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Lachen

Politische Gemeinde des Kantons Schwyz, Bezirk March. Auf dem Delta der Wägitaleraa am oberen Zürichsee gelegener Bezirkshauptort. Mit 519 ha ist Lachen flächenmässig die kleinste Gemeinde des Kantons. Das Gemeindeareal ist praktisch identisch mit der Dorffläche. 1217-1222 de Lachun. 1850 1506 Einwohner; 1900 1971; 1950 3458; 2000 6272.

Die wenigen Streufunde, zum Beispiel ein römischer Münzfund von 1857, vermögen keine vorrömische oder römische Siedlung zu belegen. Mit der Verlegung des Sitzes der Rapperswiler von Altendorf (Muschelberg) auf die andere Seeseite (heute Rapperswil SG) verlor deren ursprünglicher Standort an Bedeutung, während Lachen zur wichtigsten Ortschaft in der March aufstieg. Im Rahmen des Landrechts der mittleren March mit Schwyz 1386 kam Lachen in den schwyzerischen Herrschaftsbereich. In die bestehende Kapelle zum Heiligen Kreuz wurde im Laufe des 15. Jahrhunderts eine weiterhin dem Pfarrer von Altendorf unterstehende Kaplanei installiert, 1476 erfolgte eine Vergrösserung der Kapelle. 1520 wurde Lachen zur selbstständigen Pfarrei erhoben. Anfang des 15. Jahrhunderts ist ein Markt bezeugt. König Sigismund verlieh den Schwyzern 1415 formell das Recht auf einen Wochenmarkt in der March. Damit festigte sich die Stellung Lachens als Marktflecken; der Ort entwickelte sich zu einem regionalen Zentrum mit Hafen und eigener Sust am See. Diese diente als Warenumschlagplatz sowohl für den Transport in Richtung Bündnerpässe als auch zum Bodensee und nach Süddeutschland. Bau und Unterhalt der Sust und des Hafens waren Aufgabe der Landschaft March. Während des Schwabenkriegs war Lachen öfters Besammlungsplatz und Aufmarschort der Schwyzer Truppen zu Einsätzen in den Thurgau und ins Zürcher Oberland.

Die lokalen kirchlichen, politischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten wurden in der Zeit vor 1798 durch die Pfarr- bzw. die Genossengemeinde wahrgenommen. Die Lachner wählten neun Mitglieder in den 45-köpfigen Landrat der March. In der Helvetik gehörte Lachen zum Distrikt Rapperswil im Kanton Linth. Seit 1803 ist es Hauptort des neu geschaffenen Bezirks March und Sitz der Bezirksbehörden. Während der politischen Auseinandersetzungen im Kanton Schwyz 1831-1833 war Lachen abwechselnd mit Einsiedeln Hauptort des kurzlebigen Kantons Schwyz äusseres Land. Lachen entwickelte sich in diesen Jahren zu einem Zentrum liberal-fortschrittlichen Gedankenguts innerhalb des Kantons.

Ansicht vom See, gemalt von Matthias Pfenninger. Bleistift und Aquarell, um 1790-1793 (ETH-Bibliothek Zürich, Graphische Sammlung).
Ansicht vom See, gemalt von Matthias Pfenninger. Bleistift und Aquarell, um 1790-1793 (ETH-Bibliothek Zürich, Graphische Sammlung). […]

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Entwicklung der Textilindustrie, worauf Holz und Metall verarbeitende Betriebe folgten. In der neueren Zeit traten Metall- und Apparatebau, Möbelfabrikation, chemische Betriebe und eine Parfümfabrik in den Vordergrund. 1875 baute die Nordostbahn die Strecke Pfäffikon (SZ)-Ziegelbrücke der heutigen SBB-Linie Basel-Chur. Damit verloren die Sust (abgebrochen 1867) und der Hafen, der noch 1861 erneuert und ausgebaut worden war, an Bedeutung. Der Anschluss an die Grossregion Zürich verbesserte sich mit der 1973 eröffneten Autobahn A3 und dem S-Bahnanschluss Ende der 1980er Jahre. 2000 zählte Lachen bei über 400 Arbeitsstätten mit ca. 3400 Beschäftigten rund 2000 Wegpendler, vorab in die Stadt Zürich.

Der kleinstädtisch anmutende Dorfkern von Lachen wird von der spätbarocken Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz mit ihrer Doppelturmfassade dominiert, die 1707-1710 von den Vorarlberger Baumeistern Gabriel und Peter Thumb erbaut wurde. Sie befindet sich am Standort der ehemaligen Kapelle zum Heiligen Kreuz. Eine regionale Wallfahrtsstätte ist die von Baumeister Johann Joachim Schmid 1679-1683 errichtete Kapelle zur Schmerzhaften Mutter im Ried. Der Marienbrunnen am Kreuzplatz (1794), das Bezirksrathaus (1506 erbaut, 1837 umgebaut), das Gemeindehaus von 1868, das Wohnhaus Schlössli aus der Mitte des 17. Jahrhunderts sowie zahlreiche stattliche Bürgerhäuser prägen das Ortsbild. Lachen ist seit 1915 Standort des Regionalspitals March-Höfe und seit 1975 Standort einer kaufmännischen Berufsschule. Der Tagestourismus profitiert von den attraktiven Hafen- und Quaianlagen (1935) und dem Seeplatz (1935), die früher als «Haab» bezeichnet wurden, aber auch von den Schul- und Sportanlagen.

Quellen und Literatur

  • K. MichelLachen 1-2, 1978-80
  • Kdm SZ NF 2, 1989

Zitiervorschlag

Josef Wiget: "Lachen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.11.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000719/2008-11-11/, konsultiert am 28.03.2024.