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Balzers

Politische Gemeinde des Fürstentums Liechtenstein. Umfasst in der Rheinebene das am Verkehrsweg über St. Luzisteig gelegene Dorf Balzers, die Siedlung Mäls und den Burghügel Gutenberg, als Exklaven die Genossenschaftsalpen Gapfahl, Guschgfiel, Güschgle, Matta und das Alpgebiet Zigerberg. Um 840 Palazoles. 1584 313 Einwohner; 1855 1083; 1930 1347; 1950 1746; 1975 3104; 1995 3954; 2000 4233.

Funde aus der Römerzeit stammen von Gutenberg und aus dem Dorfteil Balzes. Balzers und Mäls sind im churrätischen Reichsgutsurbar von ca. 840 aufgeführt. Die kirchlich-herrschaftlichen Verhältnisse vor dem 13. Jahrhundert sind nicht geklärt. 1208 besass das Kloster Churwalden einen Hof, 1222 mit Kapelle. 1305 erwarb der auf Gutenberg ansässige Heinrich von Frauenberg das Patronatsrecht der gleichzeitig zur Pfarrkirche erhobenen Kapelle. 1314-1824 besass Habsburg Gutenberg und die Kollatur der Kirche St. Nikolaus; beide gelangten danach durch Kauf an Balzers. Während der Reformation blieb Balzers wie die gesamte Herrschaft Vaduz im Gegensatz zu den benachbarten schweizerischen Gemeinden beim alten Glauben; bis heute überwiegt die katholische Bevölkerung. Sogenannte Gemeindts-Brief umschrieben die Dorfordnung. Neben dem Ertrag der Landwirtschaft brachte der Rodverkehr (Monopol des Gütertransports) Erwerb. Streitigkeiten ab dem 14. Jahrhundert mit Maienfeld, Fläsch und Guscha (Gemeinde Maienfeld) um Nutzungsrechte, Weiden, Wasser und Grenzen sowie Spannungen ab dem 16. Jahrhundert um Rheinwuhre und -grenze mit Wartau und Sargans wurden erst im 19. Jahrhundert endgültig beigelegt. Mit Triesen besass Balzers bis 1835 gemeinsame Güter. Das Dorf litt mehrfach unter Kriegen (1445, 1499, Bündner Wirren, 1796-1801) und brannte 1795 fast vollständig ab. Die Rechte an der Rheinfähre Balzers-Trübbach lagen zunächst bei den Grafen von Werdenberg, 1517-1798 bei Glarus, von 1803 bis zur Auflassung 1871 beim Kanton St. Gallen. 1871 wurde die Holzbrücke nach Wartau errichtet, die 1972 niederbrannte. Seit 1975 führen zwei Brücken über den Rhein. Nach dem Ausbau von Strasse (1821-1822) und Bahn (1858) auf der schweizerischen Rheintalseite versiegten die Einkünfte aus dem Rodverkehr. Auswanderungen und vermehrte Saisonarbeit waren die Folge. Seit dem Zollvertrag (1923) sind die Grenzen zur Schweiz offen, der schweizerische Bevölkerungsanteil stieg von 2% (1930) auf 10,3% (2000). Nach 1945 setzte eine rasante Wirtschaftsentwicklung ein, die Zahl der Bauernbetriebe verminderte sich stark. Durch Zuwanderung stieg der Ausländeranteil von 9% (1941) auf 28% (2000). 1995 bestanden in Balzers 216 Betriebe mit 2164 Arbeitsplätzen im 2. und 3. Sektor. Grösster Betrieb ist heute die 1946 gegründete Balzers und Leybold. Das Siedlungsgebiet wurde seit 1950 stark ausgeweitet. Teile der Gemeindegüter in Graubünden (u.a. an Ellhorn und Fläscherberg) mussten 1939-1949 aus militärischen Gründen an die Schweiz zwangsverkauft werden. 1956, 1960 und 1985 verursachten Schiessübungen der Schweizer Armee auf dem angrenzenden Waffenplatz St. Luzisteig Brände in Wäldern der Gemeinde Balzers auf Bündner Territorium.

Quellen und Literatur

  • H. Brunhart et al., Balzers, unser Dorf, 1971 (31992)
  • A. Brunhart et al., Balzers, 1976
  • F. Büchel, Gesch. der Pfarrei Balzers, 1982
  • F. Büchel, Beitr. zur Gesch. 842-1942, Gem. Balzers, 1987
  • Balzner Njbl., 1995-
  • E. Vogt, Mier z Balzers, 3 Bde., 1995-97
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Arthur Brunhart: "Balzers", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.09.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007026/2009-09-15/, konsultiert am 19.03.2024.