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SteinenGemeinde

Politische Gemeinde des Kantons Schwyz, Bezirk Schwyz. Haufendorf zwischen Rossberg und Lauerzersee. 1124 Steina. 1850 1570 Einwohner; 1900 1420; 1950 1751; 1980 1998; 2000 2775.

Angesichts der wenigen Einzelfunde ist eine dauerhafte Besiedlung des Gebiets von Steinen vor dem Mittelalter unwahrscheinlich. Die Grafen von Lenzburg verfügten im 11. Jahrhundert über umfangreichen Grundbesitz in Steinen. Sie traten auch als Stifter der 1124 erstmals erwähnten Kirche auf. Ihr Besitz ging in der Folge auf die Kyburger über. Auch das Kloster Einsiedeln verfügte im 13. Jahrhundert über Rechte. Einige Güter in Steinen, die zum grundherrlichen Hof Arth gehörten, waren um 1300 noch im Besitz der Habsburger. Trotzdem ist der Raum Steinen zu diesem Zeitpunkt bereits als Teil des Landes Schwyz zu betrachten. Die in Steinen ansässige Familie Stauffacher – sie könnte Besitzerin des Wohnturms gewesen sein, der heute in das Gasthaus Krone integriert ist – stellte um 1300 mehrere Landammänner, zudem beteiligten sich Leute aus Steinen an den Raubzügen in das Gebiet des Klosters Einsiedeln. Die Kirchhöre Steinen, die sich nach dem Ende des Marchenstreits 1350 über Steinerberg und Sattel bis nach Rothenthurm und in die Altmatt erstreckte, bildete eines der vier bzw. sechs Viertel des Landes Schwyz. Im 14. Jahrhundert führte ein Fahrweg von Schwyz über Steinen nach Sattel und an den Zürichsee. Aus dem 14. Jahrhundert stammt ein Gemeindebackofen, das zweitälteste Exemplar dieser Art in der Schweiz.

Das Dorf Steinen von Westen. Federzeichnung von Thomas Fassbind, um 1800 (Staatsarchiv Schwyz).
Das Dorf Steinen von Westen. Federzeichnung von Thomas Fassbind, um 1800 (Staatsarchiv Schwyz). […]

Gemäss archäologischen Erkenntnissen muss am Standort des Gotteshauses bereits im 9. Jahrhundert ein Vorgängerbau gestanden haben, der im 12. Jahrhundert erweitert und neu geweiht wurde. Die Errichtung der heutigen gotischen Kirche (Jakobuspatrozinium) erfolgte 1318, eine Chorerweiterung 1540. Die Kirche wurde 1660-1670 barockisiert und 2003 restauriert. Die Patronatsrechte gelangten von den Lenzburgern über die Kyburger an die Habsburger; einen Viertel dieser Rechte beanspruchte das Kloster Einsiedeln. 1433 übertrug König Sigismund die habsburgischen Patronatsrechte den Schwyzern; 1465 verzichtete der Abt von Einsiedeln auf seine Ansprüche. Die Kirchgenossen von Steinen erhielten das Pfarrwahlrecht aber erst 1636 vom Land Schwyz. Die spätestens ab 1349 als Filiale von Steinen bestehende Pfarrei im Sattel kurte sich in zwei Schritten 1394 und 1598 ab. Steinerberg, das ebenfalls zu Steinen gezählt hatte, wurde 1646 zur Pfarrei erhoben. Zum Kirchenbezirk in Steinen gehört auch das 1509 geweihte Beinhaus. Am Weg nach Schwyz liegt die spätgotische Stauffacherkapelle (um 1470), an demjenigen nach Arth die St. Vinzenzkapelle (1618), an der Route zum Frauenkloster, das von der Mitte des 13. bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts bestand, die Kapelle zum Grossen Herrgott (1691-1693) sowie im Chorbereich des abgegangenen Klosters die Kapelle der Schmerzhaften Mutter in der Au (1691).

