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Wassen

Politische Gemeinde des Kantons Uri, die das Dorf Wassen an der Einmündung des Wegs über den Sustenpass in die Gotthardroute (Gotthardpass) mit dem Weiler Wattingen und der Siedlung Meien umfasst. Göschenen gehörte bis 1875 zu Wassen, bevor es selbstständig wurde. 1287 Wassen. 1799 993 Einwohner; 1837 907; 1850 1349; 1880 2726; 1900 990; 1950 888; 2000 465.

Die alemannische Besiedlung des von Romanen bewohnten Gebiets setzte erst im Hochmittelalter ein. Im 13. Jahrhundert sind das Kloster Wettingen und die Herren von Wiler als Grundbesitzer nachgewiesen, ab dem 14. Jahrhundert das Fraumünster Zürich. Im Meiental wird bäuerliches Eigen erwähnt. Wassen gehörte zur Landespfarrei Silenen, wurde aber schon 1287 als chilchöri bezeichnet, welche auch Göschenen umfasste. Die Kirche St. Gallus war wohl eine Stiftung der Einwohner des oberen Reusstals. Der heutige Bau stammt von 1734. 1408 wurde Wassen die freie Leutpriesterwahl bestätigt, 1439 kaufte es sich von der Mutterpfarrei los. Ab 1620 entstand ausgangs des Meientals als Schutz gegen die reformierten Berner eine militärische Befestigung. Die Dorfschaft bildete zusammen mit Unterschächen eine Genosssame und entsandte drei Mitglieder in den Landrat. Die besonderen Rechte der Dorfschaft Meien wurden 1879 aufgehoben. 1943 erfolgte die Ausscheidung der Güter zwischen Einwohner-, Korporationsbürger- und Kirchgemeinde. Vom 17. Jahrhundert bis 1848 war Wassen ein wichtiger Etappenort für den Transitverkehr mit Säumergenossenschaft (Statuten von 1383), Sust und Zollstation. 1820-1830 wurde die Gotthardstrasse fahrbar gemacht, wovon die Fuhrhalterei, die Kutscherei und das Gastgewerbe profitierten. Der Bau der Gotthardbahn 1872-1882 liess die Zahl der Einwohner in der Sommersaison jeweils bis auf 5000 ansteigen. Der Bahneröffnung folgte eine Auswanderungswelle. In Wassen schufen Bahnarbeit, Granitindustrie und Hotellerie neue Arbeitsplätze. 1922 wurde das Kraftwerk Amsteg mit einem Staubecken in Wassen und 1949 das Kraftwerk Wassen in Betrieb genommen. Die 1938-1946 angelegte zweite Sustenstrasse vermochte die rückläufige Bevölkerungsentwicklung nicht aufzuhalten. Seit 1980 wird Wassen durch die A2 umfahren. 2005 stellte der 1. Sektor immer noch 22%, der 2. Sektor nur noch 17% von insgesamt 198 Arbeitplätzen. 1972 beteiligte sich Wassen an der Oberstufenkreisschule für das obere Reusstal. 1981 wurde das Betagten- und Pflegeheim Urner Oberland eröffnet.

Quellen und Literatur

  • F. Herger, 700 Jahre Wassen, 1987
  • Kdm UR 4, 2008, 178-236
  • Korporation Uri, 2013, 105 f., 143-145

Zitiervorschlag

Hans Stadler: "Wassen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.05.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000709/2013-05-22/, konsultiert am 13.04.2024.