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Eschenbach (LU)

Politische Gemeinde des Kantons Luzern, Amt Hochdorf, auf der glazial geprägten Geländeschwelle zwischen Reuss- und Seetal gelegen. 924 Eskinpah und Essinpahc. Um 1695 ca. 400 Einwohner; 1798 1097; 1816 790; 1850 1229; 1900 1204; 1950 1656; 2000 2966.

Ende des 13. Jahrhunderts erscheint der mit einer Eigenkirche versehene Hof Eschenbach als Teil der Herrschaft der Freiherren von Eschenbach. An der Reuss, wahrscheinlich an einem Flussübergang, entstand vermutlich kurz vor 1250 die 1292/1296 stat ze Eschibach genannte Kleinstadt mit einem Megalithturm, heute Unter- oder Alt-Eschenbach (Gemeinde Inwil) genannt. Ein Flussübergang existierte bis in die Neuzeit. Um 1407 befand sich in Unter-Eschenbach ein Beginenhaus, um 1600 lebten dort Eremiten. Vom 11. Jahrhundert bis um 1200 existierte in der Nähe eine weitere Siedlung. Um 1285 stifteten die Freiherren an der Reuss ein Augustinerinnenkloster. 1296 wird ein Zöllner erwähnt. Der Hof und das Dorf Eschenbach, die 1309 von den Habsburgern beim Feldzug gegen die Mörder König Albrechts zerstört wurden, entwickelte sich zur kleinen Stadt Obereschenbach.

Die Pfarrei wird erstmals 1226/1262 erwähnt, eventuell bereits 1108. 1302 verkauften die Freiherren dem Kloster den Hof und den Kirchensatz von Obereschenbach, 1324 erfolgte die Inkorporation. Vor 1309 verlegte der Konvent seinen Sitz vom Reussufer nach Obereschenbach; an das verlassene Kloster erinnert die Kapelle St. Kathrinen. 1309 konfiszierten die Habsburger Twing- und Vogteirechte von Eschenbach als Besitz des geächteten Königsmörders; 1330 schenkten sie diese dem Stift. Die Klosterkirche war zugleich Pfarrkirche; nach dem Bau der neuen Klosterkirche 1911 wurde die alte zur Pfarrkirche umgestaltet. Im Bauernkrieg von 1653 erscheint ein Einwohner unter den aufständischen Führern des Amtes. Im Zweiten Villmergerkrieg profilierte sich die dörfliche Oberschicht führend im bäuerlichen Aufstand. Mit der Auflösung der Landvogtei Rothenburg kam Eschenbach zunächst zum Gerichtsdistrikt Hochdorf, bildete 1803-1814 ein eigenes Gemeindegericht und gehörte dann bis 1913 zum Bezirksgericht Rothenburg. 1807-1812 wurden die Pfarreigrenzen stark verändert; Eschenbach erhielt Zuwachs von der Pfarrei Hochdorf. 1834-1907 lag die Kollatur beim Kanton.

1394 werden zwei Mühlen genannt, eine klösterliche und eine freie; bis um 1900 bestanden drei bis vier Mühlen nebeneinander, wovon zwei dem Kloster gehörten. Seit dem Spätmittelalter stehen in Eschenbach zwei Tavernen; 1471 wird eine Badstube erwähnt. Der Luzerner Rat nahm die Verleihung der klösterlichen Ehaften im 16. Jahrhundert an sich. Ab dem 17. Jahrhundert erteilten unter anderem Kaplane regelmässig Unterricht. Seit 1869 besteht in Eschenbach eine Bezirks- und Sekundarschule. Eschenbach und seine Einzelhöfe bildeten eine Schwellenregion mit Feldgrasbau und Zelgensystem. 1883 erfolgte der Anschluss an die Seetalbahn. Seit dem 19. Jahrhundert wird in Eschenbach Torfgewinnung und kommunaler Kiesabbau betrieben. Ende des 19. Jahrhunderts gab es eine Kirschdestillerie. Mit der Industrialisierung in Hochdorf, Emmenbrücke und Perlen entwickelte sich Eschenbach zusehends zur Wohngemeinde. Seit den 1950er und 1960er Jahren finden sich auch Gemüse- und Tabakkulturen, Schweine- und Rindermast. Im 20. Jahrhundert wurden Fabriken angesiedelt, die Maschinen, Chemie- und Kunststoffprodukte herstellen. Seit 1941 befindet sich im Unterwerk Mettlen eine schweizerische Transformatorenstation.

Quellen und Literatur

  • H. Ammann, «Die Stadt Eschenbach und die allg. Städtegesch.», in Innerschweiz. Jb. für Heimatkunde 19/20, 1959, 155-158
  • W. Drack, «Gesch. und Anlage der Burg und Stadt Alt-Eschenbach bei Inwil», in Innerschweiz. Jb. für Heimatkunde 19/20, 1959, 131-154
  • Kdm LU 6, 1963, 45-81, 209-219
  • Eschenbach, 1971
  • F. Glauser, J.J. Siegrist, Die Luzerner Pfarreien und Landvogteien, 1977
  • M. Merki-Vollenwyder, Unruhige Untertanen, 1995
  • J. Rickenbach, Alt-Eschenbach, 1995
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Waltraud Hörsch: "Eschenbach (LU)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.09.2006. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000597/2006-09-06/, konsultiert am 19.03.2024.