de fr it

WolhusenGemeinde

Politische Gemeinde des Kantons Luzern, Amt Sursee, Wahlkreis Entlebuch, bestehend aus dem gleichnamigen Strassendorf bei der Mündung der Wigger in die Kleine Emme und dem sich links der Kleinen Emme vom Napfbergland gegen den Rand des Mittellands erstreckenden Einzelhofgebiet. 1191 (Kopie aus dem 13. Jh.) Woulhusen, 1313 burge ze Wolhusen. Zur Unterscheidung von Wolhusen-Markt wurde der Ort bis ins 20. Jahrhundert hinein auch Wolhusen-Wiggern genannt (1374 Wolhusen in der Wigerren). 1695 ca. 600 Einwohner; 1798 1247; 1850 1600; 1900 1928; 1950 3255; 2000 4086.

Auf einem Hügelsporn über dem Dorf lag die äussere der beiden Burgen am Emmenknie, von denen aus die Freiherren von Wolhusen die Zugänge ins Entlebuch und ins Mittelland beherrschten. Erste archäologische Untersuchungen der wohl grössten luzernischen Burganlage fanden in den 1930er Jahren statt. Als Vorgängerbau wird eine Holz-Erdburg aus dem 11. oder 12. Jahrhundert vermutet. Nach der Teilung der Herrschaft Wolhusen um 1234 sass hier der jüngere Freiherrenzweig. 1313 liess Johannes I. von Wolhusen die Burg samt Zubehör in ein habsburgisches Lehen umwandeln. 1370 fiel dieses an Habsburg heim. Um 1386 wurde die Burg im Sempacherkrieg zerstört. Das Gebiet der Gemeinde Wolhusen gehörte zur Pfarrei Ruswil und teilte die Geschicke des Äusseren Amts der Herrschaft Wolhusen, das ab 1386 faktisch Luzern unterstand und in der bis 1798 bestehenden Landvogtei Ruswil aufging.

Unterhalb der äusseren Burg lag die Andreaskapelle, ab dem 15. Jahrhundert eine Filiale Ruswils. 1652 wurde der Bau einer Kirche begonnen, 1657 Wolhusen zur Pfarrei erhoben. Kollator wurde das Luzerner Bürgerspital, das bereits Inhaber des Ruswiler Kirchensatzes war. Die Pfarrei St. Andreas gliederte sich in vier Bruderschaften (Zehntbezirke), die je einen Weibel stellten: Haseschwand umfasste den südlichen Teil von Wolhusen mit dem Steinhuserberg, Schwarzebach den nördlichen Teil von Wolhusen und das Dorf (Zehnt zum Teil an das Stift Beromünster), ausserhalb der Landvogtei Ruswil lagen die Bruderschaften Wolhusen-Markt und Schwanden (das Hofgebiet bildete ab 1807 den Kern der Pfarrei Werthenstein), die beide den Grosszehnt an den Pfarrer von Wolhusen leisteten. 1661 wurden die Beinhauskapelle mit einem gemalten Totentanzzyklus und die Kapelle auf dem Steinhuserberg (Neubau 1971) vollendet. Ein mit dem Sigristenamt verbundenes Schulmeisteramt ist ab 1675 belegt. 1879-1881 wurde die Pfarrkirche durch Wilhelm Keller neu errichtet. Das Josefshaus von 1899 diente als Priesterseminar, Missionsseminar und Exerzitienhaus. Die evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Wolhusen wurde 1904 gegründet, ihre Kirche 1925 geweiht.

In Wolhusen wurde Feldgrasbau auf Einzelhöfen betrieben. Der Getreidezehnt an das Bürgerspital wurde erst 1865 abgelöst. Mühlen lagen an der Wigger (1557, später mit einer Nebenmühle an der Kleinen Emme) und der Kleinen Fontanne (1584, bestehender Bau von 1663). Um 1560 bewilligte der Luzerner Rat die Einhegung von Allmendland. 1639 teilten die Bauern im Schwarzebach den Äbnetwald auf. Im Dorf schlossen sich die Grundbesitzer zum Wiggernzwing (heute Realkorporation) zusammen. Dessen Satzungen von 1597 regelten den Unterhalt der Brunnen und Strassen sowie die Nutzung des Wiggerewalds, der 1659 aufgeteilt wurde.

1798-1803 bildete Wolhusen zusammen mit Wolhusen-Markt eine Munizipalität im Distrikt Ruswil. Dann wurde es als eigene Gemeinde dem Amt Entlebuch zugeteilt und mit Wolhusen-Markt und Werthenstein im Gemeindegerichtsbezirk Wolhusen vereint. 1814 gelangte die Gemeinde Wolhusen an den Gerichtsbezirk Ruswil und das Amt Sursee. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen die heimindustrielle Strohflechterei und Seidenkämmelei auf. 1861 zählte Wolhusen zu den ärmsten Gemeinden im Kanton. Die Eröffnung der Eisenbahnlinien Luzern-Bern 1875 und Wolhusen-Huttwil 1895 sowie die Nutzung der Wasserkraft durch Kleinkraftwerke an der Kleinen Emme ab 1895 förderten die Industrialisierung: 1879 eröffnete Josef Steffen eine Couverts- und Papiersackfabrik, 1899 Eduard Geistlich eine Leim- und Düngerfabrik. Die ehemalige Wiggernmühle wurde 1905 zur Industriemühle ausgebaut. Im 20. Jahrhundert siedelten sich verschiedene Holz verarbeitende Betriebe an. Die Anfänge der Skifabrik Stöckli, die 2012 einen Umsatz von 60 Mio. Franken erwirtschaftete, reichen bis ins Jahr 1935 zurück. 1925-1960 erschien wöchentlich die «Wolhuser Zeitung». Grösster Arbeitgeber war 2012 das kantonale Regionalspital. Seit dessen Eröffnung 1972 entwickelte sich Wolhusen zu einem regionalen Dienstleistungszentrum.

Quellen und Literatur

  • T. Stadelmann, Wolhusen, 1958
  • F. Glauser, J.J. Siegrist, Die Luzerner Pfarreien und Landvogteien, 1977
  • Wolhusen, 1992
  • H.-P. Bärtschi, V. Müller, 700 Jahre schaffendes Wolhusen, 2005
Von der Redaktion ergänzt
  • Reinle, Adolf: Das Amt Sursee, 1956, S. 494-500 (Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern, 4).
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Peter Mulle: "Wolhusen (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.11.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000659/2013-11-20/, konsultiert am 18.04.2024.