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Überlingen

Grosse Kreisstadt im Bodenseekreis im deutschen Bundesland Baden-Württemberg, am Nordufer des Überlingersees. 770 Iburinga. 1496 3250 Einwohner; 1802 2645; 1900 4286; 1950 8348; 2007 21'625.

In der Gallusvita zum Jahr 613 als Sitz eines alemannischen Herzogs genannt, wird Überlingen 770 urkundlich als Königsgut erwähnt. In Deisendorf hatte das Kloster Einsiedeln Besitz (972 und 1040), in Nesselwangen das Kloster Allerheiligen. Die älteste Pfarrkirche St. Michael in Aufkirch war 1311-1343 im Besitz des Klosters Engelberg. Drei Strassen führten von Stockach, Messkirch und Saulgau nach Überlingen, wo sich ein zentraler Ausfuhrhafen für den Getreideimport der Schweiz entwickelte. Im 11. Jahrhundert entstand in Überlingen ein Markt, der 1644 der grösste Oberdeutschlands war. Im 13. Jahrhundert wurde Überlingen eine Reichsstadt mit einer eigenen Stadtrechtsfamilie. Stadtherr war der Kaiser, der den Ammann ernannte, später kamen ein Rat und zwei Bürgermeister dazu. Bis 1300 herrschte das Patriziat, das von der Zunftverfassung abgelöst wurde. Im 14. Jahrhundert bildeten sich der Kleine Rat, bestehend aus 29 Mitgliedern, und der 84-köpfige Grosse Rat. In den Städtebünden des 14. Jahrhunderts (1315, 1327, 1376, 1385) schloss sich Überlingen mit Schweizer Städten zusammen. Die ab 1216 bezeugte, 1349 und 1430 vertriebene jüdische Gemeinde unterhielt enge Beziehungen zu Gemeinden in der Schweiz. Während der Reformation blieb Überlingen katholisch und nahm das Konstanzer Domkapitel auf. 1650 verkaufte Überlingen seine Vogtei Ittendorf an Einsiedeln. Bis ins 18. Jahrhundert war die Stadt bei den Kornsperren gegen die Schweiz ein Stützpunkt der schwäbischen Reichsstädte. 1803 fiel Überlingen an Baden. Ab dem 19. Jahrhundert entwickelte sich Überlingen an der sogenannten Bodenseeriviera zu einem touristischen Zentrum mit vielen Gästen aus der Schweiz. Überlingen ist eine Hochburg der von den Nachbarschaften organisierten alemannischen Fasnet (Fasnacht). 1945 leistete die Schweiz in Überlingen humanitäre Hilfe. Im Preisgericht des von Überlingen seit 1954 vergebenen Bodensee-Literaturpreises ist auch die Schweiz vertreten.

Quellen und Literatur

  • Bad. Städtebuch, hg. von Erich Keyser, 1959, 392-398
  • A. Schneider, J. Pfrommer, Überlingen, 2008
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Karl Heinz Burmeister: "Überlingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 30.11.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007132/2012-11-30/, konsultiert am 29.03.2024.