de fr it

SignauGemeinde

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Signau, Verwaltungskreis Emmental. Im oberen Einzugsgebiet der Emme gelegen, umfasst Signau das gleichnamige Strassendorf, die Gewerbesiedlung Schüpbach, einen Teil des Weilers Steinen sowie Hofgruppen und Einzelhöfe zwischen 700 und 1100 m Höhe. 1130 und 1146 Sigenowo. 1764 1325 Einwohner; 1850 2750; 1900 2862; 1950 2708; 2000 2878.

Mesolithische, bronzezeitliche und mittelalterliche Einzelfunde in Schüpbach. Unweit der hochmittelalterlichen, im 13. oder 14. Jahrhundert wohl bereits zerfallenen Stammburg der Herren von Schweinsberg-Attinghausen sind vier weitere vermutlich hochmittelalterliche Erdwerke auszumachen. Das Dorf Signau mit Taverne (Sitz des Niedergerichts), Badestube, Siechenhaus und Schmiede bildete mit den späteren Burgen Alt- und Neu-Signau (Gemeinde Bowil) den Kern der Freiherrschaft Signau. Der Pfarrsprengel Signau – und dann bis ins 20. Jahrhundert die politische Gemeinde – war in das Dorf-, das Schweissberg- (oder Schweinsberg-) und das Schüpbachdrittel unterteilt. Das Dorf hatte 1428 bereits eine Weideordnung; es teilte sich mit den Höfen Schweissberg 1441 die Allmend. 1529 erwarb Bern Dorf und Herrschaft. Die Kirche (vermutlich Marienpatrozinium, Bau mit romanischen und gotischen Teilen, Umbau des Schiffs und Neubau des Chors um 1850) gilt als Eigenkirche der Freiherren, die Inhaber des Kirchensatzes waren. Die Loslösung Eggiwils aus der Kirchgemeinde Signau 1648 stand am Anfang der Herausbildung der zwei selbstständigen Gemeinden. Zentrum des Marktorts war die platzartige Marktgasse (Ortsbild von nationaler Bedeutung). Der 1622 bezeugte Herbstmarkt wurde im 18. Jahrhundert durch zwei weitere Jahrmärkte ergänzt. Er ist nach einer Unterbrechung in den 1970er und 1980er Jahren wieder Vieh- und Warenmarkt für das obere Emmental. Neben Landwirtschaft, vor allem Viehhaltung mit Allmendweide, die im 17. Jahrhundert allerdings aufgeteilt wurde, bestand schon vor 1800 ein vielfältiges Gewerbe (Messerschmiede, Hafnerei, Färberei, Küferei, Mühlen, Sägereien, Leinwandproduktion). Die Trockenlegung des Talgrunds (Schüpbachkanal 1856) sowie der Strassen- und Bahnbau (Eröffnung der Strecken Bern-Langnau 1864 und Langnau-Luzern 1875) schufen eine gute Verkehrslage, die im 20. Jahrhundert dem einheimischen Gewerbe, vor allem aus der Bau- und Holzbranche, Auftrieb gab. 2005 stellte die Landwirtschaft aber noch 37% der Arbeitsplätze in der Gemeinde. Im Schulverband mit Röthenbach, Eggiwil und Bowil führt Signau die Sekundarschule; die Primarschulen verteilen sich auf das Dorf Signau und die Schulkreise Häleschwand, Höhe, Mutten und Schüpbach. Aus der ehemaligen Täufergemeinde der Einzelhofregion wuchsen die Evangelisch-Methodistische Kirche und die Gemeinde für Urchristentum.

Quellen und Literatur

  • F. Häusler, Das Emmental im Staate Bern, 2 Bde., 1958-68
  • F. Häusler, Die alten Dorfmärkte des Emmentals, 1986
  • A.-M. Dubler, «Adels- und Stadtherrschaft im Emmental des SpätMA», in AHVB 90, 2013, 33-96
  • H.-P. Rieser, Bauinventar in der Gem. Signau, 1992
  • W. Kipfer, Begegnungen im Oberemmental, 2006
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Signau (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.01.2018. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000517/2018-01-18/, konsultiert am 28.03.2024.