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Altendorf

Politische Gemeinde des Kantons Schwyz, Bezirk March. Die Gemeinde am Obersee umfasst das Dorf Altendorf zwischen der Bahnstrecke Pfäffikon-Lachen und der A3, am Seeufer den Weiler Seestatt, in voralpiner Hügelzone die Streusiedlungen Muschelberg, Mittlisberg, Schlipf und Vorderberg sowie als Vorort von Lachen den Siedlungsteil Steinegg. 972 Rahprehteswilare. 1743 745 Einwohner; 1799 978; 1850 1403; 1900 1279; 1950 2079; 1970 2348; 2000 4638.

Trotz römischer Streufunde (Tonscherben und Münzen des 1.-3. Jahrhunderts) ist eine dauerhafte, alemannische Besiedlung erst im 7./8. Jahrhundert erkennbar. Erstmals urkundlich nachgewiesen ist Altendorf 972 im Diplom Kaiser Ottos II. zugunsten des Klosters Einsiedeln, des ersten Grundherrn. Auf einem Hügelsporn oberhalb des Dorfes stand der Stammsitz der späteren Grafen von Rapperswil, die kurz nach 1200 ihren Sitz nach dem dadurch begründeten Rapperswil (SG) verlegten. Der alte Familiensitz wurde zu Alt-Rapperswil, das Dorf 1449 zu Altendorf. Von der vermutlich vor 1100 errichteten Burg sind nur wenige Fundamente erhalten (Ausgrabungen 1972). Die urkundlich 1476 erwähnte Kapelle St. Johann (Vorgängerbau angeblich 1076 geweiht) ist ein Neubau aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts über dem zerstörten Rundturm, ein bemerkenswertes, einheitlich spätgotisches Bauwerk mit drei Flügelaltären. Die Burgstelle Im Tal, Sitz der Rapperswiler Ministerialen de Turri (= zum Turm?), ist wohl 1350 oder etwas später abgegangen, ebenso die Burgstelle ob Meienberg, in Einsiedler Urbaren als «alte Burg» bezeichnet, und eine Burg der Ministerialen Rambach bei Grüt. Kirchlich war Altendorf ursprünglich Teil der Pfarrei Ufenau. Die selbständige Pfarrei St. Michael ist erstmals 1275 erwähnt. Lachen, politisch und des Marktes wegen auch wirtschaftlich von wachsender Bedeutung, wurde erst 1520 abgekurt. Eine wohl Ende des 11. Jahrhunderts errichtete Eigenkirche der Herren von Rapperswil im Dorf Altendorf wurde durch Ausgrabungen 1960-1961 nachgewiesen. Von der zweiten Kirche des 13. oder 14. Jahrhunderts ist noch der Unterbau des heutigen Turms erhalten. 1464 erfolgte der Bau der heutigen Michaelskirche, Umbauten und Renovationen folgten um 1790, 1844-1845, 1960-1961 und in den 1990er Jahren. Die Friedhofskapelle St. Anna entstand um 1503 als Beinhaus. Ein eigenes Schulhaus bezog die zuvor im Restaurant Schwanen untergebrachte Schule 1840, von 1934 bis in die 1970er Jahre bestand zusätzlich eine Bergschule. In der malerischen Seestatt säumten vier Gasthäuser aus dem 17.-19. Jahrhundert (Engel, Hecht, Krone, Adler) den Pilgerweg nach Einsiedeln.

Bis ins 20. Jahrhundert herrschte in Altendorf Vieh-, Acker- und Waldwirtschaft vor. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sank die Bevölkerungszahl, da die Industrialisierung in Altendorf erst im 20. Jahrhundert einsetzte. 1848 wurde die heutige Kantonsstrasse fertiggestellt, 1875 die Linie der Nordostschweizerischen Bahn eröffnet; einen eigenen Bahnhof erhielt Altendorf jedoch erst 1918. Seit dem Bau der A3 (1970) hat sich Altendorf wirtschaftlich deutlich nach Zürich ausgerichtet: Maschinen- und Bootsbau, Zentrale des Etzelwerks (1937 eröffnetes Elektrizitätswerk der SBB mit Wasser aus dem Sihlsee), Textil-, Teppich-, Möbel- und Versandhandel. Seit 1994 steht in Altendorf die Leitungszentrale des Schweiz- und Europahandels der Republik Usbekistan. Von der einst dominierenden Landwirtschaft zeugen noch zahlreiche kleinere Bauernhöfe sowie ein Rebberg unterhalb von St. Johann. Um die beiden durch den mittelalterlichen Pilgerweg verbundenen ursprünglichen Siedlungskerne um die Pfarrkirche bzw. an der Schifflände sind seit dem Bau der A3 vornehmlich Mehr- und Einfamilienhäuser, Fabrikationsgebäude und Lagerhallen entstanden. 1990 waren 62% der Erwerbstätigen von Altendorf Wegpendler, 58% der Arbeitsplätze durch Zupendler belegt.

Quellen und Literatur

Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Josef Mächler: "Altendorf", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 02.07.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000716/2009-07-02/, konsultiert am 19.03.2024.