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Litauen

Situationskarte Litauen © 2007 HLS und Kohli Kartografie, Bern.
Situationskarte Litauen © 2007 HLS und Kohli Kartografie, Bern.

1386 wurde das Grossfürstentum Litauen mit Polen vereinigt, mit dem es ab 1569 einen gemeinsamen Staat bildete. 1795 fiel es bei der dritten polnischen Teilung an Russland. 1918 erklärte Litauen seine Unabhängigkeit. Der Bundesrat anerkannte die erste litauische Republik im August 1921. In der damaligen Hauptstadt Kaunas wurde ein Konsulat errichtet. Litauen hatte ab 1918 eine Mission in Bern, die der litauischen Botschaft in Berlin zugeordnet war. Die durch die sowjetische Annexion 1940 unterbrochenen Beziehungen wurden unmittelbar nach dem gescheiterten Putsch in Moskau im August 1991 erneuert. Der Schweizer Botschafter in Riga ist auch in Litauen akkreditiert. Für die Schweiz zuständig ist der litauische Botschafter in Rom. Litauen unterhält Konsulate in Genf und Zürich. Das seit 1992 entstehende bilaterale Vertragsnetz wird weiter ausgebaut. Ein Doppelbesteuerungsabkommen ist seit Dezember 2002 in Kraft. 1995 war der litauische Ministerpräsident Adolfas Šleževičius zu Gast in der Schweiz, Bundesrat Flavio Cotti reiste im gleichen Jahr zu einem offiziellen Arbeitsbesuch nach Vilnius. 2001 stattete Bundespräsident Moritz Leuenberger dem litauischen Staatspräsidenten Valdas Adamkus einen Besuch ab. 2004 beliefen sich die Exporte der Schweiz nach Litauen auf 95 Mio. Franken (v.a. Fahrzeuge, Maschinen, chemische Produkte), die Importe aus Litauen auf 46 Mio. Franken (v.a. Möbel, Textilien). Zur Förderung der Wirtschaftsbeziehungen wurde 2004 in Vilnius ein Büro der Handelskammer Schweiz Baltikum eröffnet.

Ab dem 16. Jahrhundert studierten Litauer an der Universität Basel. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts nahm ihre Zahl sprunghaft zu. Bevorzugter Studienort der katholischen Litauer war Freiburg. Einige der Studierenden waren später in wichtigen Funktionen in Litauen tätig, unter anderen Erzbischof Jurgis Matulaitis und der Philosoph, Professor und Rektor der Universität Kaunas, Stasys Šalkauskis. Während des Ersten Weltkriegs waren verschiedene litauische Organisationen in der Schweiz politisch oder für wohltätige Belange tätig. Für die Unabhängigkeit Litauens setzte sich das von Joseph Gabrys in Lausanne geleitete litauische Informationsbüro ein, dem ein Verlag angeschlossen war. In der Zwischenkriegszeit lehrten an der Universität Kaunas Joseph Ehret (deutsche und französische Literatur), Alfred Senn (Sprachwissenschaft) sowie der Russlandschweizer Constantin von Regel (Botanik). In Basel und Neuenburg befasste sich Professor Max Niedermann mit der litauischen Sprache. Seit der politischen Wende wird im Bereich der Kulturbeziehungen besonders der wissenschaftliche Austausch gepflegt. Wie in Estland und Lettland wurden auch in den grösseren Städten Litauens Schweizer Lesezimmer bzw. -ecken eingerichtet. 2004 waren in Litauen 20 Schweizer Staatsangehörige gemeldet, in der Schweiz lebten 411 Litauerinnen und Litauer.

Quellen und Literatur

  • EDA, Dok.
  • S. Sužiėdelis, Historical Dictionary of Lithuania, 1997
  • Zwischen Vilnius und Bern, hg. von M. Schweizer, 2002

Zitiervorschlag

Heinrich Riggenbach: "Litauen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.12.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/006629/2008-12-04/, konsultiert am 29.03.2024.