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Niederweningen

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Dielsdorf. Die Siedlung erstreckt sich entlang der Surb und quer durch das Wehntal vom Lägernnordhang zu den neuen Wohnquartieren am Südhang der Egg. 1096-1111 Waningen, 1269 Nidirunweningin. 1634 309 Einwohner; 1850 806; 1900 551; 1950 841; 2000 2220.

Niederweningen gehörte ab dem 11. Jahrhundert zur Herrschaft der Freiherren von Regensberg, nach deren Teilung 1255 zu Neu-Regensberg. Als ihre Dienstleute traten von 1130 bis ins 14. Jahrhundert die Ammänner von Weningen auf. Das Hochgericht gelangte 1302 an Habsburg-Österreich. 1310 erwarb das Domkapitel Konstanz von den Neu-Regensbergern das Kirchenpatronat und Niedergericht sowie den Meierhof. Diesen Besitz verwalteten in der Folge Amtmänner in Zürich bis 1798. 1417 fiel das 1409 erworbene habsburgische Pfand der Vogtei Regensberg ganz an Zürich und bildete bis 1798 eine Landvogtei.

Festakt zur Elektrifizierung der Wehntallinie. Fotografie, 1960 (SBB Historic, C_0002_0179).
Festakt zur Elektrifizierung der Wehntallinie. Fotografie, 1960 (SBB Historic, C_0002_0179). […]

Zur 1145 erwähnten Pfarrkirche St. Martin gehörten die Filialkapellen in Ehrendingen (bis 1524) und Schöfflisdorf (bis 1710). 1805 gingen das Pfarrwahlrecht und Patronat an Zürich über. 1811-1813 wurde der heutige Kirchturm errichtet. Aus der Hof- und Dorfgenossenschaft entwickelte sich die Gemeinde, die um 1500 eine Offnung erhielt. Nach Waldrodungen 1608-1648 gab es wiederholt Zehntkonflikte. 1799 litt Niederweningen durch französische und österreichisch-russische Truppen grosse Not. In der Helvetik gehörte Niederweningen zum Distrikt, 1803-1814 zum Bezirk Bülach, 1814-1831 zum Oberamt und 1831-1871 zum Bezirk Regensberg. Bis weit ins 18. Jahrhundert herrschte der Getreidebau im Zelgensystem und die Bewirtschaftung der Allmend (mit viel Wald) vor, ergänzt durch Hanf, Flachs und Rebbau. Spätestens ab dem 18. Jahrhundert wurde der Grasbau intensiviert. Physiokratische Tätigkeiten entwickelte vor allem der Gerichtsvogt Jakob Weidmann. 1764 zählte Niederweningen 23 Handwerke, darunter das bedeutende Müllergewerbe an der Surb sowie 1787 43 Baumwollspinner. Die Verarmung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte vor allem 1854 zu Auswanderungen nach Amerika. In der Murzlenschmiede und mechanischen Werkstätte Johann Buchers von 1874 gründet der heutige Konzern Bucher, der zunächst Bestandteile für Landmaschinen, später Landmaschinen selbst herstellte. Eine Zement- und Kalkindustrie um 1900 war nur kurzlebig. Die 1891 eröffnete Wehntalbahn wurde 1960 elektrifiziert. Niederweningen blieb der Landwirtschaft verhaftet. Der Rückgang von 32 (1957) auf 23 (1982) Bauernhöfe ist auf die zweite Güterzusammenlegung von 1956-1965 zurückzuführen (1917-1919 erste Zusammenlegung im Rahmen der Melioration im Gebiet der Surb). Das Handwerk verschwand. Erfolgreich setzte sich Niederweningen für die Erhaltung des Ortsbildes ein. Über 20 Vereine und eine Gemeindebibliothek sorgen für ein reges soziales und kulturelles Leben. Bauarbeiter der Eisenbahn stiessen 1890 auf Mammutknochen (im Zoologischen Museum Zürich), 2003 wurde ein fast vollständiges Mammutskelett (ca. 34'000 Jahre alt) in derselben Torfschicht gefunden, das 2005 zur Errichtung des Mammutmuseums führte. 2005 stellte der 2. Sektor 61% der Arbeitsplätze der Gemeinde.

Quellen und Literatur

  • A. Häberle, N., 1992
  • GKZ 1, 311
  • A. Steigmeier, Mühlen in N., 2003
  • A. Nef, Bucher, 2006
Von der Redaktion ergänzt

Zitiervorschlag

Alfred Häberle: "Niederweningen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.05.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000071/2009-05-14/, konsultiert am 19.03.2024.