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Kloten

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Bülach, umfasst die Stadt Kloten am Talebenenrand der Glatt, die Ortschaften Gerlisberg und Egetswil sowie den Flughafen Zürich. Um 1155 Chlotun. 1467 ca. 370 Einwohner; 1634 842; 1710 1328; 1850 1524; 1900 1363; 1950 3429; 1970 16'388; 2000 17'190; 2010 18'030.

Im ehemaligen Ried von Kloten wurden neolithische Siedlungsspuren gefunden, im Aalbühl eine frühbronzezeitliche Siedlung und im Homberg Steinkistengräber der Hallstattzeit. In der Römerzeit lag Kloten an der Kreuzung der Hauptachse von Vindonissa (Windisch) nach Brigantium (Bregenz) und einer Strasse von Turicum (Zürich) in den süddeutschen Raum. 1990 wurden neben der reformierten Kirche Überreste einer römischen Siedlung (1.-3. Jh.) und eines Kastells (4. Jh.) entdeckt. Im Aalbühl lagen ein grosser Gutshof (1.-4. Jh.) und eventuell eine Mansio. Die kontinuierliche Besiedlung sowie die Errichtung einer Grosspfarrei im Frühmittelalter sind anzunehmen. Die Burg Rohr im Grossen Ried war im 13. und 14. Jahrhundert Sitz der Herren von Rümlang. Nach ihrer Zerstörung im Sempacherkrieg durch die Zürcher wurde sie wiederaufgebaut und 1472 an Heinrich Göldli verkauft, der 1486 eine Burgkapelle zu Ehren des heiligen Antonius weihen liess. 1892 wurde die Burg abgebrochen.

Mit der Herrschaft Kyburg übernahmen die Habsburger 1264 Hoch- und Niedergericht von Kloten, das sie zum Hauptort eines Verwaltungsbezirks machten. Sie richteten hier auch die – 1374 bezeugte – Zollstätte ein, die bis ca. 1510 bestand. Mit der Verpfändung der Herrschaft Kyburg 1424 bzw. 1452 kam Kloten an Zürich. Bis 1798 war Kloten Mittelpunkt des Unteren Amts der Landvogtei Kyburg mit einem Untervogt und einem Gericht. Die Kollatur der 1188 erstmals erwähnten Marienkirche veräusserten die Freiherren von Tengen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an die Habsburger. Diese überliessen sie 1406 dem Kloster Wettingen, das sie 1838 dem Kanton Zürich abtrat. Im Spätmittelalter war Kloten Sitz des Dekanats sowie Zentrum der gleichnamigen grossen Pfarrei, die um 1370 Filialkapellen in Bassersdorf (Ablösung um 1520), in der Breite in Nürensdorf (1539), in Dietlikon (1683), Rieden (1683), Wallisellen (1704), Opfikon (1958), Oberrüti (Winkel) und im 15. Jahrhundert in Rohr besass. 1785-1786 erfolgte der Neubau der reformierten Kirche durch Johann Jakob Haltiner, 1787-1790 derjenige des Kirchturms. 1948 wurde die katholische Pfarrei errichtet und die Christ-König-Kirche eingeweiht. Die Lage an der Landstrasse von Zürich nach Eglisau förderte die Ausbildung eines differenzierten Berufsspektrums. Im 17. Jahrhundert boten Woll- und Seidenverarbeitung für Zürcher Verleger Verdienstmöglichkeiten; im 18. Jahrhundert arbeiteten Wollkämbler in der Stadt. Um 1780 sind erstaunlich viele Professionisten in Kloten belegt; zwei Tavernen, eine Mühle und eine Gerberei waren die wichtigsten Gewerbebetriebe.

Plakat des Komitees «Weltoffenes Zürich», von der Agentur Rudolf Farner gestaltet, 1970 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).
Plakat des Komitees «Weltoffenes Zürich», von der Agentur Rudolf Farner gestaltet, 1970 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste). […]

Kloten wurde 1798 eine politische Gemeinde im Distrikt Bassersdorf. 1803 wurde es vorläufig, 1831 dann endgültig dem Bezirk Bülach zugeteilt; 1814-1831 gehörte es zum Oberamt Embrach. Die aus den Dorfgemeinden herausgewachsenen Zivilgemeinden Gerlisberg (mit Obholz und Egetswil) und Kloten wurden 1872 bzw. 1922 aufgelöst, die Weiler Bänikon und Eigental 1927 von Oberembrach abgetrennt und Kloten angegliedert. Die am 2. September 1839 in Kloten abgehaltene Volksversammlung bildete den Auftakt zum Septemberputsch des Zürcher Landvolks (Straussenhandel). Im 19. Jahrhundert war das Dorf ein gewerblich-kleinbäuerlich geprägter Ort ohne Fabrikindustrie. 1877 erfolgte der Anschluss an die Linie Winterthur-Wettingen der Nationalbahn; nach deren Konkurs wurde die Strecke 1881 verlegt – seither führt sie über Oerlikon nach Zürich – und durch die Nordostbahn betrieben. 1902-1953 war die Eisenbaufabrik der grösste Industriebetrieb. Auf dem 1911 für die Artillerie erstellten Waffenplatz werden seit 1950 Übermittlungstruppen ausgebildet.

Der 1946-1948 angelegte Zivilflughafen Zürich-Kloten nahm 1948 den Betrieb auf; seitdem wurde er mehrfach ausgebaut – 1958, 1970, 1980 und 1995 bewilligten die Stimmbürger des Kantons Zürich die entsprechenden Kredite – sowie 1999 teilprivatisiert. Infolge des Aufschwungs des Flughafens (Luftfahrt) und der in Kloten niedergelassenen Fluggesellschaft Swissair wuchsen ab ca. 1950 das Angebot an Arbeitsplätzen und die Bevölkerung (1946-1972 669%) sprunghaft an, was eine grosse Bautätigkeit auslöste. Die Verstädterung des einstigen Flughafendorfs, dessen Bevölkerung 1961 die 10'000er-Grenze überschritt, führte 1970 zur Einrichtung eines Gemeindeparlaments. Von den 1960er Jahren an siedelten sich Industriebetriebe vor allem am Ostrand Klotens an. Die Flughafenautobahn (A51) wurde in den 1960er Jahren erstellt, der unterirdische Flughafenbahnhof an der Linie Zürich-Winterthur eröffnete 1980. Kloten war 2000 mit fast 27'500 Arbeitsplätzen einer der wichtigsten Arbeitsorte der Agglomeration Zürich.

Quellen und Literatur

  • Kloten. Vom Bauerndorf zur Flughafenstadt, 1964.
  • Schärer, Heinrich: Kloten vor zweihundert Jahren, 1986.
Von der Redaktion ergänzt

Zitiervorschlag

Ueli Müller: "Kloten", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.08.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000050/2007-08-21/, konsultiert am 29.03.2024.