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Saint-Julien-en-Genevois

Franz. Grenzgem., Dep. Haute-Savoie, deren Geschichte eng mit derjenigen Genfs verbunden ist. 1801 806 Einw.; 1901 1'432; 1962 2'725; 1998 10'080; 2010 11'417. Siedlungsspuren aus der Jungstein-, der Bronze-, der Römerzeit und dem FrühMA. Burgund. Gräberfeld, frühchristl. Bestattungskirche Saint-Martin aus dem 5.-7. Jh. Die Pfarrei von Posterla nahm im 13. Jh. den Namen ihres Schutzheiligen Julien de Brioude an. Sie spielte während den Auseinandersetzungen zwischen Savoyen und Genf im 16. Jh. eine Rolle. Der Hzg. von Savoyen hielt sich 1518 und 1523 in S. auf. 1528 zogen sich die Genfer Mammelus, Anhänger der Savoyer und des Bischofs, nach S. zurück. Während des Löffelkriegs wurde in S. am 9.3.1529 ein Waffenstillstand zwischen Bern, Freiburg und Savoyen und am 19.10.1530 ein Friedensvertrag ausgehandelt. 1536 überfielen die Genfer S., das danach bis 1567 von den Bernern besetzt blieb. Nach der Rückgabe der Vogteien Ternier und Gaillard an den Hzg. von Savoyen und der Wiedereinführung des Katholizismus wurde S. 1563 Sitz einer Kastlanei und eines Gerichts. Das in S. geschlossene Abkommen vom 11.7.1603 (bzw. 21.7.1603 nach neuem Kalender) setzte dem Konflikt zwischen Savoyen und Genf ein Ende und bestätigte die Unabhängigkeit der Republik. S. verlor 1780 nach der Schaffung der Provinz Carouge vorübergehend seine administrativen Funktionen. 1801 wurde S. Kantonshauptort. Es blieb auch nach der Restauration von 1815 Hauptort einer Provinz, die bis zu ihrer Aufhebung 1837 den Namen Carouge beibehielt, obwohl die gleichnamige Stadt schon 1816 der Schweiz angegliedert worden war. Als Folge der komplexen Verhandlungen über die Bildung des Kt. Genf gehörte S. von Nov. 1815 bis März 1816 zur Eidgenossenschaft, wurde dann jedoch wieder an Sardinien abgetreten. Im Abkommen von Turin vom 16.3.1816 wurden Perly und Certoux von der Gem. abgetrennt. Diese bekam jedoch das von Compesières gelöste Lathoy. Nach der Annektierung Savoyens durch Frankreich wurde S. Bezirkshauptort. Die Bevölkerung nahm wegen des Zuzugs von Grenzgängern (2010 3'286) und des Aufkommens der Industrie (Metall, pharmazeut. Produkte) rasch zu.

Quellen und Literatur

  • A. Jacquet, S., 1978
  • P. Guichonnet, P. Waeber, Genève et les Communes réunies, 1991
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Zitiervorschlag

Paul Guichonnet: "Saint-Julien-en-Genevois", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 01.06.2012, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007108/2012-06-01/, konsultiert am 19.03.2024.