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JuraKanton

Der Kanton Jura, dessen amtliche Bezeichnung "Republik und Kanton Jura" lautet, ist der jüngste Gliedstaat der Eidgenossenschaft, zu der er territorial seit 1815 gehört.

Wappen des Kantons Jura
Wappen des Kantons Jura […]
Oro- und hydrografische Karte des Kantons Jura mit den wichtigsten Ortschaften
Oro- und hydrografische Karte des Kantons Jura mit den wichtigsten Ortschaften […]

Sein Gebiet liegt inmitten der Höhenzüge der Region Jura und umfasst ungefähr den Nordteil des ehemaligen Fürstbistums Basel. Dieser wurde im Gefolge der Französischen Revolution vorübergehend zur unabhängigen Raurachischen Republik, dann zum französischen Departement Mont-Terrible und zum Arrondissement im Departement Haut-Rhin, bis er schliesslich durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses an den Kanton Bern gelangte. Die Grenzen des heutigen Kantons entsprechen mit geringen Abweichungen jenen der Amtsbezirke Pruntrut, Delsberg und der Freiberge in der Zeit 1815-1978. Diese Bezirke bildeten damals einen Bestandteil des Berner Juras, der seit der Gründung des Kantons Jura und dem Anschluss des Laufentals an Baselland 1994 auf die Amtsbezirke Moutier (abzüglich einiger Gemeinden), Courtelary und La Neuveville reduziert ist.

Struktur der Bodennutzung im Kanton Jura

Fläche (2005)838,6 km2 
Wald / bestockte Fläche364,9 km243,5%
Landwirtschaftliche Nutzfläche408,7 km248,7%
Siedlungsfläche56,2 km26,7%
Unproduktive Fläche8,8 km21,1%
 Struktur der Bodennutzung im Kanton Jura -  Arealstatistik der Schweiz

Am 24. September 1978 hiessen Volk und Stände die Gründung des neuen Kantons an der Urne bzw. die Änderung der entsprechenden Artikel in der Bundesverfassung gut. Am 1. Januar 1979 trat der Jura in den Kreis der souveränen schweizerischen Kantone ein. Amtssprache des Kantons ist Französisch. Französisch Jura, italienisch und romanisch Giura. Hauptort ist Delsberg.

Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur des Kantons Juraa

Jahr 18501880b19001950197020002010
Einwohner 44 92152 11657 57559 55467 32568 22470 032
Anteil an Gesamtbevölkerung der Schweiz1,9%1,8%1,7%1,3%1,1%0,9%0,9%
Sprache        
Französisch  46 25749 09850 51755 28561 37653 025c
Deutsch  5 8987 2728 1055 7233 0013 833c
Italienisch  2071 1878664 5061 2102 134c
Rätoromanisch   3172427-c
Andere  1415491 7872 6105 581c
Religion, Konfession        
KatholischD 43 81048 09550 28948 57856 47651 09239 619c
Protestantisch 1 0103 7087 06310 45310 2848 5135 680c
Christkatholisch    2743855-c
Andere 1015732232495278 56410 792c
davon jüdischen Glaubens 101235195826222-c
davon islamischen Glaubens      1 3101 330c
davon ohne ZugehörigkeitE      4 2506 616c
Nationalität        
Schweizer 42 21747 87351 78456 80459 00059 50061 267
Ausländer 2 7044 5035 7912 7508 3258 7248 765
Jahr  19751985199520052015
Beschäftigte im Kanton1. Sektor 3 4514 4834 109F3 7093 077
 2. Sektor 14 77214 20413 85713 23515 860
 3. Sektor 8 39512 54815 95721 10223 134
Jahr  19791985199520052015
Anteil am Schweiz. Volkseinkommen 0,8%0,7%0,6%0,6%0,7%

a Angaben 1850-2000 gemäss Kantonsgebiet 2000

b Einwohner: Wohnbevölkerung; Sprache, Religion, Nationalität: ortsanwesende Bevölkerung

c Diese Daten sind mit jenen der Volkszählungen vor 2010 nicht direkt vergleichbar. Ab 2010 stammen die Daten aus einer Stichprobenerhebung der ständigen Wohnbevölkerung ab vollendetem 15. Altersjahr, die in Privathaushalten lebt. Nicht befragt wurden Diplomaten, internationale Funktionäre und deren Familienangehörige.

D 1880 und 1900 einschliesslich der Christkatholiken; ab 1950 römisch-katholisch

E zu keiner Konfession oder religiösen Gruppe gehörig

F gemäss landwirtschaftl. Betriebszählungen 1996 und 2000

Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur des Kantons Jura -  Historische Statistik der Schweiz; eidgenössische Volkszählungen; Bundesamt für Statistik

Von den Anfängen bis zur Eingliederung ins Fürstbistum Basel

Ur- und Frühgeschichte des Juras sind stark von der geografischen Lage und den topografischen Verhältnissen bestimmt. Die Gebiete, die sich zum Becken des Doubs (Ajoie) oder zur Oberrheinischen Tiefebene hin öffnen (Delsberger Tal), teilen die Siedlungsgeschichte des Rheinknies und des Juranordhangs. Die Gebirgszüge hinderten die letzten grossen Alpengletscher am weiteren Vordringen und haben so die Böden vor Erosion geschützt, weshalb prähistorische Stätten erhalten geblieben sind, die zu den ältesten der Schweiz zählen.

Erste menschliche Spuren

Moustérienspitze aus Silex von Alle-Noir Bois. Fotografie von Bernard Migy, 2006 (Office de la culture, Section d'archéologie et paléontologie, Pruntrut).
Moustérienspitze aus Silex von Alle-Noir Bois. Fotografie von Bernard Migy, 2006 (Office de la culture, Section d'archéologie et paléontologie, Pruntrut).

Aus der Riss-Würm-Zwischeneiszeit (Eem-Interglazial), die vor ungefähr 120'000 Jahren einsetzte, sind in Alle, am Fundort Noir Bois, bedeutende Werkstätten für die Bearbeitung von Silex (Feuerstein) belegt. Die von den Neandertalern getragene Kultur des Moustérien dauerte mit Unterbrüchen bis um 35'000 v.Chr. Die Silexlager von Alle (Noir Bois und Pré Monsieur) und beim Weiler Löwenburg lieferten die Ausgangsmaterialien, die, besonders in den wärmeren Phasen, welche die letzte Eiszeit (Würm 35'000-8000 v.Chr.) unterbrachen, vor Ort bearbeitet wurden. Zehntausende von Abschlägen zeigen die Herstellung von Werkzeugen nach der Levallois-Technik (gezielte Abschläge nach Vorplanung). Die meisten Artefakte sind Schaber, einige weisen Einkerbungen auf (Steingeräte, deren eine Schneide konkav behauen ist), andere Zacken (Werkzeuge, bei denen ein Rand gezähnt ist). Bei diesen Lagerplätzen wurden auch Artefakte gefunden, die aus Silex- und Quarzitgestein vom Juranordfuss, von den südlichen und östlichen Abhängen der Vogesen und vom Schwarzwald hergestellt sind. Einige stammen aus dem Mittelland, aus den Regionen Olten und Orvin. Auf der Hochebene von Bure sowie in Alle, Boncourt, Bure, Courtedoux, Courtemaîche und Pruntrut wurden Knochenreste von Tieren gefunden (Mammuts, Wollhaarnashörner, Hyänen, Pferde, Rentiere). Höhlenbären hausten in den meisten Grotten des Juras. In jenen von Saint-Brais entdeckte Frédéric-Edouard Koby den Schneidezahn eines Neandertalers und einige behauene Feuersteine.

Im Magdalénien um 13'000 v.Chr., als sich das Klima erwärmte, müssen mindestens drei Menschen in Alle-Noir Bois tätig gewesen sein, wo sie Klingen (kleine Abschläge) aus Silex schlugen, um ihre Speere zu reparieren. Einer von ihnen verwendete einheimisches Silexmaterial, die beiden anderen bearbeiteten Feuerstein aus Bendorf (Oberelsass), den sie mitgebracht hatten.

Aus der Übergangsphase zum Mesolithikum, dem Azilien, stammen Funde bei Löwenburg. Einheimischer Feuerstein wurde im 12.-11. Jahrtausend v.Chr. zu Spitzen und Klingen mit Rücken (Splitter, bei denen eine der Kanten nachträglich überarbeitet wurde), zu abgestumpften Klingen, Sticheln, Kratzern und Bohrern verarbeitet.

Menschen auf Wanderschaft – der Weg zur Sesshaftigkeit

Mesolithischer Felsunterstand (Abri) von Les Gripons in Saint-Ursanne. Fotografie, aufgenommen vor den Ausgrabungen auf dem Trassee der A16 (Office de la culture, Section d'archéologie et paléontologie, Pruntrut).
Mesolithischer Felsunterstand (Abri) von Les Gripons in Saint-Ursanne. Fotografie, aufgenommen vor den Ausgrabungen auf dem Trassee der A16 (Office de la culture, Section d'archéologie et paléontologie, Pruntrut). […]

In dem Masse, wie sich das Klima erwärmte, der Wald sich wieder ausdehnte und eine neue, typische Fauna in Erscheinung trat (Hirsch, Reh, Wildschwein, Auerochse, Biber, Wolf), passte sich der Mensch der veränderten Umwelt an. Die Fundverteilung lässt eine Beschränkung seiner Präsenz auf die Ajoie und das Laufental unterhalb von Liesberg vermuten. Aus dem Delsberger Tal und den Tälern des Berner Juras fehlen für diese Epoche Zeugnisse. Im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Saint-Ursanne wurde beim kleinen Felsunterstand (Abri) von Les Gripons, in einem Seitental des Doubs, ein Werkplatz zur Bearbeitung von Feuersteinabschlägen (sogenannte Mikrolithen) entdeckt, der die Weiterentwicklung der Artefaktformen vom Dreieck zum Trapez belegt; er wird auf den Zeitraum von 8000 bis 7000 v. Chr. datiert und ist reich an dreieckförmigen Abschlägen, die mit einem Schaft versehen als Werkzeuge zur Herstellung von Pfeilen oder Harpunen dienten. Das dort behauene Silexgestein ist im Wesentlichen einheimischer Herkunft und zeigt damit die Fähigkeit dieser Populationen, sich an einen eng begrenzten Lebensbereich anzupassen. Am selben, nur vorübergehend benutzten Ort ist auch die Bearbeitung von Häuten und Fellen belegt. Zwei Jahrtausende später, im Spätmesolithikum, suchte eine andere Menschengruppe, die ebenfalls Mikrolithen produzierte (Trapezformen und Klingen mit Einkerbungen und unregelmässigen Retuschen vom Typ Montbani), diesen Abri regelmässig auf, vermutlich um dort Pfeilbögen herzustellen. Weitere mesolithische Spuren sind in Pruntrut und in der Umgebung von Bure gefunden worden.

Der Übergang zur Sesshaftigkeit und bäuerlichen Wirtschaftsweise mit Ackerbau und Viehzucht (sogenannte Neolithisierung) ist in der Ajoie nur sehr schwach belegt. Das Gebiet gehörte - wenn auch in Randlage - zum Einflussbereich der beiden grossen Strömungen, die Westeuropa durchzogen: der danubischen, welche die mitteleuropäischen Ebenen erfasste, und der mediterranen, die sich rhone- und saôneaufwärts ausbreitete. In einigen juranahen Höhlen der Freigrafschaft Burgund wurden typische Töpferwaren aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrtausends v.Chr. gefunden. Zur gleichen Zeit nahm der Güteraustausch über grössere Distanzen zu. In den Vogesen hergestellte Äxte aus poliertem Stein wurden über den Jura in Richtung Mittellandseen transportiert (Zürich, Biel, Neuenburg). Zwei solche in Alle gefundene Exemplare waren aus demselben Silex gefertigt, der in Löwenburg und in den Seeufersiedlungen des 4. und 3. Jahrtausends v.Chr. nachgewiesen wurde.

Die Pierre Percée von Courgenay unter ihrem modernen Schutzdach, 2011 (Wiki Commons).
Die Pierre Percée von Courgenay unter ihrem modernen Schutzdach, 2011 (Wiki Commons).

Die Jurahöhen wurden demnach regelmässig überquert. Dennoch geben Pollen- und Sedimentanalysen keinen Hinweis auf einen bewohnten Ort im Delsberger Tal. In der Ajoie hingegen ist in Alle-Sur Noir Bois eine Siedlung vermutlich aus dem Ende des mittleren Neolithikums (um 3500 v.Chr.) belegt. Dazu kommt die Pierre Percée ("Lochstein") von Courgenay, die Vorderplatte eines Dolmens und letzter Überrest eines Gemeinschaftsgrabs, das um 3000 v.Chr. gemäss der am Juranordhang üblichen Praxis errichtet worden war. Der Megalith beweist die Existenz eines oder mehrerer Dörfer in der näheren Umgebung. Das einzige, das bisher gefunden wurde (Alle-Noir Bois), wird auf 2300 v.Chr. datiert, stammt also aus der Endzeit des Neolithikums, d.h. aus der Glockenbecherkultur. Da es schlecht erhalten ist, weiss man weder über seine Grösse noch über die Bauweise der Hütten Bescheid. Die Bewohner züchteten Rinder, Schweine, Ziegen sowie Schafe und betrieben Ackerbau. Kontakte mit Bevölkerungsgruppen im Elsass und in Süddeutschland sind offenkundig, Einflüsse aus weiter östlich gelegenen Gegenden sowie aus dem Rhonetal wahrnehmbar. Die bevorzugte Verwendung einheimischer Materialien (Silex, diverse Lehmarten) lässt auf gute Kenntnis des Gebiets und eine weit zurückreichende Ansiedlung schliessen. Weitere zeitgleiche Stätten sind an mehreren Orten der Ajoie identifiziert worden.

Besiedlung und soziale Organisation

Zu Beginn der Bronzezeit dürfte die Bevölkerungszahl angestiegen sein. Die Hinweise auf menschliche Präsenz nehmen über das ganze 2. Jahrtausend v.Chr. zu. Nach und nach wurden die Ebene der Ajoie und das Delsberger Tal besiedelt. Am Ende der mittleren und zu Beginn der Spätbronzezeit lagen zahlreiche Einzelhofsiedlungen verstreut am Fuss und auf den Abhängen der Hügelzüge. In den Höhlen von Saint-Brais an der Schwelle zur Hochebene der Freiberge kam ein bedeutender Bestand an Töpferwaren aus dem Ende der mittleren Bronzezeit zum Vorschein. Unweit südlich, bei Lajoux, ergaben Pollenanalysen, dass schon in dieser Zeit Rodungen stattfanden, welche die Sömmerung von Vieh vermuten lassen. Eine Siedlung aus der gleichen Zeit wurde auf dem Mont-Terri in der Ajoie entdeckt. Jene von Le Roc bei Courroux, eine bedeutende spätbronzezeitliche Fundstelle, kontrollierte in den Felsen hoch über der Klus von Vorbourg den östlichen Zugang zum Delsberger Tal.

