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SumiswaldGemeinde

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Trachselwald, Verwaltungskreis Emmental. Die ausgedehnte Gemeinde besteht aus den Dörfern Sumiswald, Grünen und Wasen, den Weilern Gammenthal und Griesbach sowie aus dem weiten Einzelhof- und Alpgebiet am Napf. 1888-1889 fand eine Grenzbereinigung zwischen Sumiswald, Rüegsau, Affoltern und Lützelflüh durch den Abtausch von Einzelhöfen statt. Die alte Einteilung in Dorf-, Kleinegg-, Schonegg- und Hornbachviertel als ehemalige Armensteuer- und politische Bezirke ist seit den 1960er Jahren nicht mehr üblich. 1225 Smoldeswalt. 1764 3100 Einwohner; 1850 5564; 1900 5353; 1950 5700; 2000 5307.

Älplerchilbi auf der Lüderenalp. Fotografie von Carl Jost, um 1935 (Staatsarchiv Bern).
Älplerchilbi auf der Lüderenalp. Fotografie von Carl Jost, um 1935 (Staatsarchiv Bern). […]

Das spät besiedelte, hügelige Gemeindegebiet weist unter anderem zwei mittelalterliche Wehranlagen unbekannter einheimischer Herren auf Bärhegenknübeli, die hochmittelalterliche Burgstelle Burgbühl, in der man den Stammsitz der Freiherren von Sumiswald vermutet, und die ehemalige Kommende Schloss Sumiswald auf. Das Gebiet der heutigen Gemeinde bildete den Kern der ehemaligen Freiherrschaft und ab 1225 auch der Herrschaft der Deutschordenskommende. Hochgerichtlich unterstand Sumiswald dem Landgericht Ranflüh und ab 1408 der bernischen Landvogtei Trachselwald. Die Sumiswalder waren noch 1431 Leibeigene der Kommende mit Schollenzwang und eigenem Erbrecht (1500). Diese hinderte sie schon 1376 daran, bernische Ausburger zu werden. Unter Berner Mediatherrschaft ab 1408 widersetzten sich die Eigenleute anfänglich der Aufforderung, sich von der Leibeigenschaft loszukaufen, da Bern Freie zu Kriegsdienst und Steuern verpflichtete; nach 1525 kam indes die Ablösung der Leibeigenschaft in Gang.

Der Kirchensatz der 1225 erwähnte Kirche mit Marienpatrozinium lag bei der Kommende, die 1510-1512 einen Neubau errichten liess. Mit der Reformation ging die Kollatur an Bern über. Die Gemeinde übernahm 1529 mit dem Kirchengut den Unterhalt von Kirche und Chor. 1599 errichtete sie eine Stiftung zum Unterhalt ihrer Schule und der Armen, für die sie 1760 ein Armenhaus baute. Seit 1878 ist Wasen eine eigene Kirchgemeinde. 1973 wurde in Sumiswald die katholische Kirche St. Mauritius gebaut, die 2008 an die Freie Evangelische Gemeinde verkauft wurde.

Talhöfe und Alpen wurden von der Kommende an einzelne Bauern verliehen; ab 1498 sind Verträge überliefert, die den Alpbesitz regelten. Mehrere Bauern schlossen sich zu Alpgemeinden unter einem Alpmeister zusammen. Ausnahme war die ab 1498 mit einem Erbleihevertrag versehene, vom Dorf Sumiswald genossenschaftlich betriebene Lüderenalp, wobei die Kuhrechte auf die Höfe verteilt waren. Ab dem 16. Jahrhundert nahm die Rodung zur Gewinnung weiterer Alpen im Zug der Alpkäseproduktion zu; 1572 wurde der Schutz der Hochwälder nötig. Bereits vor 1527 machten sich Arme das beweidete Schachenland zunutze; 1530 bzw. 1539 waren Wasen und Ey teilweise besiedelt, Grünen wurde 1572 als vorstatt von Sumiswald bezeichnet und war 1783 ein Dorf mit 22 Häusern. Es gab grosse soziale Unterschiede zwischen reichen Bauern im Dorf-, Schonegg- und Kleineggviertel und armen Handwerkern und Taglöhnern in den Schachen und Gräben, die im 17. und 18. Jahrhundert mit Spinnen und Weben einen Zusatzverdienst erwarben. Im 18. Jahrhundert galt Sumiswald als Zentrum für den Garn- und Tuchhandel, die Pferdezucht und den Käseexport. Fünf Gesuche um ein Marktrecht in Sumiswald (1704-1741, 1774) wurden durch benachbarte Marktorte hintertrieben. Erst 1801 erhielt Sumiswald das Recht auf fünf Jahrmärkte.

1798 kam Sumiswald als Hauptort zum Distrikt Unteremmental, 1803 zum Oberamt (Amtsbezirk) Trachselwald. Im 19. Jahrhundert expandierten die Taldörfer Sumiswald, Grünen und Wasen demografisch und wirtschaftlich. Nach dem Rückgang des Textilverlags im 19. Jahrhundert siedelten sich neue Industriezweige an, darunter die Musikinstrumenten- und Pendulenfabrikation. 1820 nahm die Ersparniskasse (ab 1906 Amtsersparniskasse Sumiswald), 1859 die Spar- und Leihkasse Sumiswald ihre Tätigkeit auf; 2002 schlossen sie sich mit anderen Lokalbanken zur Bernerland Bank AG zusammen. Der Bau der Talstrasse 1875 und der Anschluss an die 1908 eröffnete Bahnlinie Ramsei-Huttwil und die Zweigstrecke Sumiswald-Wasen (1915, 1994 Personenverkehr und 2005 Güterverkehr eingestellt) belebten die wirtschaftliche Entwicklung. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist Sumiswald ein gewerblich-industrielles Zentrum mit unterschiedlichen Fabrikationszweigen vor allem in Sumiswald, Wasen und Grünen sowie einer positiven Pendlerbilanz. Die Hofregion ist auf Vieh- und Milchwirtschaft (fünf Käsereien) und Saatgutproduktion spezialisiert. Die Alpen werden zur Viehsömmerung mehrteils genossenschaftlich betrieben. Im Dorf Sumiswald konzentrieren sich regionale Institutionen, so die Sekundarschule neben einer zweiten in Wasen sowie ein Alterszentrum, das ein Pflegeheim im ehemaligen Bezirksspital (1878), ein Altersheim (1984) und das Pflegeheim im Schloss umfasst.

Quellen und Literatur

  • SSRQ BE II/8
  • F. Häusler, Das Emmental im Staate Bern bis 1798, 2 Bde., 1958-68
  • F. Häusler, Die alten Dorfmärkte des Emmentals, 1986
  • A.-M. Dubler, «Die Schachenleute im Emmental», in Burgdorfer Jb. 64, 1997, 9-54
  • R. Hug, Bauinventar der Gem. Sumiswald, 2 Bde., 1999
  • Sumiswald, 2006
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Sumiswald (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.12.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000553/2013-12-03/, konsultiert am 16.04.2024.