Steinen kam im ausgehenden Mittelalter als Marktplatz regionale Bedeutung zu. 1416 wird der Viehmarkt am St.-Mauritius-Tag (22. September) erstmals genannt; zudem fand in Steinen regelmässig ein Pferdemarkt statt. 1572 ist die noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts existierende Obermühle in Steinen belegt. Lange eine Mais- und Futtermühle, wurden ihr 1932 eine Weizenmühle und 1953 die Kraftfutterproduktion angegliedert. Die Untermühle ist ab 1715 nachgewiesen, dürfte aber älter sein. Als Durchgangsort hatte Steinen bis ins 19. Jahrhundert einige Bedeutung. Mit dem Bau der Schlagstrasse 1859-1864, die Schwyz direkt mit Sattel verband, wurde Steinen dann vom Verkehr zwischen Schwyz und dem Zürichsee abgeschnitten. Trotz des Baus der Gotthardbahn (1882), die neue wirtschaftliche Impulse brachte, sahen sich viele Bewohner von Steinen zwischen 1880 und 1930 zum Auswandern gezwungen. Arbeit boten damals ausser der Landwirtschaft, die sich auf die Viehwirtschaft, die Käseproduktion und den Obstbau (Kirschen) konzentrierte, die am oberen Laufe der Steineraa gelegenen Hammerschmieden, die vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert von einiger Bedeutung waren. Vom späten 19. Jahrhundert an erlangten die beiden Mühlen als Arbeitgeber ein grösseres Gewicht, wobei die Obermühle ab 1893 das Dorf mit Elektrizität versorgte. Erst 1912 erfolgte der Anschluss Steinens an das zentrale Stromnetz. Für nationale Schlagzeilen sorgte im September 1942 die Verhaftung eines Müllers aus Steinen wegen umfangreicher Schwarzhandelsgeschäfte. Unter der im Unwissen gelassenen Bevölkerung kam es zum Aufstand, wobei Beamte, die am 22. September zu Abklärungen angereist waren, festgesetzt wurden. Trotz deren Freilassung am gleichen Tag und der öffentlichen Klärung des Sachverhalts am 23. September blieb die Lage angespannt. Die Schwyzer Regierung hatte inzwischen Truppen angefordert – aufgeboten wurden 3700 Mann –, mit deren Hilfe Steinen am 29. September umstellt und die zuvor verhinderte Bestandesaufnahme im Betrieb des Müllers durchgeführt wurde. Elf beschuldigte Aufrührer kamen in Untersuchungshaft. Im Dezember 1944 wurden 18 Steiner zu Haftstrafen verurteilt. In jüngerer Zeit erlebte Steinen eine zurückhaltende, aber kontinuierliche Entwicklung. Die seit 1930 bestehende Rohrmöbelfabrik der Horst AG produzierte ab 1968 vorwiegend Polstermöbel. Daneben haben sich einige Kirschbrennereien und Betriebe der Kunststoff- und Lederwarenverarbeitung in der Gemeinde angesiedelt. Steinen war Standort eines eidgenössischen Zeughauses (2007 Kauf durch die Gemeinde) und beherbergt eine Mittelpunktschule. In der Landwirtschaft, die 2005 noch knapp 20% der Arbeitsplätze in der Gemeinde stellte, spielt der Obstbau nach wie vor eine wichtige Rolle.

Quellen und Literatur

  • O. Imbach et al., Steinen: Beitr. zur 650-Jahrfeier der Pfarrkirche St. Jakob 1318-1968, 1968
  • U. Affolter et al., Steinen, 1987
  • H.R. Fuhrer, F. Vincenz, «Der "Steiner Aufstand" 1942», in ASMZ, 2005, Nr. 171, H. 6, 25-34 (Beil.)
  • E. Horat, «Der Steiner Handel», in MHVS 100, 2008, 112-115
  • M. Kälin, «Die Stauffacher und die Stauffacherin – oder endlich eine Frau in der Schwyzer Gesch.!», in MHVS 100, 2008, 108-111
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Andreas Meyerhans: "Steinen (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.11.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000737/2012-11-07/, konsultiert am 28.03.2024.