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ArthurVillard

Kurz nach dem Ausbruch des Konflikts zwischen Pakistan und Indien um Ostpakistan hält der Nationalrat aus Biel Arthur Villard am 11. Dezember 1971 an einer pazifistischen Kundgebung eine Rede © KEYSTONE/Photopress.
Kurz nach dem Ausbruch des Konflikts zwischen Pakistan und Indien um Ostpakistan hält der Nationalrat aus Biel Arthur Villard am 11. Dezember 1971 an einer pazifistischen Kundgebung eine Rede © KEYSTONE/Photopress.

4.10.1917 Lausanne, 15.5.1995 Biel, reformiert, von Daillens. Sohn des Louis Arthur, Uhrmachers, und der Adèle Ida geborene Matile. 1) Esther Fasnacht, Fotolaborantin, Tochter des Emil, Malers, 2) Edeltraud Leubin, Tochter des Albert, Tramangestellten. Primarschule und Progymnasium in Biel, 1933-1937 Lehrerseminar in Pruntrut, zunächst Heimarbeiter und Hausierer, 1943-1951 Lehrer in Evilard, nach Entlassung ab 1953 in Biel-Madretsch. 1966-1979 Berner Grossrat, 1968-1976 Bieler Stadtrat, 1976-1979 Bieler Gemeinderat (Exekutive). 1970 Wahl in den Parteivorstand der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz, 1971-1979 Nationalrat. Mitgründer einer Sektion der Gesellschaft Schweiz-Sowjetunion, ab 1964 Schweizer Sekretär der Internationale der Kriegsdienstgegner. Arthur Villard, der in Kontakt zum französischen Reformpädagogen Célestin Freinet stand, war wegen seiner antiautoritären Unterrichtsmethoden als Lehrer stark angefochten und wegen seiner linkssozialistischen Ansichten auch in der eigenen Partei nicht unumstritten. Zu Beginn der 1960er Jahre war er in der Bewegung gegen die atomare Aufrüstung der Schweiz aktiv. Im bürgerlichen Lager stiessen seine Voten gegen das neue Konzept der Gesamtverteidigung und für einen zivilen Ersatzdienst auf wachsenden Unmut. Ab 1963 gehörte er, trotz Aktivdienst, selbst zu den Dienstverweigerern und sass deshalb mehrmals im Gefängnis. Als ihn die SP-Fraktion 1972 zur Wahl in die Militärkommission vorschlug, verweigerte ihm das Nationalratsbüro den Einzug. Erst 1979 war er der bürgerlichen Mehrheit genehm, er zog sich aber noch im selben Jahr wegen einer gegen ihn gerichteten Verleumdungskampagne und aus Protest gegen den Verkauf des Volkshauses in Biel durch die SP und die Gewerkschaften aus allen politischen Ämtern zurück. Villard wirkte fortan unter anderem als Lehrer der Kooperative Longo Mai in Südfrankreich und setzte sich für eine aktive schweizerische Friedenspolitik ein.

Quellen und Literatur

  • Sozarch, Nachlass
  • Sonntagsjournal, 22./23.1.1972
  • Journal du Jura, 16.5.1995
  • Neue Wege 89, Nr. 7/8, 1995, 238-241
  • M. Schwander, «Arthur Villard – Pädagoge und Kriegsdienstgegner», in Hoffen heisst handeln, hg. von K. Rengel, 1995, 27-38
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF
Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 4.10.1917 ✝︎ 15.5.1995

Zitiervorschlag

Peter Stettler: "Villard, Arthur", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.09.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/006724/2012-09-17/, konsultiert am 29.03.2024.