bauern waren die Grafen von Lenzburg (bis 1036), das Stift Beromünster, das Benediktiner- und das Frauenkloster Engelberg, St. Blasien (Schwarzwald), die Habsburger und die Freiherren von Wolhusen Grundherren. Die schwache Erfassung durch auswärtige Herrschaften stärkte die lokalen bäuerlichen Führungsgruppen, die im 14. und 15. Jahrhundert die Verlagerung vom Acker-Weide-Betrieb zur intensiven Weidewirtschaft (Alpwirtschaft, Vieh- und Käseexport in die Lombardei) betrieben. 1368 lösten die Alpnacher Kirchgenossen von der Gräfin Margarethe von Strassberg, Freifrau von Wolhusen, alle Steuern, Gülten, Gerichte und Rechte ab, die sie in Alpnach hatte. Sie begründeten damit die Kirchgenossengemeinde, die bis 1850 die politische Gewalt innehatte, danach als Bürgergemeinde, seit 1998 als Korporation ihren Besitz (Allmenden, Wälder, Alpen) verwaltet. Dieser Besitz wurde 1427 auf zwei Korporationen aufgeteilt, die sich 1487 und 1498 erste Verordnungen gaben, sogenannte Einungen. Die erste Kirche ist 1173 erwähnt (Marienpatrozinium, später Maria Magdalena). Patronatsinhaber waren Beromünster und Murbach-Luzern, letzteres im 13. Jahrhundert allein, 1291-1460 die Habsburger. Die heutige klassizistische Pfarrkirche wurde 1821 geweiht. Kapellen: St. Michael (Beinhaus) 1501, St. Joseph in Alpnachstad 1702, St. Theodul in Schoried 1711, Rengg 1567, Lütholdsmatt 1969. 1861 wurde die Strasse nach Luzern eröffnet. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts setzten Auswanderungen nach Übersee ein; reformierte Haslitaler übernahmen die verlassenen Berggüter und bauten 1872 in Alpnach die erste reformierte Kirche der Urschweiz. Die Abgeltung alter Nutzungsrechte auf dem Alpnacher Ried 1887 ermöglichte vom Beginn des 20. Jahrhunderts an Grossmeliorationen. Diese – und die Verbauung der beiden Schlieren ab 1879 – führten zu bedeutender Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion. Die Bevölkerungszunahme von 1888 ist begründet im grossen Ausländerbestand beim Bau der Brünig- (1888-1889) und der Pilatusbahn (1889), jene um 1910 im Aufschwung der Hausindustrie (Strohhüte), der Parkettfabrikation (ab 1865) und der Eröffnung des Steinbruchs Guber (1903). Die bäuerliche Wirtschaftsstruktur wurde nach dem Zweiten Weltkrieg durch ein starkes Gewerbe verdrängt (Bau, Holzverarbeitung, ab 1966 Normmöbelfabrik). Der erste Zonenplan 1971 förderte die Industrialisierung (1990 43% Arbeitsplätze im 2. Sektor). Der 1940 in Betrieb genommene Militärflugplatz ist seit 1964 Helikopterbasis der Armee.

Quellen und Literatur

  • O. Camenzind, Alpnach, 1991
Von der Redaktion ergänzt
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GND

Zitiervorschlag

Otto Camenzind: "Alpnach", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.03.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000740/2014-03-24/, konsultiert am 28.03.2024.