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Göttingen

Erst nach der 1734 erfolgten Gründung der Universität durch den Kurfürsten von Hannover und späteren Kg. von England Georg II. setzten rege Beziehungen der Schweiz zu G. ein. Die Georgia Augusta, dem Denken der Aufklärung verpflichtet, zählte im 18. Jh. zu den fortschrittlichsten Bildungsstätten. 1736-53 wirkte dort der Berner Albrecht von Haller als Prof. der Medizin und der Botanik. Auf ihn gehen die Akademie der Wissenschaften, das Anatom. Theater, die Zeichenschule, der Botan. Garten und die Entbindungsanstalt zurück. Schweizer doktorierten bei Haller, so dessen Biograf Johann Georg Zimmermann. Bis 1800 studierten 265 Schweizer in G. (81 aus Bern, 41 aus Schaffhausen, 28 aus Zürich, 13 aus Genf, 12 aus Basel). An der Spitze standen die Juristen (103), gefolgt von den Medizinern (71), den Theologen (52) und den Philosophen (22). Manche von ihnen nahmen - u.a. während der Helvetik - Schlüsselpositionen in der Heimat ein und verbreiteten dort aufklärer. Gedankengut (Isaak Iselin, Johannes von Müller, Johann Heinrich Rahn, Albrecht Rengger, Philipp Albert Stapfer). Schweizer veröffentlichten in Göttinger Zeitschriften; Göttinger Gelehrte äusserten sich dort über die Schweiz wie z.B. August Ludwig Schlözer, der den Waserhandel in Zürich kritisierte, weshalb einige Zürcher Studenten ab 1782 zwischenzeitig auf andere Universitäten auswichen. Beziehungen zwischen der Schweiz und dem Göttinger Hainbund, einem Klopstock verehrenden Dichterkreis, spiegeln sich im Göttinger "Musenalmanach". Die Idyllen von Johann Heinrich Voss sind Salomon Gessner verpflichtet. In Reiseberichten verbreiteten sich Göttinger Gelehrte über die Schweiz (ausgleichend Christoph Meiners; Johann Friedrich Blumenbach über das Heimweh). Im 19. und im 20. Jh. setzte sich der wissenschaftl. Austausch zwischen der Univ. G. und Schweizer Hochschulen fort, u.a. durch wechselseitige Berufungen von Lehrkräften (Karl Barth, Peter Debye, Walter Heitler, Rudolf Schenda, Walther Zimmerli). Schweizer waren Preisträger der Göttinger Universität oder Mitglieder der Göttinger Akademie.

Quellen und Literatur

  • W. von Kempen, «Schweizer Studenten an der Göttinger Univ. bis 1800», in Genealogie und Heraldik 2, 1950, 229-233
  • W. Gresky, «Materialien über Schweizer Studenten der Göttinger Univ.», in Göttinger Jb. 1973, 243-261
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Hanspeter Marti: "Göttingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 01.12.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/006589/2005-12-01/, konsultiert am 12.04.2024.