Hochtal der Dranse d'Abondance (Departement Haute-Savoie). Der Name stammt von der Abtei Sainte-Marie d'Abondance, die während sechs Jahrhunderten sein Zentrum bildete.
Das Augustiner-Chorherrenstift Saint-Maurice gründete 1043 im Vallée d'Abondance eine Propstei, die sich 1108 von ihm löste und zwischen 1130 und 1140 in den Rang einer Abtei erhoben wurde. Das Kloster besass unter der Kastvogtei der Herren von Féternes, denen die Grafen von Savoyen nachfolgten, verschiedene Herrschaftsrechte. Um der Gefahr einer Eroberung des Chablais durch Bern vorzubeugen, besetzten die sieben Oberwalliser Zenden im Februar 1536 das Tal. Am 25. Februar vollzogen zwei Chorherren die freiwillige Unterwerfung und stellten die Abtei unter deren Schutz. Aufgrund einer Klage des Abtes, des Herrn von Saint-Gingolph, trennte der Walliser Landrat vom April 1539 die Kastlanei und das Tal von der Landvogtei Monthey ab und teilte sie derjenigen von Evian zu. Um Ruhe und Ordnung in dieser so nahe bei den reformierten Vogteien der Berner liegenden Gegend zu bewahren, befleissigte sich der Landrat allgemein einer ausgleichenden Verwaltung. Er trachtete danach, sowohl Talleute wie Chorherren zufrieden zu stellen, folgte ihren Wünschen bei der Wahl der Äbte Dominique Ciclat (1536) und Claude de Blonay (1550), beseitigte einige Missbräuche und verlangte, dass die Nutzniesser der Pfründen am Ort residieren sollten. Der Landrat vom Mai 1538 anerkannte explizit die Freiheiten des Abtes, während jener vom Dezember 1539 einige wirtschaftliche Fragen regelte, zum Beispiel die Festlegung der Markttage. Mit der Rückgabe der Vogteien von Evian und Aulps im März 1569 gelangte auch die Abtei wieder an den Herzog von Savoyen. Auf Druck des heiligen Franz von Sales lösten 1604 die Feuillanten die Augustiner Chorherren ab. 1761 hob der Papst die Abtei auf. Vom Mittelalter an, besonders aber 1750-1850, wanderten viele Bewohner des Tals und des Chablais ins Wallis oder in die übrige Schweiz aus.