Brandbestattung aus der Bronzezeit, Delsberg-En la Pran. Urne des Grabes 50. Fotografie von Karine Marchand, 2000 (Office de la culture, Section d'archéologie et paléontologie, Pruntrut).
Brandbestattung aus der Bronzezeit, Delsberg-En la Pran. Urne des Grabes 50. Fotografie von Karine Marchand, 2000 (Office de la culture, Section d'archéologie et paléontologie, Pruntrut).

Das soziale Leben wurde zunehmend komplexer und hierarchische Strukturen bildeten sich heraus. Auf den beiden Gräberfeldern von Alle-Les Aiges und von Delsberg-En La Pran sind Brandbestattungen nachgewiesen. Die beiden ältesten Grabstätten in Alle-Les Aiges reichen bis zum Beginn der Spätbronzezeit zurück. In der Nekropole von Delsberg war wohl ein Bereich für Erdbestattungen abgetrennt. Die hier entdeckten Perlen aus Glaspaste belegen Beziehungen zu den mediterranen Kulturen, während die in Alle gefundenen Goldfäden von Kontakten mit den Regionen an der Maas und der Marne zeugen.

Die wenigen Artefakte und Fundstätten der älteren Eisenzeit (800-480 v.Chr.) können ebenfalls mit den Begräbnisriten in Zusammenhang gebracht werden, doch wie im Mittelland sind auch hier die archäologischen Belege für diese Zeitspanne dürftig. Bis heute ist noch keine Siedlung mit Sicherheit bekannt. Der vom Flugzeug aus entdeckte abgeflachte Tumulus bei Bonfol ist noch nicht erforscht worden. Er hatte einen Durchmesser von rund 20 m und war vermutlich von einer etwa 2 m breiten Steinschüttung umgeben. Auf dem Mont-Terri wie auch in Delsberg weisen Bruchstücke von Lignitarmbändern auf die Anwesenheit von Menschen hin. Die Funde stammen vielleicht aus Gräbern, wie auch das in Courfaivre freigelegte Einzelgefäss.

Über die jüngere Eisenzeit (480-15 v.Chr.) ist mehr bekannt dank einiger Bauernhöfe mit Speichern aus der frühen Latènezeit (Alle-Noir Bois), einer Abfallgrube (Courtételle-Tivila), einer Siedlung (Courrendlin-En Solé) und fünf Fundstätten aus der Schlussphase der Latènezeit: Alle-Pré au Prince, Alle-Pré Monsieur, Chevenez-Combe Varu, die Schmiede in Chevenez-La Combe en Vaillard und das Oppidum auf dem Mont-Terri.

Sequaner, Römer und Germanen

Laut Caius Iulius Caesars De bello gallico und anderer römischer Schriften bewohnte damals der keltische Stamm der Sequaner den Jura. Im Krieg gegen die Häduer gingen sie die Germanen Ariovists um Verstärkung an; diese erlitten 58 v.Chr. in der Schlacht auf dem Ochsenfeld (Elsass) eine Niederlage gegen Caesar. In dieser Zeit, in die neben dem Vordringen der germanischen Völker auch der Auszug der Rauriker und der Helvetier fiel, soll das Plateau des Mont-Terri mit einem murus gallicus befestigt worden sein.

Gallorömische Statuette des Gottes Mars, 2. Jahrhundert n.Chr. (Office de la culture, Section d'archéologie et paléontologie, Pruntrut).
Gallorömische Statuette des Gottes Mars, 2. Jahrhundert n.Chr. (Office de la culture, Section d'archéologie et paléontologie, Pruntrut). […]

Der Bau von villae und von Strassen zu Beginn des 1. Jahrhunderts n.Chr. markiert den Einbezug der Jurahöhen in den Machtbereich Roms. Die Römer erstellten ihre Bauten an den gallischen Siedlungsorten, nutzten das Netz keltischer Wege aus gestampfter Erde und konsolidierten dieses um 30-40 n.Chr., indem sie die Wege mit Steinen und Kies ausbesserten. Im heutigen Kantonsgebiet verzweigte sich die Römerstrasse, welche die Jurakette querte. Vom schweizerischen Mittelland herkommend, verlief die Route über die Pierre Pertuis und Bellelay. Im äussersten Westen des Delsberger Tals zweigte ein der Birs folgender Ast in Richtung Augusta Raurica (Augst) ab, während der Hauptweg weiter über den Pass von La Caquerelle-Les Rangiers führte und die Ajoie in Richtung Epomanduodurum (Mandeure) durchquerte, wo er mit der grossen Juranordachse zusammentraf, die Augusta Raurica mit Vesuntio (Besançon) verband. Die strategische Bedeutung dieser Linienführung fiel dahin, als die Rheingrenze des Imperiums mit der Eroberung des Dekumatenlands durch Kaiser Vespasian 73-74 n.Chr. weiter nach Osten verschoben wurde.

Scheibenfibel aus Bronze und Email, 2. Jahrhundert n.Chr., aus dem gallorömischen Gutshof von Vicques (Office de la culture, Section d'archéologie et paléontologie, Pruntrut).
Scheibenfibel aus Bronze und Email, 2. Jahrhundert n.Chr., aus dem gallorömischen Gutshof von Vicques (Office de la culture, Section d'archéologie et paléontologie, Pruntrut).

Die Überreste gallorömischer villae liegen, mit Ausnahme der wasserarmen Hochebene von Bure, über das ganze Gebiet der Ajoie und des Delsberger Tals verstreut. Aus den Freibergen stammt nur ein Fund aus römischer Zeit, der wohl mit der vermuteten Relaisstation von Lajoux an der Strecke zur Pierre Pertuis zusammenhängt. In Ausgrabungen zutage geförderte Bodendekorationen, Wandbemalungen und Importgeschirr zeugen vom Wohlstand der Bewohner (Buix, Develier, Vicques), andere Fundstätten hinterlassen einen bescheideneren Eindruck (Boécourt, Damvant). In der Ebene von Delsberg, die, wie das gesamte Tal, der Provinz Germania Superior angegliedert wurde und dann vermutlich infolge der territorialen Neuordnung Kaiser Domitians (86 n.Chr.) mit dem Oberelsass in der Civitas Rauracorum aufging, wurde ein Mausoleum errichtet. Die Ajoie, in der nördlich von Pruntrut ein gallorömisches Heiligtum (fanum) erstellt wurde, blieb zusammen mit Mandeure und dem Doubs sequanisch. Die beiden Gebiete kamen unter Diokletian (284-305) zu der von ihm geschaffenen Provinz Maxima Sequanorum, in der Helvetier, Rauriker und Sequaner vereinigt wurden. 260-261 verursachten die Raubzüge der Alemannen schwere Zerstörungen. Einzelne villae wurden aufgegeben, andere teilweise wieder instand gestellt, allerdings nur für wenige Jahrzehnte. Der Mont-Terri wurde erneut befestigt und war vermutlich zu Beginn des 4. Jahrhunderts während einiger Zeit von römischen Truppen besetzt. In der Mitte des 4. Jahrhunderts nutzten die Alemannen die Kämpfe zwischen Kaiser Constans und dem gallischen Usurpator Magnentius, um in den Kriegszügen von 353-354 und 378 jurassisches Gebiet zu erobern. Die Münzfunde in der Region belegen deutlich diese beiden grossen Zerstörungswellen. Ein paar Münzen aus dem ausgehenden 4. Jahrhundert weisen zwar darauf hin, dass die gallorömische Kultur in der Region weiterhin Bestand hatte, doch für das 5. Jahrhundert schweigen die archäologischen und historischen Quellen diesbezüglich für das Gebiet des Kantons Jura. Einige Dörfer haben jedoch einen Ortsnamen lateinischen Ursprungs bewahrt. Sie bezeugen, wie Chevenez, Montignez (von den Personennamen Cavinius bzw. Montanius abgeleitete Toponyme) oder Vicques (von vicus), die Kontinuität der Siedlung.

Anfänge der Feudalherrschaft und Christianisierung

Gürtelschnalle aus Bronze, Mitte 6. Jahrhundert n.Chr., aus der merowingischen Nekropole von Bassecourt (Office de la culture, Section d'archéologie et paléontologie, Pruntrut).
Gürtelschnalle aus Bronze, Mitte 6. Jahrhundert n.Chr., aus der merowingischen Nekropole von Bassecourt (Office de la culture, Section d'archéologie et paléontologie, Pruntrut).

Vom 6. Jahrhundert an war die Besiedlung in der Ajoie und im Delsberger Tal nachweislich recht dicht. In der ländlichen Siedlung im Gebiet von Develier und Courtételle wurden damals grosse Mengen an Eisenerz verhüttet. Diese Tätigkeit bewog Giesser dazu, sich weiter südlich niederzulassen, insbesondere in der Umgebung von Corcelles und Court, wie die dort gefundenen Rennöfen und Schlackenhaufen belegen. Die zahlreichen Grabstätten lassen eine stärkere Besiedlung ab der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts und vor allem im 7. Jahrhundert annehmen. Die reichen Grabbeigaben aus dem bedeutenden merowingischen Friedhof in Bassecourt, der Mitte der 1870er Jahre entdeckt und ausgegraben wurde, weisen auf das Bestehen einer fränkischen Aristokratie in der Gegend hin. Der Friedhof gehörte zur wichtigsten Ansiedlung des Sornegaus, dessen Territorium sich bis zu den Quellen der Birs erstreckte und der vermutlich den elsässischen Herzögen im zentralen Teil Austrasiens unterstand. Das grosse Gebiet des Elsgaus, der die heutige Ajoie umfasste, blieb der Diözese Besançon und dem Königreich Burgund angegliedert. Der Bevölkerungsanstieg des 7. Jahrhunderts, der Reichtum an Eisenerz sowie der Verbindungsweg ins Mittelland zogen missionierende Mönche an: Ursicinus, der sich im Clos du Doubs niederliess, und Germanus, den ersten Abt des Klosters Moutier-Grandval, die später beide heilig gesprochen wurden.

Die karolingische Zeit hat im Jura, der nach der Teilung des Frankenreichs im Vertrag von Verdun (843) zu Lotharingen im Mittelreich gehörte, wenig Spuren hinterlassen. Und doch wurden vermutlich in dieser Epoche Festungstürme errichtet, wie jener von Le Chetelay in Courfaivre, von Le Béridier (Vorbourg) in Delsberg oder auf dem Mont-Terri in der Ajoie, die als Vorboten der Feudalherrschaft aufgefasst werden können. Im 8. und 9. Jahrhundert gewann die Abtei Moutier-Grandval an Bedeutung und vergrösserte ihren Besitz im Delsberger Tal auf Kosten der kleinen lokalen Grundherren.

Das Fürstbistum Basel (999-1792)

Der heutige Kanton besteht aus Gebieten, die zum ehemaligen Fürstbistum Basel gehörten: die Sous les Roches genannten Pfarreien der Abtei (ab ca. 1100 Kollegiatstift) Moutier-Grandval, die Herrschaften Ajoie, Delsberg und Freiberge, das Gebiet der Propstei Saint-Ursanne sowie zwei Dörfer der Klosterherrschaft Bellelay.

Entstehung des fürstbischöflichen Territoriums

Madonna mit Kind aus Delsberg. Eichenholz, um 1330 (Musée jurassien d'art et d'histoire, Delsberg; Fotografie Pierre Montavon).
Madonna mit Kind aus Delsberg. Eichenholz, um 1330 (Musée jurassien d'art et d'histoire, Delsberg; Fotografie Pierre Montavon). […]

999 vergabte Rudolf III., der letzte König von Burgund, dem Bischofsstuhl in Basel die Abtei Moutier-Grandval mit allen ihren Besitzungen. Mit dieser Schenkung, durch die der weltliche Herrschaftsbereich des Bischofs erheblich vergrössert wurde, setzte der Aufstieg des Fürstbistums Basel ein. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts fiel die Propstei Saint-Ursanne, die zur Diözese Besançon gehörte, in den weltlichen und geistlichen Hoheitsbereich der Bischöfe von Basel. 1241 kamen die Güter des Herrn von Hasenburg dazu. 1271 erwarb der Bischof den Besitz des Grafen von Pfirt. 1283 übernahm er vom besiegten Grafen de Montbéliard, der von Rudolf I. von Habsburg unterstützt worden war, die Hoheitsrechte über Pruntrut und die Ajoie. Um die Macht gegenüber dem Adel abzusichern, begünstigten der Kaiser und der Bischof die Vergabe des Stadtrechts, das Pruntrut (1283), Delsberg (1289), La Neuveville (1318) und Saint-Ursanne (1338) erhielten. 1384 gewährte Bischof Imer von Ramstein auch den Bewohnern des Mons Falconis erste Freiheiten, worauf das sukzessive urbar gemachte Gebiet "Franche Montagne" (1595 "Franche Montagne des Bois") und nach der Gründung weiterer Pfarreien "Franches-Montagnes" (Freiberge) genannt wurde. Das Fürstbistum hatte dieses auch als "Herrschaft von Muriaux" (Spiegelberg) bezeichnete Territorium gegen 1360 erworben und der Kastlanei Saint-Ursanne angegliedert.

Im 14. Jahrhundert mussten die geschwächten und in Geldnot geratenen Bischöfe von Basel ihre jurassischen Besitzungen verpfänden, vermochten aber im 15. Jahrhundert die Macht des Fürstbistums teilweise wieder herzustellen. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts konnte der Fürstbischof als Reichsfürst seine Herrschaft aber nur in den Kastlaneien Ajoie, Delsberg und Saint-Ursanne (mit Freibergen) sowie im Laufental, also im Nordteil des fürstbischöflichen Territoriums ungeschmälert geltend machen, während der südliche Territoriumsteil (Propstei Moutier-Grandval, Erguel, La Neuveville, Tessenberg und Biel) vom Schutz profitierte, den die mit Bern, Freiburg oder Solothurn geschlossenen Burgrechtsverträge boten.

