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Meierskappel

Politische Gemeinde des Kantons Luzern, Amt Luzern, erstreckt sich vom Südosthang des Rooterbergs bis zum Zugersee. Um 1160 Cappell (Kopie 14. Jh.; erst seit Anfang 15. Jh. als Meierskappel belegt). Um 1456 ca. 100 Einwohner; um 1695 ca. 330; 1798 379; 1850 535; 1880 626; 1900 488; 1950 609; 2000 1019.

Die Zürcher Fraumünsterabtei besass hier einen grossen Meierhof, dessen Inhaber für die Abtei die niederen Gerichtsrechte ausübte und Fischenzen verlieh (1447 Verkauf an den Meier). Dem Stift Beromünster gehörten ebenfalls Fischenzen im Zugersee samt dem Twing Böschenrot (1173 und 1346/1347 belegt). Um 1306 besassen die Habsburger die hohen Gerichtsrechte und ordneten Meierskappel dem Amt Habsburg zu. 1436 kaufte die Stadt Zug dem Fraumünster die in den Zugersee ragende Landzunge Chiemen ab. Luzern konnte jedoch die Hoheitsrechte behaupten; Zug wurde Besitzerin des Waldes und erhielt einen Teil der Niedergerichtsrechte (Einigung 1502).

Die Kapelle in Meierskappel war Filiale der dem Fraumünster inkorporierten Pfarrei Cham. Mit Cham gelangten die Kollaturrechte 1244 vom Fraumünster an den Bischof von Konstanz, 1271 an das Grossmünster Zürich, welches sie 1477 an Zug verkaufte. 1472 errichteten die Kirchgenossen eine Kaplanei, die zwischen 1570 und 1587 Pfarreistatus erlangte. Kollator war bis 1836 die Stadt Zug, 1836-1960 der Kanton Luzern, seither der Bischof von Basel. Bis 1937 lag ein Drittel des Pfarrsprengels im Kanton Zug. Die spätgotische Kirche Mariä Himmelfahrt wurde unter Beibehaltung des gotischen Turms 1683-1684 wohl weitgehend neu gebaut und um 1872 verlängert. Am Chiemen bestand ca. 1331 bis 1603 ein Bruderhaus mit Kapelle.

Das unter Denkmalschutz stehende barocke Hofensemble Hinterspichten wurde ca. 1765 erbaut. Im Sonderbundskrieg 1847 erlitt das Dorf Schäden. Im 19. Jahrhundert bestand eine Zollstelle. Meierskappel war ausgeprägtes Einzelhofgebiet und schon im 18. Jahrhundert auf Viehhaltung spezialisiert. Der Bau einer Mühle ist 1621, eine Gerberei um 1623 bezeugt. 1882 wurde Meierskappel an die Bahnlinie Arth-Goldau-Rotkreuz angeschlossen. In 1960er Jahren siedelte sich ein Betonwerk an. Die 1986 eröffnete A14 brachte den Zuzug von Pendlern und Gewerbe. Um 2000 wies die Landwirtschaft immer noch einen Beschäftigungsanteil von knapp einem Drittel auf. Mehr als zwei Drittel der Erwerbstätigen pendelten in andere Gemeinden zur Arbeit. In vielen Infrastrukturfragen und im sozialen Leben ist Meierskappel nach den zugerischen Nachbargemeinden orientiert. 2003 stimmte Meierskappel der Aufnahme von Fusionsverhandlungen mit der Gemeinde Risch im steuergünstigen Kanton Zug zu, während die Stimmberechtigten von Risch 2005 ein entsprechendes Vorhaben ablehnten.

Quellen und Literatur

  • Kdm LU 1, 1946, 486-496
  • J.J. Siegrist, Luzerner Pfarreien und Landvogteien, 1977, 154 f., 198
  • H. Wicki, Staat, Kirche, Religiosität, 1990
Von der Redaktion ergänzt

Zitiervorschlag

Waltraud Hörsch: "Meierskappel", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.10.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000627/2008-10-22/, konsultiert am 16.04.2024.