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EntlebuchGemeinde

Politische Gemeinde des Kantons Luzern, Amt Entlebuch. Einzelhofgebiet am rechten Ufer der Entlen und der Kleinen Emme mit dem Dorf Entlebuch über der Mündung der Entlen in die Emme sowie den Gemeindeteilen Ebnet, Finsterwald, Rengg, Rotmoos, Gfellen (seit 1970 Skiort) und der Exklave Dieplischwand an der Fontanne. 1157 Entilibuoch/Entelinbuoch. 1745 1470 Einwohner; 1798 1830; 1816 2314; 1837 2741; 1850 3085; 1900 2677; 1950 3190; 2000 3366.

Über dem Zusammenfluss von Burgbach und Entlen liegt eine schriftlich nicht belegte Burgstelle. Die aus dem frühen Hochmittelalter stammende Kirche ist wahrscheinlich eine Stiftung der Rechtsvorfahren der Freiherren von Wolhusen. 1157-1189 waren Meierhof und Kirchensatz, bis 1434 die Güter Eigentum des Klosters St. Blasien. Der Kirchensatz fiel an die Freien von Wolhusen, welche ihn vor 1300 den Habsburgern verkauften. Um 1350 verpfändete Österreich Entlebuch an Peter von Thorberg, 1363 an Peter von Grünenberg und 1369 erneut an den Thorberger. Im Sempacherkrieg 1386 ging der Kirchensatz an Luzern über (1405 als Pfand, ab 1415 als Reichspfand). Die Güter der ehemaligen Eremitensiedlung Brüdernalp wurden 1470 zur Gründung der Kaplanei Entlebuch verwendet, die 1862 zur Kuratkaplanei mit Kollaturrecht der Kirchgemeinde Entlebuch erhoben wurde. 1157 wird die Kirche Entlebuch erstmals als Besitz des Klosters St. Blasien erwähnt. Der 1776 durch Johann Jost und Anton Bienz begonnene Kirchenneubau wurde 1777 von Niklaus Purtschert fortgesetzt (1780 Kirchweihe). 1798 erfolgte die Bildung der politischen Gemeinde Entlebuch auf dem Gebiet der Kirchhöre, ab 1804 die Schaffung der Korporationsgemeinde zur Verwaltung des noch unverteilten Hochwaldlandes. 1947-1948 wurde die Kapelle Rotmoos erstellt und die Bruderklausenkaplanei eingerichtet.

Im Anschluss an den Zwiebelnkrieg 1513 erhielt Entlebuch das Marktrecht. 1651 wurde in Entlebuch eine Walke, 1720 eine Färberei an der Entlen eingerichtet. Diese gelangte 1843 in den Besitz von Hutmacher und Verleger Johann Ackermann, der dort eine Weberei und in Hasle eine Walke (1846) sowie eine Spinnerei (1854) eröffnete. 1867 wurden die Hasler Betriebe mit demjenigen in Entlebuch zur Tuchfabrik vereinigt, die 1971 die Produktion einstellte. Die Räumlichkeiten übernahm bis 1992 eine Panzerschrankfabrik. Das 1905 durch die Tuchfabrik in Betrieb genommene Elektrizitätswerk wurde nach der Schliessung des Panzerschrankunternehmens weiter betrieben. 1860-1910 bestand eine Ziegel-, 1907-1964 eine Biskuit-, 1931-1993 eine Sperrholzfabrik. 1900 gründeten die Enkel von Johann Ackermann ein Textilhandelsgeschäft, die heutige Ackermann Versandhaus AG. Sie erstellte auf dem Gelände der ehemaligen Sperrholzfabrik 1994-1996 das Schweizerische Versandzentrum.

1596-1913, mit einem Unterbruch während der Helvetik, war Entlebuch Sitz des Gerichtsbezirks Unteres Amt Entlebuch, dem die Gemeinden Doppleschwand, Hasle und Romoos, ab 1889 auch Werthenstein angehörten. Seither ist Entlebuch Sitz des Amtsgerichts. Am Schulzentrum Entlebuch werden auch Schulkinder aus Doppleschwand und Hasle unterrichtet. Die Sportanlagen von Entlebuch befinden sich im Farbschachen (Gemeinde Hasle). Das 1991 eröffnete Alterswohnheim Entlebuch gehört dem Gemeindeverband Doppleschwand, Entlebuch, Romoos und Werthenstein. Während die Bevölkerungszunahme 1798-1850 auf die Ausbreitung der Heimindustrie zurückzuführen ist, war diejenige von 1910-1950 vor allem eine Folge der Entwicklung von Textil- und Holzindustrie sowie des Versandhandels. Seither ist eine Stagnation infolge der Deindustrialisierung zu verzeichnen. 2000 stellte der 2. Sektor einen Viertel, der 3. zwei Drittel der Arbeitsplätze in Entlebuch

Quellen und Literatur

  • Gem. Entlebuch, 1984
  • Kdm LU, NF 1, 1987, 47-79
  • E. Waser, Die Entlebucher Namenlandschaft, 1988
  • W. Huber, Entlebuch 1918-1939, 1994
  • O. Wicki, A. Kaufmann, Menschen wie du und ich: vom Handel und Wandel aus alter Zeit, 2000
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Willi Huber: "Entlebuch (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.11.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000584/2005-11-14/, konsultiert am 28.03.2024.