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Thayngen

Politische Gemeinde des Kantons Schaffhausen, Bezirk Reiat, 1803-1999 Bezirkshauptort, in einer Talsenke im Bibertal am östlichen Fuss des Reiat gelegen. 2004 kam Barzheim zu Thayngen, 2009 wurden Altdorf (SH), Bibern (SH), Hofen und Opfertshofen (SH) eingemeindet. 995 Togingen. 1771 680 Einwohner; 1836 1141; 1850 1252; 1900 1508; 1950 2461; 2000 3906.

Ansicht von Süden. Fotografie von Hans Carl Koch, 1905 (Archiv Foto Koch, Schaffhausen).
Ansicht von Süden. Fotografie von Hans Carl Koch, 1905 (Archiv Foto Koch, Schaffhausen). […]

Prähistorische Fundorte im Kesslerloch und Weier. Grundbesitzer in Thayngen waren die Klöster St. Blasien und Petershausen. Die niedere Gerichtsbarkeit übten die Herren von Stoffeln und Blumenegg aus. Letztere verkauften ihre Ansprüche 1359 an die Hün von Beringen, die sie an die verschwägerten Im Thurn und an die von Fulach vererbten. 1580 traten die von Fulach ihre Rechte an die Stadt Schaffhausen ab. Die Vogtei der von Stoffeln ging schon 1460 an die Stadt über, wobei Rechtsstreitigkeiten über die niedere Gerichtsbarkeit bis 1565 andauerten. Die hohe Gerichtsbarkeit kam über die Grafen von Nellenburg-Veringen und die Freiherren von Tengen 1465 an Österreich, das sie 1723 definitiv an die Stadt Schaffhausen verkaufte. Die 1157 erstmals erwähnte Kirche brannte während eines Gefechts im Schwabenkrieg 1499 ab und wurde 1504 wieder aufgebaut. Die Patronatsrechte kamen 1243 vom Kloster St. Blasien an das Domkapitel Konstanz, wo sie, trotz Reformation, bis 1803 verblieben. Die 1931 gegründete katholische Pfarrei Thayngen bezog 1952 einen Kirchenneubau. Seit 1902 ist die Freie Evangelische Gemeinde in Thayngen aktiv.

Thayngen war noch 1820 mit über 110 ha Rebfläche eines der grössten Weinanbaugebiete im Kanton. Infolge süddeutscher Konkurrenz, Reblaus und Industrialisierung schrumpfte die Anbaufläche bis 1976 auf 2 ha und lag 2008 bei 10 ha. Zwei Drittel der Gemeindefläche werden landwirtschaftlich genutzt. Mit dem Anschluss an die Eisenbahn 1863 setzte die Industrialisierung ein, die Thayngen noch immer prägt (2005 54% der Arbeitsplätze im 2. Sektor). Knorr übernahm 1907 die leer stehenden Räumlichkeiten der 1904 aufgelösten Schuhfabrik Stengelin, Hosch & Co., baute hier nach dem Ersten Weltkrieg eine eigene Fabrikation auf und war zu Beginn des 21. Jahrhunderts (als Teil des Unilever-Konzerns) noch immer der wichtigste Arbeitgeber in Thayngen. Die Portland Cementwerk Thayngen AG, die 1997 von der Holderbank-Gruppe übernommen wurde, war 1910-2003 in Thayngen angesiedelt. Seit 1911 existiert die Druckerei Augustin, welche 1911-1918 das "Volksblatt vom Reiath" und 1919-1949 die Zeitung "Schaffhauser Bauer" verlegte sowie seit 1953 das "Heimatblatt" herausgibt. Das Zollamt Thayngen-Bietingen ist das zweitgrösste an der deutsch-schweizerischen Grenze.

Quellen und Literatur

  • Kdm SH 3, 1960, 260-284
  • W.U. Guyan, Thayngen, 1986
  • A. Schiendorfer, 1000 Jahre Thayngen, 1995

Zitiervorschlag

Martin Akeret Weishaupt: "Thayngen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.12.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/049651/2012-12-04/, konsultiert am 28.03.2024.