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LindauD

Stadt im dt. Bundesland Bayern, besteht aus einer Insel am östl. Ufer des Bodensees und den ab 1922 eingemeindeten Ortsteilen auf dem mit Eisenbahndamm und Brücke verbundenen Festland. 2005 24'425 Einwohner.

Erstmals 839 in einer teilweise gefälschten Urkunde Ludwigs des Frommen erwähnt, 882 folgt ein gesicherter Beleg. Als Gründer des wohl zwischen 800 und 810 entstandenen Kanonissenstiftes gilt Adalbert von Rätien (aus der Fam. Hunfrids). Das Stift verlegte 1079 seinen Markt von Aeschach (heute ein Stadtteil auf dem Festland) auf die Insel, eine Voraussetzung für die spätere Stadtwerdung. Im 1. Drittel des 13. Jh. wurde L. Reichsstadt. Im Zuge der Reformation, die Gedankengut Huldrych Zwinglis übernahm, wurde L. 1528 evangelisch, das 1466 gefürstete Stift blieb beim alten Glauben. Mit drei anderen oberdt. Städten bekannte sich L. zur "Confessio Tetrapolitana" von 1530, die v.a. die umstrittene Abendmahlslehre festlegte. Sowohl an den Appenzeller Kriegen (1401-29) als auch am Schwabenkrieg (1499) nahmen Lindauer Truppen auf Seite des Reiches teil.

Die wirtschaftl. Entwicklung L.s beruhte vorwiegend auf dem Korn- und Salzhandel, der stark auf die eidg. Gebiete ausgerichtet war. In der frühen Neuzeit war L. Anlaufpunkt für Schweizer, die sich in fremde Kriegsdienste werben liessen. Während der Bündner Wirren wurden mit dem Lindauer Vertrag von 1622 Teile Graubündens vorübergehend zu span.-österr. Untertanenland gemacht. In den 1860er Jahren übertraf der Güterverkehr der Schiffslinie L.-Romanshorn die anderen Schifffahrtsgesellschaften des Bodensees bezüglich Einnahmen. 1869-1937 wurde eine Trajektlinie (Eisenbahnfähre) zwischen L. und Romanshorn betrieben.

1802 wurden Stadt und Stift L. mediatisiert bzw. säkularisiert und 1806 - nach kurzer Zugehörigkeit zum Fürsten von Bretzenheim und zu Österreich - bayerisch. Unmittelbar vor Ende des 2. Weltkriegs, in der Nacht vom 25. auf den 26.4.1945, wurden in einer geheimen Aktion die Schiffe des Lindauer Hafens in die schweiz. Bodenseehäfen geschafft, um sie vor der Versenkung durch die NS-Truppen zu retten. Nach dem Krieg bis 1955 war der franz. besetzte Kreis L. von Bayern getrennt. Die damaligen kurzlebigen gewerbl.-kulturellen Herbstwochen sollten v.a. die Schweizer zum Besuch einladen.

Quellen und Literatur

  • Gesch. der Stadt L. im Bodensee, hg. von K. Wolfart, 2 Bde., 1909 (Nachdr. 1979)
  • W. Dobras, Die Stadt L. im Bodensee, 1981
Weblinks
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Zitiervorschlag

Werner Dobras: "Lindau (D)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.01.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007076/2008-01-24/, konsultiert am 28.03.2024.