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Tübingen

Die 45 km südlich von Stuttgart am Neckar gelegene Universitätsstadt Tübingen in Baden-Württemberg zählte 2011 89'011 Einwohner, im Wintersemester 2011-2012 25'849 Studierende.

Tübingen, das ab 1231 Stadtrechte besass, gelangte 1342 in den Besitz der Grafen von Württemberg. 1477 wurde die Universität eröffnet, die 1476 von Herzog Eberhard im Bart nach Erlangung des päpstlichen Privilegs weitgehend nach Basler Vorbild gegründet worden war. Schon in ihren Anfängen wurde sie häufig von Deutschschweizer Studenten aufgesucht. Dank den Untersuchungen von Felici Maissen ist die Immatrikulation von Schweizer Studenten bis zum Ersten Weltkrieg gut belegt. Auch viele Gelehrte aus dem Gebiet der Eidgenossenschaft wirkten dort. Im 16. Jahrhundert unterhielt die Universität Tübingen im Zeichen von Humanismus und Reformation vor allem zu Zürich und Basel enge Beziehungen. Schweizer wie Heinrich Bullinger und Albrecht von Haller standen in der frühen Neuzeit mit Tübinger Gelehrten im Briefkontakt. Während der Zustrom von Schweizern aus Graubünden, Schaffhausen und Thurgau anhielt, nahm die Zahl der Tübinger Studenten in Basel ab. Im 17. Jahrhundert erlitten die Immatrikulationen von Schweizern an der Universität Tübingen einen Einbruch, erholten sich, mit Ausnahme der rasch ansteigenden Zahl der Schaffhauser Studenten, im 18. Jahrhundert langsam, um im 19. Jahrhundert, vor allem nach der Gründung der katholisch-theologischen Fakultät 1817, Höchstwerte zu erreichen. 1801-1900 studierte über die Hälfte der an der Universität Tübingen immatrikulierten Schweizer Theologie. Sehr umstritten war 1839 die Berufung des liberalen Tübinger Theologen David Friedrich Strauss an die Universität Zürich (Straussenhandel) sowie 1847 diejenige des ebenfalls aus der Tübinger Schule stammenden Eduard Zeller an die Universität Bern. Ehemalige Tübinger Studenten gelangten in der katholischen Schweiz in hohe Kirchenämter, so Friedrich Fiala als Bischof von Basel und Augustin Egger als Bischof von St. Gallen. Im 19. Jahrhundert forderte man von der Schweiz aus bei der Universität Tübingen Rechtsgutachten an. Die akademischen Beziehungen setzten sich im 20. und im beginnenden 21. Jahrhundert insbesondere mit Berufungen von Schweizer Professoren, unter anderem Ferdinand Elsener und Hans Küng, fort.

Quellen und Literatur

  • F. Thomae, «Die in Tübingen immatrikulirten Basler von Gründung der Univ. 1477 bis zum Jahre 1832», in Basler Jb., 1888, 216-224
  • R. Rau, «Der Beitr. der Basler Hochschule zu den Anfängen der Univ. Tübingen», in BZGA 52, 1953, 14-36
  • F. Maissen, «Schweizer Prof. an der Univ. Tübingen 1477-1914», in ZSK 87, 1993, 127-132
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Hanspeter Marti: "Tübingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 29.11.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/006607/2012-11-29/, konsultiert am 28.03.2024.