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Affoltern im Emmental

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Trachselwald. Die Gemeinde umfasst die Siedlung Affoltern (1261/1263 Affolterra), die Weiler Eggerdingen, Häusernmoos-Waltrigen, Heiligenland, Kirchbühl und Weier-Schweikhof. 1888/1889 kam das Eggviertel von Rüegsau an Affoltern, sechs Höfe wurden an Rüegsau und Sumiswald abgetreten. 1764 758 Einwohner; 1850 1140; 1900 1142; 1950 1237; 2000 1212.

Das hügelige Einzelhofgebiet wurde spät besiedelt. Eine nachweisbare Wehranlage auf der Lueg wird in älterer Literatur dem Mittelalter zugewiesen. Der Standort der ehemaligen Kapelle im Heiligenland ist unbekannt. Die Kirche (1275 erwähnt, Michaelspatrozinium) steht in Affoltern unweit der Burgruine der einheimischen Freiherren von Affoltern. Das Patronatsrecht gelangte 1353/1357 an die Deutschordenskommende Sumiswald, welche 1484 auf Klage der Bevölkerung eine Pfründe für einen ständigen Ortspfarrer aussetzte. Nach der Reformation blieb das Patronatsrecht mit kurzem Unterbruch (1528-1552) bis zum Verkauf an Bern (1698) beim Orden. Bern erwarb 1408 das Hochgericht und vor 1431 das um Teile von neun benachbarten Kirchgemeinden vergrösserte Niedergericht und unterstellte dieses der Landvogtei Trachselwald. Von 1431 an gehörte Affoltern auch zum Ausburgerbezirk von Burgdorf. Die kommunalen Geschäfte, vor allem die Armenpflege, nahm die Gemeinde der Kirchgenossen wahr. Die zahlreichen Hintersassen (1764 30% der Einwohner) dienten den Hofbauern als saisonale Arbeitskräfte. Feldgrasbau verdrängte im 18. Jahrhundert Reste alter Flurgemeinschaften; 1725 wurde die Allmend Eggerdingen geteilt. Eine Käseexportfirma des Pionierbauern Sommer bestand 1764-1869. Erst 1844 wurde eine Käsereigenossenschaft gegründet. Im 19. Jahrhundert entstand die politische Gemeinde auf der Basis der Kirchgemeinde; der grössere Bezirk des Niedergerichts wurde aufgegeben. Die ungünstige Verkehrslage (Ausbau der Strasse, aber erst 1908 Anschluss an die Ramsei-Huttwil-Bahn) bewirkte die Abwanderung der Käseexporteure, erhielt der Gemeinde indes die landwirtschaftlich-gewerbliche Struktur (bäuerliche Mittelbetriebe, Grossmetzgerei 1929-1981, Käsereizentrum mit Schaukäserei 1990) mit 33% Arbeitsplätzen im 1. Sektor und nur 34% Wegpendlern (1990).

Quellen und Literatur

  • SSRQ BE II/8
  • A. Leibundgut-Mosimann, Affoltern im Emmental, 1973
  • A.G. Roth, Um den Pöli über Heiligland, 1998
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Affoltern im Emmental", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.06.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000547/2009-06-23/, konsultiert am 19.03.2024.