Der Fürstbischof und die jurassischen Untertanengebiete

Kopf einer Pfeife aus dem Besitz des Fürstbischofs Franz Joseph Sigismund von Roggenbach. Holzschnitzerei, 1793 (Musée jurassien d'art et d'histoire, Delsberg; Fotografie Laurent Enard).
Kopf einer Pfeife aus dem Besitz des Fürstbischofs Franz Joseph Sigismund von Roggenbach. Holzschnitzerei, 1793 (Musée jurassien d'art et d'histoire, Delsberg; Fotografie Laurent Enard). […]

Im 16. Jahrhundert setzte sich die Reformation zunächst in Basel (1529), dann im Südteil des Fürstbistums durch (1530-1531). Im Nordteil, in Pruntrut und im Laufental, erlosch die reformierte Bewegung dagegen um 1580. Schon 1528 hatte der Fürstbischof von Basel seine Residenz nach Pruntrut verlegt, und das Kapitel Moutier-Grandval war 1534 nach Delsberg ausgewichen. 1555 nützten die Untertanen des Delsberger Tals und der Freiberge die Vakanz des Bischofssitzes aus, um mit der Stadt Basel Burgrechtsverträge abzuschliessen. Fürstbischof Melchior von Lichtenfels, der sich dem nicht zu widersetzen vermochte, handelte mit den 13 freien Gemeinden des Delsberger Tals ein neues Landrecht aus (1562), um die Nutzung der Wälder zu regeln. Bischof Jakob Christoph Blarer von Wartensee bekämpfte die Autonomiebestrebungen hingegen tatkräftig. Er bewirkte die Auflösung der Burgrechtsverträge mit Basel und handelte mit seinen Untertanen dauerhafte Vereinbarungen aus: das Abkommen von Delsberg mit den Freibergen (Franche Montagne des Bois, 1595), die neue Polizeiverordnung von Pruntrut (1598), die Revision des alten Rodels der Ajoie (1601). Während des Dreissigjährigen Kriegs war der Norden des Fürstbistums 1634-1640 mehrmals Opfer erpresserischer Geldforderungen, die nacheinander von schwedischen, französischen und kaiserlichen Söldnertruppen durchgesetzt wurden. Im 18. Jahrhundert geriet die im Geist des aufgeklärten Absolutismus betriebene Modernisierung des Staats mit den Freiheiten (franchises) und den jahrhundertealten Gewohnheitsrechten in Konflikt. Die Verordnungen von 1726, die eine Verwaltungsreform des Fürstbistums zum Ziel hatten, lösten die Landestroublen aus (1730-1740), deren diplomatische Folge die Annäherung des Fürstbischofs an Frankreich war (gegenseitiges Verteidigungsabkommen von 1739, erneuert 1780).

Von der französischen Republik zum Kanton Bern (1792-1978)

Die Französische Revolution fand grossen Widerhall im Fürstbistum Basel, das im politischen, militärischen, wirtschaftlichen und kulturellen Einflussbereich Frankreichs lag. Dennoch führten die Volksunruhen, deren Zentrum die Stadt Pruntrut war, nicht zum Sturz der Bischofsherrschaft. Kurz vor der Besetzung des Landes durch französische Freiwilligenbataillone im April 1792 entschloss sich der Fürstbischof zur Flucht. Die Anwesenheit der französischen Truppen stärkte die revolutionäre Bewegung, die von Josef Anton Rengger, dem Syndikus der Landstände des Fürstbistumsder als Sprecher der Ständeversammlung gegenüber dem Fürstbischof fungierte, und Weihbischof Johann Baptist Joseph Gobel angeführt wurde; die Notabeln von Pruntrut und Delsberg schlossen sich ihr aus Opportunismus an.

Unter französischer Herrschaft (1792-1815)

Durchzug von Schweizer Gefangenen bei der Eisenhütte von Courrendlin im Departement Mont-Terrible, März 1798. Aquarell von François-Joseph Bandinelli (Musée jurassien d'art et d'histoire, Delsberg; Fotografie Pierre Montavon).
Durchzug von Schweizer Gefangenen bei der Eisenhütte von Courrendlin im Departement Mont-Terrible, März 1798. Aquarell von François-Joseph Bandinelli (Musée jurassien d'art et d'histoire, Delsberg; Fotografie Pierre Montavon). […]

Am 17. Dezember 1792 wurde die Raurachische Republik ausgerufen. Doch da sich die jurassische Nationalversammlung über die Zukunft des Landes nicht einig wurde, liess sie sich am 23. März 1793 den Anschluss an Frankreich aufzwingen. Das neu geschaffene Departement Mont-Terrible mit dem Hauptort Pruntrut bestand aus zwei Distrikten, dem Distrikt Pruntrut mit der Ajoie, dem Clos du Doubs und den Freibergen und dem Distrikt Delsberg, Sitz des Militärkommandos, mit dem ganzen Delsberger Tal und dem Laufental. Im März 1797 wurde das Departement um die Landschaft Montbéliard und im Dezember um die nun ebenfalls besetzten südlichen Gebiete des Fürstbistums erweitert, während unter dem Konsulat das Departement Mont-Terrible aufgehoben (1800) und dem Departement Haut-Rhin mit Hauptort Colmar angegliedert wurde. Es bildete nun zwei Arrondissements, unterteilt wiederum in je fünf Kantone, mit Delsberg und Pruntrut als Unterpräfekturen.

Durch den Zusammenbruch des napoleonischen Kaiserreichs wurde der politische Status der Region erneut in Frage gestellt. 1815 sprach der Wiener Kongress das verwaiste Fürstbistum Basel der Eidgenossenschaft zu und schloss es dem Kanton Bern an, mit Ausnahme der ehemaligen Vogtei Birseck und von Teilen der ehemaligen Vogtei Pfeffingen, die zum Kanton Basel kamen. Die europäischen Mächte wollten so die französische Grenze gegen Westen verschieben, den Kanton Bern für den Verlust der Waadt sowie des Aargaus entschädigen und ein erneutes Aufleben eines geistlichen Fürstentums verhindern. Am 21. Dezember übergab der eidgenössische General-Kommissar Johann Conrad Escher in Delsberg das Land den Repräsentanten der wiederhergestellten Patrizierrepublik Bern.

Titelseite der Vereinigungsurkunde des ehemaligen Fürstbistums Basel mit dem Kanton Bern, 23. November 1815 (Staatsarchiv Bern).
Titelseite der Vereinigungsurkunde des ehemaligen Fürstbistums Basel mit dem Kanton Bern, 23. November 1815 (Staatsarchiv Bern).

Die Vereinigungsurkunde vom 14. November 1815, die zwischen der bernischen Delegation und Vertretern aus dem ehemaligen Fürstbistum in Biel ausgehandelt und unterzeichnet wurde, garantierte die offizielle Stellung der katholischen Religion in den traditionell katholischen Gemeinden. Sie sah auch die Aufhebung des französischen Straf- und Zivilgesetzbuchs sowie die Wiedererrichtung der Bürgergemeinden vor. Die Abschaffung des Zehnten und der Feudalabgaben, die unter der französischen Republik durch die Grundsteuer ersetzt worden waren, wurde bestätigt.

Bernische Zeit und politisches Leben

Im Berner Territorium bildete das Gebiet des späteren Kantons Jura den katholischen und französischsprachigen Teil des Leberbergs (früheres deutsches Toponym für den Jura), der nun zum Berner Jura geworden war. Das auch als Nordjura bezeichnete heutige Kantonsgebiet verteilte sich auf vier der anfänglich fünf bernischen Amtsbezirke oder – dieser Begriff war bis 1831 ebenfalls gebräuchlich – Oberämter: Der Amtsbezirk Delsberg, zu dem bis 1846 auch das deutschsprachige und mehrheitlich katholische Laufental gehörte, erstreckte sich fast auf das gesamte Delsberger Tal. Jener von Pruntrut bestand aus der Ajoie und fünf der acht Gemeinden der ehemaligen Propstei Saint-Ursanne, während die drei übrigen zum Amtsbezirk Freiberge kamen. Aus dem Amtsbezirk Moutier, der nach 1979 mehrheitlich bei Bern blieb, stammen acht katholische Grenzgemeinden, die aufgrund der 1975 durchgeführten Plebiszite zum Kanton Jura wechselten; Vellerat trat dem neuen Kanton erst 1996 bei. Der Südjura, der 1978 beim Kanton Bern verbleiben sollte, umfasste den reformierten Teil des Berner Jura (Amtsbezirke Moutier, Courtelary und von 1846 an La Neuveville).

Der Klerus und die bürgerlichen Kreise des Juras schickten sich in das Restaurationsregime. Eine intellektuelle Elite, zu der etwa Xavier Stockmar, Jules Thurmann und Auguste Quiquerez zählten, ging allerdings davon aus, dass Bern die Vereinbarungen der Vereinigungsurkunde von 1815 bald wieder antasten würde, und strebte deshalb die Unabhängigkeit von Bern an. Schon gegen 1830 tauchen in diesem Zusammenhang die Begriffe "Jurafrage" und  "Separatismus" auf. Die Pruntruter Liberalen nahmen denn auch, ermutigt durch die Julirevolution von 1830 in Paris, an der Bewegung teil, die das bernische Patriziat zu Fall brachte.

Die liberale Kantonsverfassung von 1831 führte die repräsentative Demokratie ein und wandelte die Oberämter in Amtsbezirke um. Die Regierungsstatthalter wurden bis zur Einführung der Volkswahl 1894 wie ihre Vorgänger, die Oberamtmänner, von der Regierung und einem Ausschuss des Grossrats ernannt.  Die Umsetzung der Verfassung stellte die von der eidgenössischen Tagsatzung garantierten Grundsätze der Vereinigung des Juras mit Bern in Frage. Die jurassischen Katholiken fühlten sich gegenüber dem Bischof der 1828 reorganisierten Diözese Basel zu Gehorsam verpflichtet und widersetzten sich Massnahmen, die darauf abzielten, die Kirche dem Staat zu unterstellen und ihr das Unterrichtswesen zu entziehen. 1832 weigerten sich die Priester, den Eid auf die Verfassung zu leisten; erst als der Heilige Stuhl einwilligte, waren sie dazu bereit. 1834 stiess die Errichtung eines konfessionell gemischten jurassischen Lehrerseminars in Pruntrut auf heftigen Widerstand. Als der bernische Grosse Rat 1836 die Badener Artikel annahm, welche die katholische Kirche der Kontrolle der Diözesankantone unterstellte, kam es zu einem Volksaufstand. Um die Ordnung im katholischen Jura wiederherzustellen, intervenierte die bernische Armee; nach einer Intervention Frankreichs zog die Regierung die Truppen aber wieder ab und der Grosse Rat nahm seine Beschlüsse zu den Badener Artikeln zurück.

Angeführt von Léon Froidevaux marschieren die Genfer Jurassier gegen Bern. Karikatur, erschienen am 23. Dezember 1916 in der Genfer Satirezeitung Guguss', die 1914-1917 wegen der Zensur unter dem Namen Petit Suisse herausgegeben wurde (Bibliothèque de Genève).
Angeführt von Léon Froidevaux marschieren die Genfer Jurassier gegen Bern. Karikatur, erschienen am 23. Dezember 1916 in der Genfer Satirezeitung Guguss', die 1914-1917 wegen der Zensur unter dem Namen Petit Suisse herausgegeben wurde (Bibliothèque de Genève). […]

Unter der radikalen Regierung nahmen die Spannungen zwischen Anhängern der neuen staatlichen Ordnung und Verteidigern der Rechte der katholischen Kirche zu. Die Auseinandersetzungen um schulpolitische oder konfessionelle Fragen mehrten sich und kulminierten schliesslich in den 1870er Jahren im Kulturkampf, der sich tief ins kollektive Gedächtnis der Jurassier einprägte. Am Ende des Jahrhunderts verstärkten die Wahlkämpfe und der polemisch geführte Schlagabtausch zwischen der Zeitung Le Démocrate und dem mit ihr konkurrierenden Blatt Le Pays die Spaltung zwischen Freisinnigen und Katholisch-Konservativen. Ihre Meinungsverschiedenheiten hinderten die beiden verfeindeten Zeitungen aber nicht daran, sich zur Verteidigung der regionalen Interessen zusammenzuschliessen, etwa wenn es um die Beibehaltung des französischen Rechts und der Bürgergemeinden sowie um den Eisenbahnbau ging.

Plakat der liberal-radikalen Partei für die Nationalratswahlen vom 29. Oktober 1922. Plakat von Armand Schwarz (Musée de l'Hôtel-Dieu, Pruntrut; Fotografie Jacques Bélat).
Plakat der liberal-radikalen Partei für die Nationalratswahlen vom 29. Oktober 1922. Plakat von Armand Schwarz (Musée de l'Hôtel-Dieu, Pruntrut; Fotografie Jacques Bélat).

Nachdem die Sozialdemokratische Partei (SP) zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB, später Schweizerische Volkspartei SVP) nach dem Ersten Weltkrieg im Jura Fuss gefasst hatten, veränderten sich die politischen Kräfteverhältnisse hauptsächlich auf Kosten der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP). In den 1950er Jahren führten die Jurafrage (Berner Jura) und der Vormarsch der Sozialdemokraten im Amtsbezirk Delsberg 1957 zur Spaltung der Katholisch-Konservativen in eine Konservative christlichsoziale Partei (ab 1971 CVP) und eine unabhängige christlichsoziale Partei (Parti chrétien-social indépendant, PCSI). Die anfänglich eher konservative jurassische Wählerschaft zeigte sich ab Mitte des 20. Jahrhunderts fortschrittlicher und hiess Vorlagen gut, die auf gesamtschweizerischer Ebene abgelehnt wurden: 1959 das Frauenstimmrecht, 1962 und 1963 die Antiatom-Initiativen, 1970 das Recht auf Wohnung und 1974 die Initiative für eine sozialere Krankenkasse. 1959 sprach sich der Nordjura mit grosser Mehrheit für die abgelehnte bernisch-kantonale Initiative des Rassemblement jurassien (RJ) zur Durchführung einer Volksbefragung über die Selbstbestimmung aus. Am 23. Juni 1974 votierte er mit 74% Ja-Stimmen für die Schaffung des Kantons Jura. Die gesamte Bevölkerung der damals sieben bern-jurassischen Amtsbezirke hiess diese mit knapp 52% der Stimmen gut.

