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Augsburg

In Augsburg-Oberhausen war nach 9 v.Chr. eine militärische Einheit der Römer stationiert, parallel dazu entwickelten sich die Anfänge einer Zivilsiedlung. Spätestens in claudischer Zeit (41-54) war Augusta Vindelicum Statthaltersitz der Provinz Raetia, ab etwa 300 von Raetia Secunda. Die Ortstradition der Märtyrerin Afra nutzten im 7. Jahrhundert kirchenpolitisch die Franken; um 750 ist Augsburg als Bischofssitz gesichert. Zweiter Bistumspatron wurde der in St. Gallen erzogene Bischof Udalrich, der Verteidiger Augsburgs in den Vortagen der Ungarnschlacht auf dem Lechfeld 955. Die Kaufmannssiedlung zwischen der bischöflichen Burg und dem späterem Reichsstift St. Ulrich und Afra erkämpfte schrittweise die Freiheit vom Stadtherrn zur königlichen und Reichsvogteistadt. Von der Einführung der Baumwolle an war die Barchentweberei das wichtigste Handwerk. 1368-1548/1552 bestand ein Zunftregiment. Für den Handel war die Nord-Süd-Verbindung über den Brenner- und den Reschenpass (besonders nach Venedig) bedeutender als die vom 14. und 15. Jahrhundert an belegte Handelsroute durch das schweizerische Mittelland über Genf und Lyon nach Spanien und Portugal. In Letzterer übernahm das patrizische Haus Welser-Vöhlin die Führung, obwohl die Fugger 1505 die Gründung der päpstlichen Schweizergarde finanzierten. Schweizer Welser-Partner waren die May von Bern, von denen ein katholischer Zweig 1537 nach Augsburg abwanderte, sowie der mit den Welsern verschwägerte Hieronymus Sailer aus St. Gallen, der 1528 als deren Bevollmächtigter den Vertrag mit Karl V. über die Kolonisierung Venezuelas unterschrieb. Um 1530 hatten die Welser Faktoreien in Zürich, Bern, Freiburg und Genf. Trotz der Übergabe des rein lutherischen Augsburger Bekenntnisses an Karl V. durch die Protestanten auf dem Augsburger Reichstag (1530) obsiegten in der Augsburger Reformation (1534) zunächst die Oberdeutschen. Die 1545 und 1546 berufenen Zürcher Prediger mussten allerdings schon 1547, der protestantische Domprediger Wolfgang Musculus (später in Bern) 1548 weichen; Augsburger Religionsfriede (1555) und Westfälischer Friede (1648) schrieben die katholisch-lutherische Religionsparität fest. Kulturelle Beziehungen der Blütezeit im 16. Jahrhundert gingen vor allem nach Basel, durch Johannes Oekolampad, Hans Holbein den Jüngeren und die Rektoren des städtischen Anna-Gymnasiums Sixtus Birck und Hieronymus Wolf, vom St.-Ulrich-Stift auch nach St. Gallen. Noch nach dem Übergang der drei Augsburger Reichsstände an Bayern (1803 und 1806) pflegte Augsburg als Wechselplatz und im Ausbau der Fabrikindustrie einen lebhaften wirtschaftlichen Austausch mit der Schweiz (v.a. St. Gallen).

Quellen und Literatur

  • Gesch. der Stadt Augsburg, hg. von G. Gottlieb et al., 1984
  • W. Zorn, Augsburg, 42001
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GND

Zitiervorschlag

Wolfgang Zorn: "Augsburg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.11.2001. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/006581/2001-11-22/, konsultiert am 16.04.2024.