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WeggisGemeinde

Politische Gemeinde des Kantons Luzern, Amt Luzern-Land, Wahlkreis Luzern-Land. Am Vierwaldstättersee auf einer eiszeitlich geprägten Landzunge und am steilen terrassierten Südwestfuss der Rigi gelegen. 1116 Guategisso, 1275 Waetgis. Um 1695 ca. 700 Einwohner; 1798 874; 1850 1279; 1900 1522; 1950 2247; 2000 3616.

Weggiserhandel von 1380, dargestellt in der Luzerner Chronik des Diebold Schilling, 1513 (Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, Sondersammlung, Eigentum Korporation Luzern).
Weggiserhandel von 1380, dargestellt in der Luzerner Chronik des Diebold Schilling, 1513 (Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, Sondersammlung, Eigentum Korporation Luzern). […]

Die Kirche von Weggis erscheint 1116 als Besitz des Hofs Pfäfers. Zum zugehörigen Kelnhof Weggis, der einem Amtmann und einem Cellerar unterstand, gehörte um 1300 neben Weggis auch Vitznau. Die Weggiser hatten den Status freier Gotteshausleute (Hofrechte aus der ersten Hälfte des 14. Jh., von ca. 1342-1380 und 1413). Der Niedergerichtsbezirk entsprach der Kirchhöre (ohne Greppen). Vogtei und Blutgericht befanden sich um 1306 in den Händen der Habsburger und gelangten 1380 an Luzern. Pfäfers verlieh den Kelnhof 1329 an Jost von Moos und verkaufte ihn 1378 mit Kirchensatz an Heinrich von Moos, der die grundherrlichen Rechte ohne Kirchensatz und Laienzehnt 1378 an die Dorfgenossen veräusserte. Bereits 1378 führte Weggis ein Siegel. 1431 überliess Ulrich von Moos den Dorfgenossen den Laienzehnt und den Kirchensatz. Die wohl im 9. Jahrhundert erstmals bezeugte Kirche, deren Patrozinium (Himmelskönigin Maria) 1116 erstmals erwähnt wird, wurde 1471-1473 neu errichtet. Der romanische Turm mit dem Glockengeschoss von 1559 wurde beim zweiten Neubau 1886-1888 beibehalten. Mit der 1585 geweihten St.-Michaels-Kapelle gewann Kaltbad als Wallfahrtsort an Bedeutung. Die 1623 errichtete Kapelle Allerheiligen ist mit Fresken aus der Spätrenaissance ausgeschmückt. Zur Kirchhöre gehörten bis 1799 die Filialkapellen Vitznau und Greppen. 1918-1919 entstand eine reformierte Kirche im Dorf, 1963 eine weitere auf Kaltbad. Weggis gliederte sich schon 1342 in ein Ober- und ein Unterdorf. Ein Schulmeister ist 1589 erstmals bezeugt. Im 17. Jahrhundert war Weggis häufig Konferenzort der katholischen Orte. 1799 trennte sich Weggis auch politisch von Vitznau.

Die Siedlungsstruktur wies Streucharakter mit Einzelhöfen (um 1300) auf. Zu einer Verzelgung kam es nicht. Die Spezialisierung auf die Alpwirtschaft im 14.-15. Jahrhundert führte zu Marchkonflikten: Ende des 14. Jahrhunderts musste Weggis die Alp Bärenzingel an Arth abtreten (bis 1957). 1494 kam es zu einer Ausmarchung mit Greppen. 1503-1512 lag Weggis im Streit mit Gersau. Im Fischereistreit mit Luzern erhielt Weggis 1472 die Oberhoheit über einen Seeanteil zugesprochen (1594 Nikolausbruderschaft der Fischer und Schiffer). 1686 wurde die Sennenbruderschaft gegründet. Der bereits in den Pfäferser Rödeln belegte Weinbau wurde 1990 wiederbelebt. Als klimatisch bevorzugte Gemüse- und Obstbauregion produzierte Weggis schon im Spätmittelalter für den Luzerner Markt. Ab dem 15. Jahrhundert verkehrten Fähren nach Meggen und ein dorfeigenes Marktschiff fuhr nach Luzern. Weggis wurde zum Marktort und erhielt 1748 zwei Jahrmärkte. Seit dem 14. Jahrhundert gab es in Weggis Kastanienhaine, spätestens ab dem 17. Jahrhundert wurden Südfrüchte angebaut. 1606 sind drei Wirtshäuser nachgewiesen. Gewerblich kannte Weggis weder Zünfte noch den Zunftzwang. Im 17.-18. Jahrhundert bestand eine zunächst obrigkeitliche Seidenkämmelei, 1850-1870 florierte die Seidenweberei unter dem Weggiser Seidenfergger Andreas Zimmermann. Der Betrieb wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in eine Brauerei umgewandelt. Ab dem 17. Jahrhundert errichteten Luzerner Patrizier in Weggis ihre Sommersitze (Junkerhaus, Trottenhof, Eggisbühl). Um 1800 setzte der Tourismus auf die Rigi ein. Bis zur Eröffnung der Vitznau-Rigi-Bahn 1871 ermöglichte der 1818-1820 angelegte Rigiweg zahlreichen Bewohnern, ein Einkommen durch Trägerdienste zu erwirtschaften. Das Aufkommen der Dampfschifffahrt ab 1837 förderte Weggis' Entwicklung zum Sommerkurort. Ab 1854 wurden zahlreiche Hotels und Pensionen errichtet. 1919 erfolgte die Eröffnung des ersten modernen Schweizer Strandbads. Die Drahtseilbahn nach Kaltbad wurde 1967-1968 realisiert. Bereits um 1700 gab es dort ein Wirtshaus, Hotels folgten ab 1834. Das Waldbruderhaus bei der Heiligkreuzkapelle am Rigiweg war bis Mitte des 19. Jahrhunderts bewohnt und wurde 1885 abgebrochen.

Quellen und Literatur

  • SSRQ LU II/1
  • C.L. Graf, Gesch. der Pfarrgem. Weggis, 1900
  • F. Glauser, J.J. Siegrist, Die Luzerner Pfarreien und Landvogteien, 1977
  • Weggis, Hertenstein, Rigi-Kaltbad, bearb. von J. Doppmann, 1984
  • U. Thalmann, Das Rigigebiet im SpätMA, Liz. Zürich, 1992
  • "Chestene und Fiige": Weggiser Lesebuch, 1993 (22005)
  • Kdm LU NF 2, 2009, 508-554
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Waltraud Hörsch: "Weggis (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.10.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000632/2013-10-14/, konsultiert am 28.03.2024.