Bevölkerung und Entwicklung des Siedlungsraums

1818 wurden auf dem Territorium des späteren Kantons Jura rund 34'000 Personen gezählt, während die Bevölkerung bei Beginn der kantonalen Selbstständigkeit (1979) knapp 65'000 Einwohner umfasste. Diese im Vergleich zum schweizerischen Durchschnitt (250%) relativ schwache Zunahme von 91% erklärt sich aus der chronisch defizitären Migrationsbilanz. Die Zuwanderung von Berner Bauern und Arbeitern aus der Deutschschweiz oder dem Ausland im 19. Jahrhundert sowie von italienischen und spanischen Arbeitskräften ab den 1960er Jahren vermochte die Abwanderung der jungen Jurassier nicht zu kompensieren. Die Bevölkerungszahl entwickelte sich je nach Amtsbezirk unterschiedlich. In Delsberg nahm sie – in Übereinstimmung mit dem schweizerischen Durchschnitt – um 251% zu. In Pruntrut und in den Freibergen stieg sie im 19. Jahrhundert an (um 51% bzw. 28%); im 20. Jahrhundert erlitt sie in beiden Amtsbezirken einen Rückgang.

Die Zu- und Abwanderung veränderte die Zusammensetzung der Bevölkerung spürbar. Der Anteil der in ihrer Heimatgemeinde wohnhaften Ortsbürger ging stark zurück, während die sprachlichen und konfessionellen Minderheiten zulegten. An der Schwelle zum 20. Jahrhundert entsprach die Zahl der Deutschsprachigen einem Viertel der Bevölkerung im Bezirk Delsberg, aber weniger als einem Zehntel in den beiden anderen Bezirken. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hingegen war geprägt vom Vorrücken des Französischen, einem starken Rückgang des Deutschen und dem Auftreten der Minderheitssprachen Italienisch und Spanisch. Der Anteil der Reformierten stieg von 2% im Jahr 1850 auf 12% 1910 und 17% 1950, um bis 1970 wiederum auf 15% abzunehmen. An mehreren Orten wurden reformierte Kirchen gebaut, so in Delsberg (1865), Pruntrut (1891), Saignelégier (1913), Bassecourt (1945); reformierte Kapellen entstanden in Miécourt (1909), Courrendlin (1930) und Boncourt (1940). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts flüchteten Elsässer Juden vor Pogromen und liessen sich im Jurabogen von Basel bis La Chaux-de-Fonds nieder. Um die Synagogen von Pruntrut (1874) und Delsberg (1911) konstituierten sich zwei Gemeinden.

Die Synagoge von Pruntrut, April 1973 (Archives cantonales jurassiennes, Pruntrut, 178 J Pruntrut. 142).
Die Synagoge von Pruntrut, April 1973 (Archives cantonales jurassiennes, Pruntrut, 178 J Pruntrut. 142). […]

Die sozioökonomischen Veränderungen beeinflussten auch die räumliche Verteilung der Bevölkerung, die sich zunehmend in den industriellen und von der Bahn gut erschlossenen Gebieten konzentrierte. 1970 vereinigten 17 Ortschaften mit mehr als 1000 Einwohnern 70% (1818 39%) der Jurassier des späteren Kantons auf sich, von denen 32% (1818 10%) in Delsberg oder in Pruntrut lebten. In den durch Streusiedlungen geprägten Freibergen erfolgte der demografische Rückgang im 20. Jahrhundert hauptsächlich auf Kosten der Weiler, von denen einige im 19. Jahrhundert noch über 100 Einwohner gezählt hatten.

Wirtschaftliche Entwicklung

1815 arbeitete mehr als die Hälfte der aktiven Bevölkerung der Ajoie, des Clos du Doubs und des Delsberger Tals im ersten Sektor: Sie betrieb Ackerbau und züchtete hauptsächlich Rindvieh sowie Pferde. In der Mitte des 19. Jahrhunderts zählte man in dieser Region noch etwa 100 Mühlen, Sägereien und Stampfen sowie rund zehn Gerbereien – alles Betriebe, die eng mit der Land- und Forstwirtschaft verbunden waren. Die Töpferei in Bonfol, die Steingutmanufaktur in Cornol, die Tabakfabrik in Boncourt (Burrus) sowie die Seidenstickerei in Heimarbeit im Amtsbezirk Delsberg vervollständigten das Spektrum der gewerblichen Aktivitäten.

Die Hochöfen in Undervelier. Öl auf Leinwand, gemalt von Edouard-Frédéric Pape, 1845 (Musée jurassien d'art et d'histoire, Delsberg; Fotografie Pierre Montavon).
Die Hochöfen in Undervelier. Öl auf Leinwand, gemalt von Edouard-Frédéric Pape, 1845 (Musée jurassien d'art et d'histoire, Delsberg; Fotografie Pierre Montavon).

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitete sich die Uhrenindustrie in den Dörfern und Weilern der Freiberge. In den 1840er Jahren setzte sie sich in der Ajoie und nach 1870 auch im Delsberger Tal fest. Dort war die Eisenindustrie, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts einen beachtlichen Aufschwung erlebt hatte (Metallindustrie), im Niedergang begriffen. Zu den drei alten Hochöfen in Courrendlin, Undervelier und Bellefontaine kamen jene von Delsberg (1838), Choindez (1846) und Les Rondez (1855) hinzu. Auf ihrem Höhepunkt (1858) beschäftigte die jurassische Eisenindustrie etwa 1800 Bergarbeiter, Giesser, Schmiede, Fuhrleute, Holzfäller und Köhler. Doch die starke ausländische Konkurrenz führte zur Schliessung der Giessereien, mit Ausnahme der Anlagen von Choindez und Les Rondez, die unter der Leitung der Firma Von Roll während des 20. Jahrhunderts etwa 1000 Arbeitsstellen boten.

Der Bau der jurassischen Eisenbahn (1872-1877) verband die Ajoie und das Delsberger Tal mit dem französischen und dem schweizerischen Schienennetz. Nach der Annexion des Elsasses durch das Deutsche Kaiserreich (1871) wurde Pruntrut, als Ersatz für Basel, zu einem wichtigen Grenzbahnhof im Verkehr mit Frankreich. Das von den Linien Biel-Delsberg-Basel und Delsberg-Pruntrut-Delle gebildete Basisnetz wurde 1903 mit den Linien der Jura-Simplon-Bahn (JS) in die SBB integriert. Die abseits liegenden Gebiete unternahmen grosse Anstrengungen, um auch ans Eisenbahnnetz angeschlossen zu werden. Die 1892 eröffnete Verbindung zwischen La Chaux-de-Fonds und Saignelégier wurde 1904 bis Glovelier und 1913 via Le Noirmont bis nach Tramelan verlängert. Die 1901 in Betrieb genommene Strecke Pruntrut-Bonfol wurde 1910 mit dem elsässischen Netz verbunden. All diese Linien wurden 1944 in der Compagnie des chemins de fer du Jura (CJ) vereinigt. In der Haute-Ajoie und im Val Terbi (Tal der Scheulte) wurden die Postkutschen erst in den 1920er Jahren ersetzt. Von den 1960er Jahren an erhoben die Jurassier die Forderung nach einer transjurassischen Autobahn, doch erst 1984 wurde die Streckenführung der Transjurane ins nationale Autobahnnetz aufgenommen und erst Ende des Jahrzehnts wurde mit dem Bau begonnen.

Werbeplakat für die Fahrräder der Firma Condor, um 1930 (Musée de l'Hôtel-Dieu, Pruntrut; Fotografie Jacques Bélat).
Werbeplakat für die Fahrräder der Firma Condor, um 1930 (Musée de l'Hôtel-Dieu, Pruntrut; Fotografie Jacques Bélat). […]

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelang es der jurassischen Industrie, in der die Uhrenfabrikation deutlich vorherrschte, neue Märkte zu erschliessen: Textilien in der Ajoie, Velos und Motorräder in Courfaivre (Condor), Messer in Delsberg (Wenger), Metallverarbeitung in Saint-Ursanne. Der Anteil der im zweiten Sektor tätigen Bevölkerung verdoppelte sich zwischen 1860 und 1970 beinahe; von einem Drittel stieg er auf 60%, während der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten von 50% auf 10% zurückging. Wegen der geringen Diversifizierung der Industrie blieb die jurassische Wirtschaft bis heute krisenanfällig. Die Hälfte der im zweiten Sektor Beschäftigten arbeitete in der Uhrenindustrie, ein Viertel in der Metall verarbeitenden und in der mechanischen Industrie. Die High-Tech-Industrie und der dritten Sektor waren untervertreten.

Sozialer und kultureller Wandel

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bildete sich eine Arbeiterklasse zunächst in den Städten Delsberg und Pruntrut, in denen der industrielle Aufschwung die Fabrikproduktion konzentriert hatte. Durch die Zunahme der Handelsaktivitäten und der Dienstleistungsangebote stieg auch die Zahl der Angestellten, Lehrer und Beamten um ein Vielfaches an. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fasste die Gewerkschaftsbewegung bei den Uhren- und Metallarbeitern sowie bei den Eisenbahnern Fuss, etwa zur gleichen Zeit, als die Sozialdemokratische Partei und eine christlich-soziale Bewegung auf den Plan traten. Letztere war Teil eines sehr dichten Vereinsnetzes, das vom katholischen Klerus und den Führern der konservativen Partei geknüpft worden war, um dem religiösen und politischen Leben einen ordnenden Rahmen zu geben. Der katholische Jura bezeugte jedes Jahr öffentlich seinen Glauben bei den Fronleichnamsprozessionen und durch seine Teilnahme an den Festen zu Ehren von Notre-Dame du Vorbourg in der Nähe von Delsberg.

Plakat für ein katholisches Turnfest, 1943 (Musée de l'Hôtel-Dieu, Pruntrut; Fotografie Jacques Bélat).
Plakat für ein katholisches Turnfest, 1943 (Musée de l'Hôtel-Dieu, Pruntrut; Fotografie Jacques Bélat).

Die Tradition der geselligen veillées, der langen Abende im Kreis der Familie und der Nachbarn, und die bäuerliche Mentalität verblassten allmählich. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts an trugen der Ausbau des öffentlichen Unterrichtswesens (Primar- und Sekundarschulen; Seminare für Lehrer in Pruntrut 1834 und für Lehrerinnen in Delsberg 1846; Kantonsschule in Pruntrut 1856 und später noch Berufsschulen), der Aufschwung des Vereinswesens (Hilfsvereine und Landwirtschaftsgenossenschaften, Musik-, Kultur- und Sportvereine, Berufs- und Gewerkschaftsverbände sowie politische Organisationen) wie auch die Entstehung einer regionalen Presse (Le Jura, Le Pays, Le Démocrate) zur Erweiterung des Wissens und zur Veränderung der sozialen Beziehungen bei. Die Entwicklung hin zur modernen Welt, die sich im 20. Jahrhundert noch beschleunigte, führte auch zum Verschwinden des Patois, des regionalen Dialekts, Symbol einer ländlichen Gesellschaft und ihrer mündlichen Tradition. Als erste der grossen regionalen Gesellschaften entstand 1847 die Société jurassienne d'émulation, die sich zum Ziel setzte, die französische Kultur zu verteidigen und die literarische und wissenschaftliche Tätigkeit ihrer Mitglieder zu fördern.

Republik und Kanton Jura

Resultatbekanntgabe des Juraplebiszits vom 23. Juni 1974 vor dem Rathaus in Delsberg. 25 Minuten Archivmaterial des Fernsehens der französischen Schweiz (Radio Télévision Suisse, Genf, Play RTS).
Resultatbekanntgabe des Juraplebiszits vom 23. Juni 1974 vor dem Rathaus in Delsberg. 25 Minuten Archivmaterial des Fernsehens der französischen Schweiz (Radio Télévision Suisse, Genf, Play RTS). […]

Ab 1947 wurde die Kantonsgründung als möglicher Lösungsansatz für die Jurafrage diskutiert. Am 23. Juni 1974 stimmte die jurassische Bevölkerung der sieben Amtsbezirke bei einer Stimmbeteiligung von 90% der Schaffung eines Kantons Jura mit 36'802 Ja- gegen 34'057 Nein- und 1726 Leerstimmen schliesslich zu. Dieses Votum für die Selbstbestimmung war der eigentliche Gründungsakt des jurassischen Kantons. Mit der Abstimmung vom 16. März 1975, in dem sich die drei südjurassischen Amtsbezirke für den Verbleib bei Bern entschieden, begann eine Serie von Plebisziten, die der bernische Verfassungszusatz von 1970 vorsah. Nach diesen Volksbefragungen, die alle 1975 stattfanden, beschränkte sich dann das zukünftige kantonale Territorium auf die drei Bezirke mit separatistischer Mehrheit (Pruntrut, Delsberg und Freiberge) sowie acht weitere Gemeinden aus dem Bezirk Moutier (Châtillon, Corban, Courchapoix, Courrendlin, Lajoux, Les Genevez, Mervelier und Rossemaison), während sich umgekehrt zwei kleine Gemeinden aus dem Bezirk Delsberg (Roggenburg und Rebévelier) Bern anschlossen.

Plakat der antiseparatistischen Bewegung der südjurassischen Force démocratique zum Plebiszit vom 16. März 1975 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).
Plakat der antiseparatistischen Bewegung der südjurassischen Force démocratique zum Plebiszit vom 16. März 1975 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern). […]

Ab Sommer 1975 bildeten die Vertreter des späteren Kantons Jura im bernischen Grossen Rat eine Gruppe, die gegenüber den eidgenössischen und den bernischen Behörden bis zum Inkrafttreten der Souveränität als privilegierter Gesprächspartner zur Wahrung der jurassischen Interessen auftrat. Am 11. Dezember 1975 präsentierte der jurassische Anwaltsverband einen Verfassungsentwurf, der von den politischen Parteien sowie vom Rassemblement jurassien (RJ) rasch als Diskussionsbasis akzeptiert wurde. Um die Kontrolle über die Ausgestaltung des zukünftigen Kantons zu behalten, setzte das RJ eine Koordinationskommission ein, welche die Organisation und die Arbeiten der Konstituante (verfassunggebenden Versammlung) stark beeinflusste.

Die Schaffung des Kantons Jura (1974-1978)

Vereidigung der Mitglieder der verfassunggebenden Versammlung in der Kirche Saint-Marcel in Delsberg, 12. April 1976 © KEYSTONE.
Vereidigung der Mitglieder der verfassunggebenden Versammlung in der Kirche Saint-Marcel in Delsberg, 12. April 1976 © KEYSTONE.

