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Gaudenz vonPlantaSamedan

Gaudenz von Planta (Samedan) porträtiert von Heinrich Kraneck. Öl auf Leinwand, 1832 (Rätisches Museum, Chur).
Gaudenz von Planta (Samedan) porträtiert von Heinrich Kraneck. Öl auf Leinwand, 1832 (Rätisches Museum, Chur).

30.11.1757 Samedan, 8.11.1834 Samedan, reformiert, von Samedan. Sohn des Bartholome, Zivillandammanns (Vorstehers des Zivilgerichts), und der Ursina geborene von Planta-Samedan. 1785 Anna Chatrina von Perini, von S-chanf. Ab 1769 Anstalt von Planta in Haldenstein mit Frédéric-César de La Harpe und Hans von Reinhard, ab 1774 Studium der Rechte in Wien. Nach seiner Rückkehr ins Engadin arbeitete Gaudenz von Planta als Advokat und versah erste Ämter: 1779 sass er im Hochgerichtsausschuss, 1784 war er Zivillandammann und 1786 Landammann. 1789 liess er sich für zwei Jahre als Veltliner Vicari (oberster Kriminalrichter) wählen. Anschuldigungen wegen eines angeblich ungerechten Urteils nutzte er 1791, um die Zustände in Verwaltung und Justiz anzuprangern, wodurch er manche der 1787 vorgebrachten 15 Veltliner Beschwerden bestätigte.

Als Haupthindernis für Reformen in Bünden und einen friedlichen Ausgleich mit den Untertanenlanden bezeichnete er die Mehrheit der weitverzweigten Familie von Salis. Seine Annäherung an die Patriotenpartei Johann Baptista von Tscharners war ebenso von seinen aufklärerischen und revolutionären Überzeugungen wie vom Hass auf die mächtigen von Salis bestimmt. Im Gegensatz zu Tscharner, der für das legalistische Prinzip eintrat, befürwortete Planta den revolutionären Umsturz. Er sass auch im Unparteiischen Gericht von 1794, das vor allem Mitglieder der Aristokratenpartei verurteilte. Als das Veltlin im Sommer 1797 den Anschluss an die Cisalpinische Republik beschloss, gehörte er zur Bündner Gesandtschaft, die Napoleon um Vermittlung ersuchte. Napoleon übernahm diese, doch fand (nebst anderen) auch sein Vorschlag, die Untertanenlande als vierten Bund aufzunehmen, bei den Bündnern keine Unterstützung. Während manche Patrioten einen Tausch des Veltlins mit dem Vorarlberg erwogen, setzte sich Planta weiter für die Aufnahme der Untertanen als gleichberechtigte Bundesgenossen ein. Als Engadiner fürchtete er sich vor der entstehenden Grenzlage seines Tals, als Romane vor der noch grösseren Übermacht des Deutschen. Dazu kam sein Güterbesitz im Veltlin. Der Anlehnung der Patrioten an Frankreich sowie dem Anschluss Bündens an die Schweiz stand er zeitweise skeptisch gegenüber. Nach dem Einmarsch der französischen Armee im März 1799 wurde er Distriktstatthalter im Oberengadin, kurz darauf Mitglied der provisorischen Landesregierung.

Nach dem Wiedereinmarsch der Österreicher im Mai flüchtete Planta in die Schweiz und wurde auf Veranlassung von de La Harpe helvetischer Regierungsstatthalter des Kantons Bern. Ab Juli 1800 amtierte er ein halbes Jahr lang als Präsident des Bündner Präfekturrats und bildete den Kanton Rätien nach dem zentralistischen Muster der Helvetischen Republik um. Ab August 1802 präsidierte er die Verwaltungskammer des Kantons Rätien und im Herbst überstand er dank dem Eingreifen der französischen Truppen einen Putschversuch. Die Mediation von 1803 schien Planta den alten Kräften zuviel Einfluss zurückzugeben, worauf er sich ins Engadin zurückzog. 1812-1832 sass er mit wenigen Unterbrechungen im Grossen Rat, 1815, 1819, 1823, 1827 und 1830 im Kleinen Rat. Ferner wirkte er ab 1813 oft als Tagsatzungsgesandter, arbeitete an der Kantonsverfassung von 1814 mit, engagierte sich beim Bau der Julier- und Malojastrasse und entwarf 1825 ein Strafgesetzbuch.

Planta war ein halbes Jahrhundert lang sowohl im Freistaat als auch im Kanton Rätien und Kanton Graubünden einer der massgeblichen Staatsmänner. Als unbedingter Anhänger der Französischen Revolution gehörte er zu den radikalsten unter den Patrioten. Er war der Erste, der auf den Zusammenhang zwischen Nepotismus und Willkürherrschaft in den Drei Bünden und im Untertanenland Veltlin hinwies. Dem Engadiner Gaudenz von Planta lag lange mehr am Veltliner Süden als am Schweizer Norden. Seine Durchsetzungskraft bis zur Rücksichtslosigkeit sowie sein Auftreten und Aussehen trugen dem lange Zeit populärsten Bündner den Beinamen "der Bär" ein.

Quellen und Literatur

  • Der Bündner ohne Furcht, voll Bidersinn und Wahrheit und doch ein Adelsmann, 1790
  • B. Delnon, Gaudenz von Planta, 1916
  • Bedeutende Bündner aus fünf Jahrhunderten 1, 1970, 388-408
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Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ≈︎ 30.11.1757 ✝︎ 8.11.1834

Zitiervorschlag

Jürg Simonett: "Planta, Gaudenz von (Samedan)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.09.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/005278/2010-09-28/, konsultiert am 29.03.2024.