Elsbeth von Oye lebte nach Aussagen des Oetenbacher Schwesternbuchs in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Kloster Oetenbach. Ihr werden tagebuchartige Aufzeichnungen aus der Zeit um 1340 zugeschrieben, in denen in Ich-Form von der gnadenhaften Begegnung mit Gott berichtet wird. In der Niederschrift ihrer Offenbarungen verbindet sich die spekulative Mystik eines Meister Eckhart mit einer an Heinrich Seuse erinnernden Leidensaskese. Der zweite Teil des Oetenbacher Schwesternbuchs (heute in der Universitätsbibliothek Wrocław, Polen) überliefert in einer freien Bearbeitung ihrer Schriften das «Puchlein des lebens und der offenbarung swester Elsbethen von Oye».
Doppelseite aus dem Oetenbacher Schwesternbuch, Abschrift entstanden um 1450. Initiale mit Darstellung der Elsbeth von Oye mit Holzkreuz und blutiger Geissel sowie dem Beginn ihrer Lebens- und Offenbarungsbeschreibung (Universitätsbibliothek Wrocław, Cod. IV F 194a, fol. 1v und 2r).