Die Wahlresultate für den Verfassungsrat (21. März 1976) bestätigten die bestehenden Kräfteverhältnisse; sie unterstrichen den persönlichen Erfolg der wichtigsten Führerfiguren des RJ, darunter Roland Béguelin und Roger Schaffter, und die Niederlage neuer unabhängiger, nicht dem klassischen Parteienspektrum zugehöriger Gruppierungen. Um die 50 Sitze bewarben sich elf Gruppierungen mit insgesamt 529 Kandidaten. Die Christdemokraten gewannen 19 Sitze, die Freisinnigen 11, die Sozialdemokraten 10, die unabhängigen Christlichsozialen 7, die Vertreter der Schweizerischen Volkspartei 2 und der Parti radical réformiste (separatistische Abspaltung der jurassischen FDP) 1 Mandat. Valentine Friedli war die einzige Frau, die einen Sitz errang. Die Arbeit des Verfassungsrats, die am 12. April 1976 nach einer feierlichen Zeremonie in Angriff genommen wurde, kam am 3. Februar 1977 zum Abschluss. Am 20. März 1977 wurde das von den Volksvertretern einstimmig angenommene Grundgesetz von Republik und Kanton Jura mit 80% Jastimmen vom Volk ratifiziert.

Die Verfassung des neuen Kantons zeichnete sich besonders durch die Anerkennung des Rechts auf Arbeit und auf Wohnung sowie des Streikrechts aus. Sie beauftragte den Staat überdies, die Vollbeschäftigung zu fördern, dem Prinzip der Gleichstellung von Mann und Frau Nachdruck zu verleihen sowie auf die Integration von Migranten und Menschen mit Behinderung zu achten. Der Kantonalbank übertrug sie die Aufgabe, die Wirtschaftspolitik des Kantons zu unterstützen. Der Artikel 44, der die Errichtung eines Büros für Frauenfragen vorgibt, stellte für die damalige Schweiz ebenfalls ein Novum dar.

Plakat für die Abstimmung vom 24. September 1978 über die Schaffung des Kantons Jura, gestaltet vom Schweizerischen Aktionskomitee für die Aufnahme des Kantons Jura in den Bund (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).
Plakat für die Abstimmung vom 24. September 1978 über die Schaffung des Kantons Jura, gestaltet vom Schweizerischen Aktionskomitee für die Aufnahme des Kantons Jura in den Bund (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).

Nachdem der Verfassungsrat ordnungsgemäss mandatiert worden war, arbeitete er die Gesetze aus, wobei er die bernische Gesetzgebung provisorisch beibehielt, wenn sie den Bestimmungen der jurassischen Verfassung nicht widersprach. Er stellte das Verwaltungsorganigramm des zukünftigen Kantons auf und vereinbarte mit dem Kanton Bern die Modalitäten der Güteraufteilung. Im September 1977 hiessen die eidgenössischen Räte die jurassische Verfassung gut, mit Ausnahme des Artikels 138, der die Möglichkeit vorsah, den ganzen oder einen Teil des bernisch gebliebenen Juras – unter dem Vorbehalt einer gesetzeskonformen Ablösung – dem neuen Kanton anzugliedern. Am 24. September 1978 ratifizierten das Schweizer Volk (82% Ja) und alle Stände die Schaffung des Kantons Jura, indem sie einer diesbezüglichen Änderung der Bundesverfassung zustimmten. Im November nahm das jurassische Volk die ersten kantonalen Gesetze an und wählte Parlament und Regierung. Zwei Ständeräte, ein Christdemokrat und ein Sozialdemokrat, wurden im Dezember in stiller Wahl bestellt. An seiner letzten Sitzung am 6. Dezember übertrug der Verfassungsrat seine Befugnisse auf die neu gewählte Regierung und das Parlament. Seit dem 1. Januar 1979 an bildet der Kanton Jura den 26. souveränen Teilstaat der Eidgenossenschaft.

Organisation und Verwaltung des Kantons

Die Organisation des jurassischen Staates unterscheidet sich kaum von jener der anderen Stände. In Bezug auf die Ausgestaltung der weit gefassten politischen Rechte erwies sich der Kanton allerdings als ausgesprochen progressiv: Das passive Wahlrecht gilt für Schweizer ab 18 Jahren, die ausländische Bevölkerung verfügt auf kommunaler und kantonaler Ebene über das Stimm- und aktive Wahlrecht, seit 1998 auch über das passive Wahlrecht für kommunale Legislativorgane. 2000 Wahlberechtigte oder acht Gemeinden können mit einer Volksinitiative die Aufnahme, die Veränderung oder die Abschaffung von Verfassungs- und Gesetzesbestimmungen verlangen.

Die Behörden

Vom obligatorischen oder fakultativen Referendum abgesehen, wird die gesetzgebende Gewalt vom kantonalen Parlament ausgeübt, das auch mit der Oberaufsicht über die Regierung, die Verwaltung und die Justizbehörden betraut ist. Die 60 Volksvertreter werden für fünf Jahre (bis 2010 für vier Jahre) nach dem Proporzsystem gewählt, wobei eine zweimalige Wiederwahl hintereinander möglich ist. Jeder Bezirk bildet einen Wahlkreis. Beobachter aus dem bernisch gebliebenen Jura können zu den Sitzungen des Parlaments eingeladen werden.

Die erste Regierung des Kantons Jura, die ab 1979 in Delsberg tagte (Fotografie Jacques Bélat).
Die erste Regierung des Kantons Jura, die ab 1979 in Delsberg tagte (Fotografie Jacques Bélat). […]

Die Regierung (Gouvernement genannt) besteht aus fünf Mitgliedern (ministres), die nach dem Majorzsystem für fünf Jahre (vier Jahre bis 2010) gewählt werden und dreimal wiedergewählt werden können. Die erste Regierungsrätin war Odile Montavon, die sich bei den Teilerneuerungswahlen 1993 durchsetzte. Die kantonalen Verwaltungsstellen sind auf die Staatskanzlei und die fünf Departemente verteilt. Die Justizbehörden umfassen das erstinstanzliche Gericht, das 2000 die Bezirksgerichte ersetzt hat, sowie das Kantonsgericht als Appellationsinstanz, das aus sieben Gerichtshöfen besteht und sich aus fünf vollamtlichen Richtern und sechs Suppleanten zusammensetzt. Zwei Besonderheiten zeichnen das jurassische Gerichtswesen aus: die gut ausgestaltete Verwaltungsgerichtsbarkeit und – als eine der Abteilungen des Kantonsgerichts – das Verfassungsgericht, das auf Anrufung hin die Gesetze vor deren Inkraftsetzung auf ihre Vereinbarkeit mit der Kantonsverfassung überprüft.

Exekutive und Legislative, die ihre Sitzungen nach der Kantonsgründung in privaten oder gemieteten Lokalitäten abhielten, erhielten 2003 mit dem Hôtel du Parlement et du Gouvernement in Delsberg ein eigenes Gebäude (eingeweiht am 19. März). Dieses hatte zuvor als Residenz des bischöflichen Kastlans, dann des bernischen Oberamtmanns, schliesslich als Sitz des bernischen Regierungsstatthalters und des Gerichts von Delsberg gedient.

Verwaltung und Kooperation

In den ersten Jahren staatlicher Souveränität wurde das nahtlose Weiterfunktionieren der Verwaltung durch etwa hundert Übereinkommen zwischen dem neuen Stand und dem Kanton Bern sichergestellt. Die jurassische Verwaltung hat ihre Basis in Delsberg (2002 792 Arbeitsplätze, 2019 917); die Ämter sind teilweise dezentralisiert. Das Sportamt und das Kulturamt haben ihren Sitz in Pruntrut, das Amt für Wasserwirtschaft und Naturschutz in Saint-Ursanne und das Sozialversicherungsamt in Saignelégier. Ein Teil der Steuerverwaltung ist in Les Breuleux angesiedelt, das kantonale Zeughaus befindet sich seit 2002 in Bure (vorher in Alle).

Nach der Angliederung von Vellerat 1996 zählte der Kanton 83 Gemeinden (20 Einwohnergemeinden und 63 Gemischte Gemeinden), die sich zur Bewältigung gemeinsamer Aufgaben (Spitäler, Schulen, Abwasserreinigung) in Gemeindeverbänden zusammenschlossen. Fusionen liessen die Zahl der Gemeinden bis 2019 auf 53 (13 Einwohnergemeinden und 40 Gemischte Gemeinden) sinken. In Pruntrut, Delsberg und in zehn Dörfern des Delsberger Tals bestanden 2019 noch Bürgergemeinden.

Das in der Verfassung verankerte Prinzip der Kooperation wurde durch eine aktive Teilnahme an interkantonalen Institutionen und Konferenzen umgesetzt. Es schlug sich auch in der Unterzeichnung bilateraler Abkommen mit Quebec, Wallonien, den Seychellen und Kamerun sowie im Beitritt zu grenzüberschreitenden Einrichtungen nieder, wie zu der Communauté de Travail du Jura (seit 2001 Conférence transjurassienne), der Versammlung der Regionen Europas und der Deutsch-Französisch-Schweizerischen Oberrheinkonferenz.

Erziehungs- und Gesundheitswesen

Student der Ecole d'horlogerie et de microtechnique (ab 2007 Ecole des métiers du technique) in Pruntrut, Anfang der 1990er Jahre (Fotografie Jacques Bélat).
Student der Ecole d'horlogerie et de microtechnique (ab 2007 Ecole des métiers du technique) in Pruntrut, Anfang der 1990er Jahre (Fotografie Jacques Bélat).

Der Kanton Jura verfügt über ein sehr dichtes und vielfältiges Schulsystem. Aber nur die Hälfte der Kinder trat vor 1991 nach vier Jahren Primarschule in die Sekundarschule ein. Die 1995 abgeschlossene Reform verlängerte die Primarschulzeit auf sechs Jahre und ermöglichte von da an allen Schülern den Übertritt in eine der drei Niveaugruppen der Sekundarstufe. Die Interkantonale Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen Schule (Harmos-Konkordat), welche deren Dauer auf elf Jahre festlegt, und die Convention scolaire romande sind seit 2012 in Kraft. Das Centre jurassien d'enseignement et de formation mit Sitz in Delsberg bietet seit 2007 in seinen fünf Abteilungen (Gesundheit, Soziales, Künste; Gymnasium; Technikum; Handelsschule; Gewerbeschule) Ausbildungsgänge im Anschluss an die obligatorische Schulzeit an. Mit Ausnahme der Landwirtschaftsschule (seit 1989 Institut agricole du Jura, seit 2004 in der Interjurassischen Stiftung für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum integriert) in Courtemelon (Courtételle) sind die nachobligatorischen Bildungseinrichtungen in den beiden Städten Delsberg und Pruntrut konzentriert. Kaufmännische Ausbildungsgänge werden in beiden Orten angeboten. Pruntrut ist Sitz des kantonalen Gymnasiums und der Fachschule für Uhrmacherei und Mikrotechnik, Delsberg beherbergt die 1979 gegründete Diplommittelschule (Ecole de culture générale), die auf die Berufsausbildungen im sozialpädagogischen und paramedizinischen Bereich vorbereitet, sowie die Ecole des métiers de la santé et du social, die aus der 1988 gegründeten Ecole des soins infirmiers hervorgegangen ist. Das Institut pédagogique, 1982 in Pruntrut gegründet, um die Lehrerseminare abzulösen, wurde 2001 in die Pädagogische Hochschule Bern-Jura-Neuenburg (HEP-BEJUNE) integriert. Der 2016 in Delsberg eingeweihte Campus Strate J wird von den Studentinnen und Studenten sowie den Lehrbeauftragten der Pädagogischen Hochschule sowie der Fachhochschule Jurabogen frequentiert; ausserdem dient er als Verwaltungssitz der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO). Private, aber staatlich subventionierte Institutionen wie zum Beispiel das Collège Saint-Charles in Pruntrut komplettieren das Bildungsangebot.

Die Rehabilitationsklinik in Le Noirmont. Luftaufnahme vom 2. September 1993 (ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Com_FC19-2340-003).
Die Rehabilitationsklinik in Le Noirmont. Luftaufnahme vom 2. September 1993 (ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Com_FC19-2340-003). […]

Das Gesundheitsamt überprüft die Berufsausübung im Gesundheitssektor. Es organisiert das Angebot an medizinischen und pflegerischen Leistungen der öffentlichen Hand. Um die Gesundheitskosten in den Griff zu bekommen, war die Verwaltung des jurassischen Spitalwesens 1993 einer einzigen öffentlich-rechtlichen Unternehmung anvertraut worden. Die Anfang des 21. Jahrhunderts eingeleitete Reform führte 2003 zur Schaffung des Hôpital multisites du Jura, dem zwei Krankenhäuser in Delsberg sowie je eines in Pruntrut und in Saignelégier angehören. Ausserdem nehmen auch das kantonale medizinisch-psychologische Zentrum, das Rehabilitationszentrum für Herz- und Kreislaufpatienten in Le Noirmont, ein Dutzend Alterswohn- oder Pflegeheime, der Betreuungsdienst für Hauspflege sowie Heime und geschützte Werkstätten für Menschen mit Behinderung medizinische und pflegerische Aufgaben wahr.

Bevölkerungsentwicklung

Die Wohnbevölkerung des Kantons Jura stagnierte im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts; sie stieg von 67'325 Einwohnern (1970) auf nur gerade 68'224 (2000). Der Rückgang am Ende der 1970er Jahre (64'986 Einwohner 1980, 66'233 Einwohner 1990) konnte bis 2000 knapp wettgemacht werden.

1980-2000 wuchs die jurassische Bevölkerung lediglich um 4,8%, d.h. dreimal weniger als im schweizerischen Durchschnitt (14,5%). Stagnation und Überalterung der Bevölkerung beunruhigten die kantonalen Behörden, sodass sie 2000 das Projekt "Jura pays ouvert" lancierten. Dessen Ziel war es, bis 2020 mittels fiskalischer, wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Massnahmen die Schwelle von 80'000 Einwohnern zu erreichen, doch 2004 wurde das besonders von den Sozialdemokraten bekämpfte Projekt vom Volk abgelehnt. Seit 2000 nahm die Einwohnerzahl trotzdem kontinuierlich zu. Sie stieg bis 2010 auf 70'032 und bis 2017 auf 73'290. Die Wachstumsrate in dieser Zeitspanne betrug mit 7,4% allerdings nur knapp die Hälfte von derjenigen der gesamten Schweiz, die bei 16,4% lag.

Wirtschaft

Allgemeine Entwicklung

Die Arbeitsplatzsituation widerspiegelt die wirtschaftliche Entwicklung. 1970-1980 sank die Zahl der Arbeitsstellen von 30'000 auf rund 29'000 und stieg dann bis 1985 wieder auf ca. 31'500, bis 1998 auf 32'200, bis 2008 auf 36'900 und bis 2016 auf 42'000 an. Der Kanton Jura, dessen Geburtsstunde in eine besonders ungünstige Konjunkturlage fiel, war folglich bald mit dem Problem der Arbeitslosigkeit konfrontiert; diese lag bereits 1982 bei über 1% und stieg bis 1990 auf 1,9% bzw. bis 1997 auf 6,6% an, bevor sie bis 2000 auf 1,9% sank. 2002 betrug sie 3,8% und 2018 noch 3,7%. Die  jurassische Wirtschaft verzeichnete 1980-1996 ein geringeres Wachstum (75%) als die Schweiz insgesamt (117%).

Auch die Beschäftigungsstruktur der jurassischen Wirtschaft wandelte sich. Der erste Sektor schrumpfte erheblich: Dessen Anteil an der Gesamtzahl der Beschäftigten ging von 14,9% im Jahr 1985 auf 12,8% im Jahr 1998, auf 11,1% im Jahr 2001 und auf 7,3% im Jahr 2016 zurück, lag aber gleichwohl deutlich über dem schweizerischen Mittel, das sich 2001 auf 5,7% und 2016 auf 3,2% belief. Der einst dominierende zweite Sektor nahm von 1985 (45,2%) bis 1998 (39,2%) ab, danach konnte er sich zwischenzeitlich anteilmässig halten (41% 2001), bevor er bis 2016 (36,7%) weiter absank. Das sehr starke Wachstum des tertiären Sektors zwischen 1985 und 1998 von 39,9% auf 48,2% flachte sich in der Folge vorübergehend ab (47,9% 2001), nahm dann aber erneut kräftig zu (2016 56%). Die Zahl der Vollzeitstellen war in der Industrie lange grösser als im Dienstleistungssektor, in dem ein Drittel der Arbeitsplätze auf Teilzeitstellen entfielen, die mehrheitlich von Frauen besetzt waren. Der Vergleich zwischen der aktiven Wohnbevölkerung und den im Kanton angebotenen Stellen zeigt, dass die Mobilität der Arbeitskräfte zugenommen hat. Die Zahl der Pendler stieg zwischen 1980 und 2000 von 9800 auf 16'200 an. 4000 im Jura wohnhafte Personen arbeiteten im Jahr 2000 ausserhalb des Kantons, vor allem in Bern und Basel. 2001 waren 7500 ausländische Arbeitskräfte beschäftigt, darunter ca. 200 meist spanische oder portugiesische Saisonniers und 4000 Grenzgänger (2010 ca. 5400), die fast ausnahmslos aus Frankreich stammten.

Landwirtschaft

Die Zahl der Bauernbetriebe sank zwischen 2001 und 2016 von knapp 1200 auf 1100, während die durchschnittliche landwirtschaftliche Nutzfläche der Höfe, die grösste in der Schweiz, zwischen 2001 und 2017 von 37 ha auf 39,6 ha anstieg. Die jurassische Landwirtschaft bot 2001 ca. 3540 und 2016 3055 Arbeitsplätze. Die Futterfläche bedeckte 74% der rund 400 km2 umfassenden landwirtschaftlichen Nutzfläche. Das Ackerland brachte hauptsächlich Brotgetreide, Silomais, Zuckerrüben und Raps hervor. Die Anbaufläche dieser Kulturen hat seit den 1980er Jahren stark zugenommen. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts setzte sich der Tierbestand aus rund 58'000 Stück Rindvieh, darunter 20'000 Kühen, aus 13'000 Schweinen, 4200 Schafen und 4000 Pferden zusammen.

Umzug an der Pferdeschau des Marché-Concours in Saignelégier, Ende 20. Jahrhundert (Fotografie Jacques Bélat).
Umzug an der Pferdeschau des Marché-Concours in Saignelégier, Ende 20. Jahrhundert (Fotografie Jacques Bélat). […]

Mit der 1975 erfolgten Gründung des jurassischen Bauernverbands (Chambre d'agriculture du Jura, seit 2018 Agrijura) hat sich der Bauernstand neu organisiert und bedeutende Investitionen in Unternehmungen wie die landwirtschaftliche Genossenschaft Centre Ajoie ermöglicht. Unterstützung erhalten die Bauern vom kantonalen Amt für Landwirtschaft, vom kantonalen Veterinäramt sowie von der 2004 eingerichteten Interjurassischen Stiftung für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum. Das Forstamt überwacht die Bewirtschaftung der ca. 370 km2 grossen Waldflächen, die 2017 43,5% des kantonalen Territoriums ausmachten und zu 75% den Gemeinden und dem Kanton gehören. Damit weist der Jura nach dem Tessin (50,7%) den grössten Waldanteil unter den schweizerischen Kantonen auf.

Industrie

Die jurassische Industrie, die 1975 55%, 2001 41% und 2016 annähernd 37% der Arbeitsplätze stellte, zeichnet sich durch das Vorherrschen der Uhren- und der Maschinenbranche sowie durch die grosse Zahl kleiner und mittlerer Unternehmen aus. 2001 boten nur 30 Betriebe (1985 32) von insgesamt über 3500 (1985 3200) mehr als hundert Vollzeitäquivalente an. Die Krise von 1975-1979 zwang die jurassische Industrie zu tief greifenden Restrukturierungs- und Diversifikationsmassnahmen, durch die schliesslich ein engmaschiges Netz von kleinen, spezialisierten Zulieferbetrieben (Maschinenbau, Dreherei, Polieren, Endbearbeitung) entstand. Die Umstrukturierungen und die Anwendung von Elektronik und Informatik reduzierten 1991-1995 die Arbeitsplätze in der Uhren- und der Präzisionswerkzeugindustrie um 26%, was von der wirtschaftlichen Erholung in den folgenden Jahren (1995-1998 8% mehr und 1998-2001 13% mehr Arbeitsplätze) nicht vollständig wettgemacht werden konnte. 2016 beschäftigten die insgesamt 128 Firmen der Uhrenindustrie ca. 5300 Personen, was 34% der Arbeitsplätze im zweiten Sektor entsprach. Der Personalabbau in der Maschinen- und der Investitionsgüterindustrie (1985 37 Betriebe, 1995 45, 2001 38, 2016 22) wurde in der Metallverarbeitung kompensiert (1985 97 Betriebe, 1995 154, 2001 166, 2016 174).

Technische Kontrolle in der Uhrenfabrik Aubry Frères SA in Saignelégier, um 1970-1980 (CEJARE Centre jurassien d'archives et de recherches économiques, Saint-Imier, Fonds Aubry Frères SA).
Technische Kontrolle in der Uhrenfabrik Aubry Frères SA in Saignelégier, um 1970-1980 (CEJARE Centre jurassien d'archives et de recherches économiques, Saint-Imier, Fonds Aubry Frères SA).

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts hingen die grössten Unternehmen von Entscheidungszentren ausserhalb des Kantons ab, wie zum Beispiel die Von-Roll-Werke in Delsberg und Choindez (1985 990 Beschäftigte, 2000 730), die von Zug aus geleitet wurden und ihre Tätigkeiten mit der Schliessung der Giesserei in Choindez 2018 reduzierten. Das Werk der Thécla in Saint-Ursanne wurde zuerst von einem deutschen (Benteler Automotive, 2000 300 Mitarbeiter), dann von einem belgischen Unternehmen (Thécla Pun.ch) übernommen, bevor es 2015 seine Tore schloss. Die Tabakfabrik Burrus in Boncourt (1996 600 Beschäftigte, 2004 400, 2014 320) gehört heute der Gruppe British American Tobacco.

Dienstleistungen

Die jurassische Wirtschaft war Anfang des 21. Jahrhunderts durch einen vergleichsweise schwachen dritten Sektor gekennzeichnet, obwohl dieser unterdessen auch im Jura der grösste geworden ist (1985 ca. 12'500 Arbeitsplätze, 1995 ca. 16'000, 2001 ca. 16'500, 2016 ca. 23'500). 1975 entfielen um die 50% der Dienstleistungsstellen auf den Handel (inklusiv Hotellerie). Dessen relativer Anteil am dritten Sektor ist jedoch auf 35% (1995) gesunken infolge der starken Zunahme der Stellen im öffentlichen Dienst (Verwaltung, Schule, Gesundheitswesen und v.a. Sozialhilfe, zusammen 37%). Dagegen ist der Banken-, Versicherungs- und Treuhandbereich (5%), der in den ersten Jahren des Kantons aufblühte, infolge der Umstrukturierung in diesen Branchen stark geschrumpft. Von 1979 bis 1990 verzeichnete der jurassische Tourismus einen Zuwachs an Übernachtungen von 86'000 auf 113'000, dann ab 1992 einen markanten Rückgang auf 69'000 Logiernächte im Jahr 1998 bzw. 71'000 im Jahr 2002. Danach begann eine eigentliche Hausse; 2017 wurden in der Hotellerie mehr als 103'000 und in der Parahotellerie mehr als 230'000 Übernachtungen gezählt. Mehr als 80% der Kundschaft des jurassischen Gastgewerbes kommen aus dem Inland. Die kantonale Politik setzt auf die Entwicklung des sogenannten sanften Tourismus.

Verkehr und Kommunikation

Eines der grössten Probleme der jurassischen Wirtschaft liegt in der ungenügenden Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur. Die hügelige Randregion wurde zudem von der schweizerischen und französischen Strassenbau- und Eisenbahnpolitik vernachlässigt. Die Pläne des neuen Kantons, bis ins Jahr 2000 ein multimodales Verkehrsnetz (Schiene und Strasse) zu realisieren, konnten nur teilweise verwirklicht werden. Im Bereich des Strassenverkehrs hat die Kantonsgründung den Bau der Autobahn A16 (Transjurane), der in der kantonalen Volksabstimmung vom März 1982 mit grossem Mehr gutgeheissen wurde, unzweifelhaft beschleunigt. Doch die Arbeiten gingen nicht so schnell voran wie vorgesehen. 1987 wurden sie begonnen und 1998 die ersten Teilstücke für den Verkehr freigegeben. Die Fertigstellung der Transjurane von Biel nach Boncourt, ursprünglich für 2008 vorgesehen, erfolgte erst 2017. Der Autobahnbau förderte nebenbei reichhaltiges paläontologisches Fundmaterial zutage; insgesamt kamen über 74'000 Objekte zum Vorschein, darunter zahlreiche Spuren von Dinosauriern und andere Fossilien. Dieses Kulturgut von nationaler Bedeutung wurde mit grossem Aufwand geborgen und umfassend wissenschaftlich untersucht.

Die Transjurane im Bau in der Nähe von Pruntrut, 1996 (Fotografie François Enard).
Die Transjurane im Bau in der Nähe von Pruntrut, 1996 (Fotografie François Enard). […]

Was den Schienenverkehr betrifft, so wurde das Projekt des Anschlusses von Delsberg an die Chemins de fer du Jura 1992 von der Kantonsbevölkerung abgelehnt. Die Strecke Belfort-Delle-Delsberg, die 1877 eröffnet wurde, um Frankreich eine Verbindung nach Bern und Basel anzubieten, die nicht durch das deutsch gewordene Elsass führte, verlor nach dem Ersten Weltkrieg immer mehr an Bedeutung, bis der Verkehr auf dem Abschnitt zwischen Delle und Pruntrut schliesslich 1995 eingestellt wurde. Erst nach dem Bau des Bahnhofs Belfort-Monbeliard-TGV war die Verbindung über Delle wieder von Interesse. Der neu gebaute Abschnitt wurde im Dezember 2018 eingeweiht; von Pruntrut aus erreicht man Paris nun in weniger als 3 Stunden und 20 Minuten. Die Kosten des Streckenneubaus beliefen sich auf 110 Mio. Euro, wovon Frankreich 72%, die Schweiz 25% und die Europäische Union 3% übernahmen.

Berufsorganisationen und Wirtschaftspolitik

Die Sozialpartner warteten die Kantonsgründung nicht ab, um ihre Organisationen den neuen politischen Gegebenheiten anzupassen. Die dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) angegliederten jurassischen Sektionen bildeten 1975 den Jurassischen Gewerkschaftsbund (Union syndicale jurassienne), der etwa 9000 zur Hälfte aus dem Schweizerischen Metall- und Uhrenarbeiterverband (Smuv) stammende Mitglieder zusammenschloss. Die Arbeitergeber organisierten sich 1976 im Jurassischen Arbeitgeberverband (Association patronale jurassienne), der darauf zum Jurassischen Handels- und Industrieverband (Association jurassienne du commerce et de l'industrie) wurde. Dieser gründete 1979 die Industrie- und Handelskammer des Juras (Chambre de commerce et d'industrie du Jura), die, mit einem ständigen Sekretariat ausgestattet, fortan die wirtschafts- und sozialpolitischen Interessen von den damals etwa 300 Unternehmen (2019 ca. 450) wahrnahm.

Ziel der 1973 gegründeten Association pour le développement économique du district de Porrentruy und der entsprechenden Organisationen in den Amtsbezirken Delsberg und Freiberge ist die regionale Wirtschaftsförderung; ausserkantonale Firmen sollen zur Ansiedlung in der Region bewegt werden. Die Société pour le développement de l'économie jurassienne wurde 1979 von den sechs im Kanton ansässigen Banken ins Leben gerufen. Die kantonale Wirtschaftsförderung ist auch Aufgabe des kantonalen Amts für Wirtschaft und Arbeit, das eine enge Vernetzung des Juras mit der Wirtschaftsregion Basel anstrebt.

Kultur und Religion

Schutz des Kulturerbes und kulturelles Leben

Archive, Bibliotheken, Kulturförderung, Denkmalpflege und Archäologie sind dem Amt für Kultur (vor 2003 Amt für Kulturgüter) in Pruntrut anvertraut. Die jurassische Kantonsbibliothek wurde 1982 eingerichtet. Eine 1985 von den Kantonen Bern und Jura gegründete Stiftung verwaltet das Archiv des ehemaligen Fürstbistums Basel in Pruntrut. 1997 kam als Folge des Kantonswechsels des Laufentals der Kanton Basel-Landschaft zu den Stiftungsträgern hinzu, 2008 dann auch der Kanton Basel-Stadt wegen seiner vielfältigen früheren Verbindungen zum Bistum Basel. Die Aufbewahrung und Erhaltung der Kulturgegenstände obliegt hauptsächlich den Museen, darunter dem Musée jurassien d'art et d'histoire in Delsberg. 2015 sprach sich das Kantonsparlament für den Bau des Théâtre du Jura in Delsberg aus, dessen Eröffnung für das Jahr 2021 geplant ist. Die Unterstützung und Förderung der Kulturschaffenden gehört zu den Aufgaben des Kulturbeauftragten (seit 2016 Beauftragter für Kulturförderung).

Ehrenhof und Haupteingang des ehemaligen Spitals Hôtel-Dieu in Pruntrut (Musée de l'Hôtel-Dieu, Pruntrut; Fotografie Jacques Bélat).
Ehrenhof und Haupteingang des ehemaligen Spitals Hôtel-Dieu in Pruntrut (Musée de l'Hôtel-Dieu, Pruntrut; Fotografie Jacques Bélat). […]

Aus der Fusion von Le Pays, herausgegeben in Pruntrut, und dem in Delsberg erschienenen Le Démocrate ging 1993 Le Quotidien jurassien hervor, dessen Auflage bis 2004 auf über 25'000 Exemplare stieg. 2017 belief sie sich auf knapp 18'000. Der 1984 gegründete private Radiosender Fréquence Jura profitierte am Anfang des 21. Jahrhunderts von einer der stärksten Hörerquoten unter den schweizerischen Regionalradios.

Die Kirchen

Die römisch-katholische und die evangelisch-reformierte Kirche sowie ihre Kirchgemeinden sind durch die Kantonsverfassung als öffentlich-rechtliche Körperschaften anerkannt. Sie organisieren sich selbstständig auf der Grundlage der von der Regierung genehmigten Kirchenverfassung, die das Volk in einer Abstimmung 1979 guthiess. Die Collectivité ecclésiastique cantonale catholique-romaine, die zur Diözese Basel gehört, zählte Anfang des 21. Jahrhunderts 63 Pfarreien, deren Mitglieder im Jahr 2000 75% der Bevölkerung ausmachten. Der Bischof von Basel wird im Jura von einem bischöflichen Vikar vertreten, der Anrecht auf Einsitz im Domkapitel Solothurn als nicht residierender Domherr hat. Die evangelisch-reformierte Kirche des Kantons Jura ist Teil des Synodalverbands der Reformierten Kirche Bern-Jura-Solothurn; sie besteht aus drei Kirchgemeinden.

Politisches Leben

Die Wahlen ins jurassische Parlament von 1978 bis 2015 offenbarten stabile politische Kräfteverhältnisse zwischen den vier grossen Parteien, der CVP, der FDP, dem Parti socialiste jurassien (PSJ) und den unabhängigen Christlichsozialen (CSP) sowie den drei kleinen Gruppierungen SVP, PdA und Combat socialiste, einer 1981 gegründeten Bewegung der ökologischen Linken (seit 2015 nicht mehr vertreten). Als Partei sollte den Grünen erst 2006 der Einzug ins Parlament gelingen. Während 1978 vier Frauen die Wahl in die Legislative gelang, wurden 2016-2020 schon 16 der insgesamt 60 Mandate von Frauen ausgeübt.

Die Wahlen in die Regierung erbrachten kontrastreichere Resultate. Die erste war geprägt von einer Koalition der Autonomisten aus CVP, SP, unabhängiger CSP und separatistischen Freisinnigen (Parti radicale réformiste, PRR) unter der Ägide des Rassemblement jurassien gegen die (berntreue) FDP. 1978 und 1982 vermochten die Autonomisten ihre Kandidaten bei der Wahl durchzubringen (2 CVP, 1 SP, 1 CSP und 1 PRR). 1986 konnte das RJ jedoch nicht verhindern, dass der FDP-Kandidat den vakant gewordenen Sitz der PRR einnahm. 1990 wurden die fünf bisherigen Minister wiedergewählt, aber die Teilerneuerungswahl von 1993 ermöglichte es einer Kandidatin des Combat socialiste und einem Dissidenten der CVP, den sozialdemokratischen und den freisinnigen Sitz zu erobern. Die Wahlen von 1994 führten zu einer neuen Sitzverteilung (3 CVP, 1 FDP, 1 SP), die 1998 bestätigt wurde. 2002 gewann die SP auf Kosten der CVP einen Sitz hinzu, und die FDP verlor den ihren an die CSP. 2006 musste die SP den erst gerade eroberten zweiten Sitz an die FDP abgeben, konnte ihn 2010 aber vorübergehend zurückgewinnen. 2015 wurden dann für die Amtsperiode 2016-2020 je ein Vertreter der FDP und der CSP, zwei Vertreter der CVP sowie eine Vertreterin der SP in die Regierung gewählt. Seit 1993 setzte sich die Exekutive immer aus vier Männern und einer Frau zusammen.

Die kantonale Vertretung in die Bundesversammlung (2 National- und 2 Ständeräte) wird durch Proporzwahlen bestimmt. Ihre Wählerstärke sichert der CVP in jeder Kammer einen der beiden Sitze, während die zweiten zwischen Sozialdemokraten und Freisinnigen jeweils hart umkämpft sind. Seit der Kantonsgründung hat sich das politische System des Juras gewandelt. Die Parteien und die Interessengruppen, die zuerst durch die Jurafrage und die dominante Stellung des RJ in den Hintergrund gedrängt worden waren, spielten ziemlich bald wieder eine wichtige Rolle in der Führung des neuen Kantons. Seit 1979 hatten nur eine Frau ein Nationalratsmandat und nur drei Frauen Sitze im Ständerat inne. Die Resultate der eidgenössischen Abstimmungen zeichnen das Bild eines fortschrittlichen und nonkonformistischen Teilstaates. Im Unterschied zur Mehrheit der schweizerischen Bevölkerung und der Stände sprach sich der Jura 1992 für den Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und 1999 für die Mutterschaftsversicherung aus und lehnte 2002 die Leistungskürzungen bei der Arbeitslosenversicherung ab.

Sitze des Kantons Jura in der Bundesversammlung 1979-2015

 1979198319871991199519992003200720112015
Ständerat
SP1   111111
CVP1111111111
FDP 111      
Nationalrat
CVP1 11111 11
FDP 111      
SP 1  111111
SVP       1  
Andere1a         
Total Sitze2222222222

a Liste d'unité jurassienne et populaire

Sitze des Kantons Jura in der Bundesversammlung 1979-2015 -  Bundesamt für Statistik

Zusammensetzung der Regierung im Kanton Jura 1979-2015

 1979198219861990199419982002200620102015
FDP  1111 111
CVP2222332222
SP1111112121
CSP1111  11 1
Andere11        
Total5555555555
Zusammensetzung der Regierung im Kanton Jura 1979-2015 -  Bundesamt für Statistik; Staatskanzlei

Zusammensetzung des Parlaments im Kanton Jura 1978-2015

 1978198219861990199419982002200620102015
FDP141616151514121189
CVP21202221221920191917
SP11111112121515131412
CSP8888888988
SVP1111112348
PdA211  11212
Combat socialiste 11322212 
GP       244
Andere32        
Total Sitze60606060606060606060
Zusammensetzung des Parlaments im Kanton Jura 1978-2015 -  Bundesamt für Statistik; Staatskanzlei

Vom Kampfkanton zur Interjurassischen Versammlung

Die Schaffung des neuen Kantons hat die Jurafrage nicht abschliessend gelöst. Im bernisch gebliebenen Jura setzte die Autonomiebewegung mit Unterstützung des Kantons Jura, der offiziell für die Wiedervereinigung eintrat, den Kampf fort. Doch gleich nach dem Erlangen der kantonalen Selbstständigkeit begannen die Vorstellungen der Kantonsregierung und des RJ über strategische Fragen auseinanderzugehen. Erstere musste sich ins politische System der Schweiz integrieren und den Dialog mit der Eidgenossenschaft suchen, während das RJ, angeführt von Roland Béguelin, einen "Kampfkanton" anstrebte. Unter seinem Druck musste die jurassische Regierung das Fest zur Kantonsgründung – diese hätte am 11. Mai 1979 im Beisein von eidgenössischen und kantonalen Behördenmitgliedern gefeiert werden sollen – absagen. Dieses Ereignis markiert den Beginn des Zerwürfnisses. Durch eine heftige Krise in den folgenden Jahren innerlich gespalten, konnte das RJ den Beschluss der kantonalen Behörden zur Teilnahme an den Veranstaltungen der CH 91, der 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft, nicht verhindern. Die Bewegung erreichte aber, dass Regierung und Parlament eine Stiftung für die Wiedervereinigung mit 300'000 Franken unterstützten. Das auf das Initiativbegehren des RJ hin ausgearbeitete kantonale Gesetz über die politische Einheit des Juras wurde im September 1992, trotz negativem Vorentscheid des Bundesgerichts, vom Volk angenommen. Der Berner Regierungsrat erachtete diesen Entscheid als unvereinbar mit dem Dialog, der im März 1992 mit Hilfe der vom Bundesrat eingesetzten Konsultativkommission unter der Leitung von alt Nationalrat Sigmund Widmer in Gang gekommen war, und forderte die Landesregierung zu einer Intervention auf.

Der Widmer-Bericht vom April 1993 schlug eine Lösung der Jurafrage in zwei Etappen vor, an deren Ende ein neuer Kanton, bestehend aus dem Jura und dem aktuellen Berner Jura, stehen sollte. Bilaterale Verhandlungen unter der Leitung des Bundesrats führten am 25. März 1994 zur Vereinbarung zwischen den drei Parteien Bund, Jura und Bern über die Einrichtung der Interjurassischen Versammlung (Assemblée interjurassienne, AIJ). Diese bestand aus je 12 Delegierten der Kantone Bern und Jura; Sitz der Versammlung war Moutier. Als Präsidenten fungierten der Neuenburger alt Bundesrat René Felber (1994-1997), der Waadtländer alt Nationalrat Jean-François Leuba (1997-2003), der Walliser alt Staatsrat Serge Sierro (2003-2010) sowie der Tessiner alt Ständerat Dick Marty (2011-2017). Sie arbeitete in sechs Kommissionen (Institutionen, Unterricht und Berufsbildung; Wirtschaft; Gesundheit und Soziales; Verkehr; Kommunikation und Raumplanung; Kultur). Gültige Entscheide bedingten die Zustimmung sowohl der bernischen als auch der jurassischen Versammlungsmehrheit. Sie gelangten in der Regel in der Form von Resolutionen an die beiden Regierungen und forderten diese zur gegenseitigen Absprache, zur interkantonalen Zusammenarbeit oder zur gemeinsamen Umsetzung von Massnahmen auf. Im Hinblick auf die Lösung der Jurafrage erwies sich die Resolution Nr. 44 vom 20. Dezember 2000 als richtungsweisend, indem sie den beiden Kantonsregierungen ein zweistufiges Prozedere vorschlug: In einem ersten Schritt sollten die Instrumente für eine Kooperation geschaffen, in einem zweiten dann die eigentliche interjurassische Zusammenarbeit implementiert werden.

Im Auftrag der Kantone Bern und Jura führte die Interjurassische Versammlung eine Studie über die zukünftige politisch-institutionelle Gestaltung der interjurassischen Region durch. 2009 publizierte sie ihren Schlussbericht, in dem sie als einen der möglichen Wege zur Lösung der Jurafrage die Wiedervereinigung in einem neu zu schaffenden, aus sechs Bezirken bestehenden Kanton vorschlug.

Eklat rund um die Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen des Kantons Jura. Teletext-Meldung vom 23. Juni 2019. Screenshot eines Smartphones (Historisches Lexikon der Schweiz, Bern).
Eklat rund um die Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen des Kantons Jura. Teletext-Meldung vom 23. Juni 2019. Screenshot eines Smartphones (Historisches Lexikon der Schweiz, Bern).

2013 hiess die Bevölkerung des Kantons Jura in einem Plebiszit diesen Vorschlag mit 76,6% Jastimmen gut, während die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger des Berner Juras ihn mit 71,8% Neinstimmen mit Ausnahme der Gemeinde Moutier (55% Jastimmen) deutlich ablehnten. Damit war das Projekt einer Vereinigung des Nord- und Südjuras in einem Kanton gescheitert. Die Déclaration d'intention, welche die beiden Kantonsregierungen 2012 vereinbart hatten, sah nun für den Fall der Ablehnung dieses Vorschlags durch einen der beiden Teile des Juras die Durchführung einer Reihe von Abstimmungen innerhalb der nächsten zwei Jahre in den Gemeinden des Berner Juras vor, in denen sich Letztere für oder gegen einen Beitritt zum Kanton Jura aussprechen konnten. In solchen Volksbefragungen votierten 2017 Belprahon und Sorvilier für den Verbleib beim Kanton Bern, während sich Moutier mit einer Mehrheit von 51,7% der Stimmen für einen Übertritt zum Kanton Jura entschied. Nachdem mit diesen Volksentscheiden das vereinbarte Prozedere abgeschlossen war, wurde die Vereinbarung vom 25. März 1994 gekündigt und die Interjurassische Versammlung, die ihre Arbeit getan hatte, am 10. November 2017 aufgelöst.

Die Jurafrage nahm aber nur wenig später erneut eine Wende: Die Regierungsstatthalterin des Verwaltungskreises Berner Jura erklärte 2018 infolge einer Beschwerde die Abstimmung in der Gemeinde Moutier für ungültig. Gegen diesen Entscheid rekurrierte wiederum die Exekutive von Moutier; 2019 bestätigte das Verwaltungsgericht des Kantons Bern die Annullierung der Abstimmung über den Wechsel Moutiers zum Kanton Jura.

Historiografie

"Heimkehr des jurassischen Archivs". Schweizer Filmwochenschau, Ausgabe Nr. 1074 vom 12. Juli 1963 (Schweizerisches Bundesarchiv, J2.143#1996/386#1074-1#4*) © Cinémathèque suisse, Lausanne und Schweizerisches Bundesarchiv, Bern.
"Heimkehr des jurassischen Archivs". Schweizer Filmwochenschau, Ausgabe Nr. 1074 vom 12. Juli 1963 (Schweizerisches Bundesarchiv, J2.143#1996/386#1074-1#4*) © Cinémathèque suisse, Lausanne und Schweizerisches Bundesarchiv, Bern. […]

Eine umfassende Geschichte des Kantons Jura lag 2019 noch nicht vor. Einem solchen Werk nähert sich einzig die Publikation Le canton du Jura de A à Z an, welche das in den Bänden des Schweizer Lexikons (1991-1993 und 1998-1999) verstreute Material zum Jura zusammenfasst. Das erst kurze Bestehen des Kantons erklärt dieses Manko nicht allein. Wie schon Charles-Ferdinand Morel (Abrégé de l'histoire et de la statistique du ci-devant Evêché de Bâle, réuni à la France en 1793, 1813), Paul-Otto Bessire und Gustave Amweg (Histoire populaire du Jura bernois, ancien Evêché de Bâle, 1942) steht die jurassische Historik weniger in einer kantonalen – sei es bernischen, sei es jurassischen – Tradition der Geschichtsschreibung denn in einer regionalen bzw. heute einer überkantonalen. Die Autorin und die Autoren der Nouvelle histoire du Jura (1984), die bis 1979 reicht, reihen sich in diese Tradition ein, die allerdings mit der Schaffung kantonaler kultureller Institutionen in Frage gestellt worden ist. Die Abteilungen des Amtes für Kulturgüter (inzwischen Amt für Kultur) holen mit ihren Inventarisierungs- und Ausgrabungsarbeiten die Versäumnisse, die ihnen der Kanton Bern in diesen Bereichen hinterlassen hat, nach und nach auf. Das Amt fördert mit seinen Publikationen die Kenntnis der jurassischen Geschichte, grenzt jedoch gleichzeitig sein Arbeitsfeld im Unterschied zu den älteren Institutionen und Vereinigungen auf das Kantonsgebiet ein. Zu den traditionellen Reihen, die fortgeführt werden (den Actes sowie den historischen, künstlerischen und literarischen Publikationsreihen der Société jurassienne d'émulation und ihres Cercle d'études historiques) kommen diejenigen des Amts für Kultur (Dokumente, Studien und Forschungsarbeiten zur jurassischen Geschichte, die Zeitschrift Jurassica), die Reihen neuer interkantonaler Vereinigungen (1989 Cercle généalogique de l'ancien évêché de Bâle, 2002 Centre jurassien d'archives et de recherches économiques) und solche aus dem Berner Jura (1981 Verein und Zeitschrift Intervalles, 2000 Mémoires d'Ici) hinzu. Schliesslich bieten seit 2005 das Lexikon des Jura (Diju), ein Projekt der Société jurassienne d'émulation, und seit 2012 die Chronologie jurassienne, die von den Staatsarchiven Jura und Bern sowie den Mémoires d'Ici unterstützt wird, im Internet Artikel über Personen, Familien, Orte und Themen aus der jurassischen Geschichte an.

Quellen und Literatur

  • Archiv des ehemaligen Fürstbistums Basel, Pruntrut.
  • Archives cantonales jurassiennes, Pruntrut.
  • Archives départementales du Haut-Rhin, Colmar.
  • Bibliothèque cantonale jurassienne, Pruntrut.
  • CEJARE Centre jurassien d'archives et de recherches économiques, Saint-Imier.
  • Generallandesarchiv, Karlsruhe.
  • Mémoires d'Ici, Centre de recherche et de documentation  du Jura bernois, Saint-Imier.
  • Musée de l'Hôtel-Dieu, Pruntrut.
  • Musée jurassien d'art et d'histoire, Delsberg.
  • Staatsarchiv Basel-Landschaft, Liestal.
  • Staatsarchiv Basel-Stadt, Basel.
  • Staatsarchiv Bern, Bern.
Allgemeines
  • Wagner, Jean et al.: Documents pour l’histoire du Jura, 1990.
Fürstbistum Basel
  • Vautrey, Louis; Trouillat, Joseph (Hg.): Monuments de l’histoire de l’ancien Evêché de Bâle, 5 Bde., 1852-1867. Online: HathiTrust Digital Library, konsultiert am 22.5.2019.
  • Folletête, Casimir (Hg.): Documents inédits sur l’histoire de la Révolution dans l’Evêché de Bâle (1793-1798), 1898.
  • Rassemblement jurassien (Hg.): Documents sur l’histoire de la principauté de Bâle et sur la souveraineté de l’ancien Etat jurassien, 1959.
  • Schüle, Ernest; Scheurer, Rémy; Marzys, Zygmunt (Hg.): Documents linguistiques de la Suisse romande. Documents en langue française antérieurs à la fin du XIVe siècle conservés dans les cantons du Jura et de Berne, 2002.
Bernische ZeitKanton Jura
  • Journal officiel de l'Assemblée constituante de la République et canton du Jura, 1976-1980.
  • Journal des débats du Parlement de la République et Canton du Jura, 1978-.
  • Annuaire officiel de la République et Canton du Jura, 1980-2010.
Bibliografien
  • Amweg, Gustave: Bibliographie du Jura bernois, ancien évêché de Bâle, 1928.
  • Bandelier, André et al.: Bibliographie jurassienne, 1928-1972, 1973 (Ergänzungsband 1974).
  • Cercle d'études historiques de la Société jurassienne d'émulation; Office du patrimoine historique du canton du Jura (Hg.): Bibliographie jurassienne, 1973-1994.
Reihen und Zeitschriften
  • Société jurassienne d’émulation (Hg.): Actes de la Société jurassienne d'émulation, 1857-. Online: e-periodica, konsultiert am 3.5.2019.
  • Almanach catholique du Jura, 1885-2002. Online: Rero doc, konsultiert am 3.5.2019 (ab 2003 Almanach du Jura).
  • Association pour la défense des intérêts du Jura (Hg.): Les intérêts du Jura. Bulletin de l’Association pour la défense des intérêts du Jura, 1930-1977 (ab 1978 Les intérêts de nos régions).
  • Association pour la sauvegarde du patrimoine rural jurassien (Hg.): L'Hôtâ, 1-, 1977-.
  • Association et revue Intervalles (Hg.): Intervalles. Revue culturelle du Jura bernois et de Bienne, 1981-.
  • Pro Jura, Association jurassienne du tourisme (Hg.): Jura pluriel. Culture, tourisme, information, 1982-2011 (Jura l'original, 2012-2016. Online: Rero doc, konsultiert am 3.5.2019).
  • Centre d'études et de recherches (Hg.): Jurassica. Annuaire du CER, 1987-2014 (ab 2015 Office de la culture, République et canton du Jura [Hg.]: Rapport d’activité).
  • Cercle généalogique de l'ancien Evêché de Bâle (Hg.): Informations généalogiques. Bulletin du Cercle généalogique de l’ancien Evêché de Bâle, 1990-2005 (ab 2005 Généalogie jurassienne. Informations généalogiques. Bulletin du Cercle généalogique de l'ancien Evêché de Bâle).
  • Cercle d'études historiques de la Société jurassienne d'émulation (Hg.): Lettre d'information, 1992-.
Allgemeines
  • Bessire, Paul-Otto: Histoire du Jura bernois et de l'ancien Evêché de Bâle, 1935 (19772 mit einer Ergänzung zu 1936-1976 von Bernard Prongué).
  • Simon, Charles-Alphonse: Le Jura protestant de la Réforme à nos jours, 1951.
  • Bédat, Bernard (Hg.): Panorama du pays jurassien, 4 Bde., 1979-1993.
  • Cercle d'études historiques de la Société jurassienne d'émulation (Hg.): Nouvelle histoire du Jura, 1984.
  • Dictionnaire du Jura, 2005-
  • Crevoisier, Clément (Hg.): Atlas historique du Jura, 2012.
Von den Anfängen bis zum Fürstbistum Basel
  • Société jurassienne d'émulation (Hg.): Cahier d'archéologie jurassienne, 1-, 1991-.
  • Société jurassienne d'émulation (Hg.): Guide archéologique du Jura et du Jura bernois, 1997.
  • Schifferdecker, François: "Trois lustres d'archéologie dans le canton du Jura, 1981-1996", in: Actes de la Société jurassienne d'émulation, 1997, S. 269-309. Online: e-periodica, konsultiert am 3.5.2019.
  • "Habitats médiévaux dans le Jura", in: Helvetia archaeologica, 30, 1999, S. 47-132.
  • Demarez, Jean-Daniel: Répertoire archéologique du canton du Jura. Du Ier siècle avant J.-C. au VIIe siècle après J.-C., 2001.
  • Rebetez, Jean-Claude (éd.): Pro Deo. L'ancien évêché de Bâle du IVe au XVIe siècle, 2006.
Mittelalter und frühe Neuzeit
  • Stékoffer, Sarah: La crosse mérovingienne de saint Germain, premier abbé de Moutier-Grandval, 1996.
  • Jäggi, Gregor: Das Bistum Basel in seiner Geschichte. Mittelalter, 1999.
  • Prongué, Jean-Paul: La Franche Montagne de Muriaux à la fin du Moyen Age, 2000.
  • Rebetez, Jean-Claude (Hg.): La donation de 999 et l'histoire médiévale de l'ancien Evêché de Bâle, 2002.
  • Rebetez, Jean-Claude: Das Bistum Basel in seiner Geschichte. Beginn der Neuzeit (16.-18. Jahrhundert) und während der Revolution, 2003 (französisch 2003).
19.-20. Jahrhundert
  • Erard, Victor: Xavier Stockmar, patriote jurassien, 2 Bde., 1968-1971.
  • Donzé, François et al.: Le Parti démocrate-chrétien du Jura, 1877-1977. Du ghetto à la liberté, 1977.
  • Prongué, Bernard: Le Jura de l'entre-deux-guerres, 1978.
  • Humbel, Werner: Der Kirchenkonflikt oder "Kulturkampf" im Berner Jura 1873 bis 1878, 1981.
  • Lovis, Gilbert: Au temps des veillées. Essai sur la mentalité paysanne jurassienne 1880-1930, 1981 (19822).
  • Kohler, François: «Genèse et débuts du Parti socialiste jurassien (1864-1922)», in: Cantini, Claude et al. (Hg.): Les origines du socialisme en Suisse romande, 1989, S. 99-122.
  • Prongué, Bernard; Python, Francis: Le Jura historique, ou, Le Jura des sept districts. 1815-1978, 1994.
  • Ruch, Christian: Struktur und Strukturwandel des jurassischen Separatismus zwischen 1974 und 1994, 2001.
  • Hauser, Claude: L'aventure du Jura. Cultures politiques et identité régionale au XXe siècle, 2004.
  • Pichard, Alain: La question jurassienne. Avant et après la naissance du 23e Canton suisse, 2004.
  • Schumacher, Jean-Jacques: L'Assemblée interjurassienne. Histoire et perspectives. 1985-2004, 2005.
  • Chatelain, Emma: “Nous sommes des hommes libres sur une terre libre”. Le mouvement antiséparatiste jurassien (1947-1975), son idéologie et ses relations avec Berne, 2007.
  • Mémoires d'Ici (Hg.): Ils ont voulu changer l'école. Histoire des pédagogies actives dans le Jura, 1950-1970, 2009.
  • Favre, Christian: Une frontière entre la guerre et la paix. Les échanges au quotidien autour de l'Arc jurassien (1937-1945), 2010.
  • Chouleur, Stéphanie: Les fêtes du peuple jurassien. Films amateurs et séparatistes (1949-1982), 2013.
  • Cotelli Kureth, Sara: Question jurassienne et idéologies langagières. Langue et construction identitaire dans les revendications autonomistes des minorités francophones (1959-1978), 2015.
  • Rebetez, Jean-Claude; Bregnard, Damien (Hg.): De la crosse à la croix. L'ancien Evêché de Bâle devient suisse (Congrès de Vienne – 1815), 2016.
  • De Weck, Hervé; Roten, Bernard: Jura et Jura bernois pendant la Première Guerre mondiale, 2017.
Kanton Jura
  • Froidevaux, André: Dossier sur l'Assemblée constituante de la République et Canton du Jura. Recueil d’articles publiés dans le journal La Suisse de novembre 1975 à mai 1977, 1977.
  • Kohler, Jean-Pierre: Canton du Jura. Industrie et structure régionale, Lizentiatsarbeit, Universität Neuenburg, 1977.
  • Chopard, Théo (Hg.): Ja zum Kanton Jura, 1978.
  • Jeanneret, Philippe; Maillat, Denis: Jura, canton frontière. Problèmes des régions frontalières entre Genève et Bâle, effets économiques de la frontière, 1981.
  • Voisard, Alexandre (Hg.): La République et Canton du Jura, 1987 (19912).
  • Hofmann, Stephane; Lachat, Alexandre: "Le Jura contestataire. Analyse des résultats des votations fédérales de ces 17 dernières années dans le Canton du Jura et le Jura bernois", in: Hablützel, Peter; Hirter, Hans; Junker, Hans: Schweizerische Politik in Wissenschaft und Praxis, 1988, S. 48-61.
  • Boillat, Pierre: Jura, naissance d’un Etat. Aux sources du droit et des institutions jurassiennes, 1989.
  • Weibel, Ernest: Institutions politiques romandes. Les mécanismes institutionnels et politiques des cantons romands et du Jura bernois, 1990.
  • Prongué, Bernard (Hg.): Le canton du Jura de A à Z, 1991.
  • Prongué, Bernard (Hg.): L'écartèlement. Espace jurassien et identité plurielle, 1991.
  • Talbot, Patrick: La république et Canton du Jura. Etude des institutions politiques et administratives du vingt-troisième canton de la Confédération hélvétique, 1991.
  • Rennwald, Jean-Claude: La transformation de la structure du pouvoir dans le Canton du Jura (1970-1991). Du séparatisme à l’intégration au système politique suisse, 1994.
  • Moritz, Jean: Commentaire de la constitution jurassienne, 2 Bde., 1997-2002.
  • Prongué, Bernard: Le catholicisme jurassien de Vatican II à l’an 2000, ou, Les catholiques jurassiens face au défi de la modernité, 1997.
  • Assemblée interjurassienne: Au service du dialogue interjurassien. Bilan d'une institution inédite (1994-2017), 2017.
Kunst und Kultur
  • Amweg, Gustave: Les arts dans le Jura bernois et à Bienne, 2 Bde., 1937-1941.
  • Walzer, Pierre Olivier (Hg.): Anthologie jurassienne, 2 Bde., 1964-1965.
  • Pellaton, Jean-Paul: Vitraux du Jura, 19733 (20035).
  • Prongué, Bernard (Hg.): Guide culturel de la République et Canton du Jura, 1985.
  • Berthold, Marcel: République et Canton du Jura, 1989.
  • Lycée cantonal de Porrentruy (Hg.): Du Collège des jésuites au Lycée cantonal. Quatre cents ans d'histoire (1591-1991), 1991.
  • Widmer, Alphonse: Art contemporain dans le Jura. Autour d’une collection de peinture, 1991.
  • Wyss, André (Hg.): Anthologie de la littérature jurassienne 1965-2000, 2000.
  • Stähli, Roland: "Histoire de la «Revue transjurane», 1938-1950; suivie d'une «Petite anthologie des poètes de la "Revue transjurane»", in: Intervalles. Revue culturelle du Jura bernois et de Bienne, 2001, n° 60, S. 11-60.
Weblinks
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Endonyme/Exonyme
Giura (Italienisch)
Giura (Rätoromanisch)
Jura (Deutsch)
Jura (Französisch)

Zitiervorschlag

François Kohler; François Schifferdecker: "Jura (Kanton)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.09.2019, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007399/2019-09-19/, konsultiert am 19.03.2024.