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Neue Zürcher Zeitung (NZZ)

Erste Nummer der Zürcher Zeitung vom 12. Januar 1780, herausgegeben von Orell, Gessner, Füessli und Compagnie (Zentralbibliothek Zürich).
Erste Nummer der Zürcher Zeitung vom 12. Januar 1780, herausgegeben von Orell, Gessner, Füessli und Compagnie (Zentralbibliothek Zürich).

Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) wurde als Nachfolgerin der «Montagszeitung» 1780 von Salomon Gessner im Verlag Orell, Gessner Füssli & Co. (Orell Füssli) unter dem Namen «Zürcher Zeitung» gegründet. Zu Beginn produzierten vor allem Redaktoren aus Deutschland das der Aufklärung verpflichtete Nachrichtenblatt. Während der Helvetik und der Restauration verfolgte die Zeitung unter Obmann Johann Heinrich Füssli einen wechselhaften, insgesamt reformorientierten Kurs. 1821 erfolgte ihre Umbenennung in NZZ, und Paul Usteri übernahm die Redaktion. Fortan trat die NZZ als liberales Kampfblatt gegen Zensur und Sonderbund und für den Bundesstaat ein. Nach 1848 setzte sie sich auf der Linie Alfred Eschers im Eisenbahnstreit ein. Mit dem Ende des «Systems Escher» 1868 war das Blatt existenziell gefährdet. Zürcher Liberale gründeten deshalb die AG NZZ und stellten statutengemäss das breit gestreute Aktionariat und das Verwaltungskomitee. Als erster Nichtzürcher trat Kaspar Villiger 1988 ins Komitee ein. 1892 erwarb die NZZ ihren Sitz (Falkenstrasse) und baute diesen fortan stetig um und aus. Die Druckerei befindet sich seit 1989 in Schlieren.

Ab 1885 prägte eine ausserordentliche Kontinuität durch viele Jahre tätige Chefredaktoren mit starker Stellung die NZZ (Walter Bissegger, Albert Meyer, Willy Bretscher, Fred Luchsinger, Hugo Bütler). Auch im Präsidium (u.a. Ulrich Meister, Paul Emil Usteri) der AG gab es lange Ären. Von der innenpolitischen Ausrichtung her wie auch personell stand die NZZ stets der FDP nahe. Sie verdankt ihren Ruf neben dem Wirtschaftsteil und dem Feuilleton vor allem der Auslandberichterstattung, die von einem grossen, ab 1870 aufgebauten Korrespondentennetz profitiert. Die NZZ trat stets für die schweizerische Neutralität ein. Im Ersten Weltkrieg nahm sie eine vermittelnde Stellung ein, ab 1934 grenzte sie sich klar gegen den Nationalsozialismus und die Fronten ab und galt als Exponentin des bürgerlichen Widerstandsgeists (Eingabe der Zweihundert). Im Kalten Krieg vertrat sie eine dezidiert antikommunistische Position. Sie schrieb gegen die Neutralisierung Deutschlands an und verfolgte hinsichtlich der europäischen Integration einen schwankenden Kurs. Die NZZ wird als wichtigste Qualitätszeitung des Landes auch im Ausland stark wahrgenommen (seit 1937 Fernausgabe, seit 1995 internationale Ausgabe mit Druck in Deutschland). Sie erschien anfangs zweimal wöchentlich (Mittwoch, Samstag), ab 1843 täglich (auch am Sonntag), 1894-1969 in drei Ausgaben pro Tag und seit 1974 sechsmal die Woche. 2002 wurde die «NZZ am Sonntag» gegründet. Im 19. Jahrhundert betrug die Auflage der NZZ unter 5000 Exemplare, im 20. Jahrhundert stieg sie kontinuierlich, vor allem in den Weltkriegen und seit den Modernisierungen um 1969. 2001 setzte ein Rückgang bei den Inseraten ein, die Auflage sank (2008 146'729). 1998 bildete sich die NZZ-Gruppe, zu der unter anderem NZZ-Libro (Buchverlag), NZZ Format (TV), Radioprogramme, NZZ-Online, Magazine sowie Beteiligungen (bis zu 100%) an Regionalzeitungen gehören (u.a. «St. Galler Tagblatt», «Neue Luzerner Zeitung», «Der Zürcher Oberländer»). Der Personalbestand der Gruppe betrug Ende 2006 1714, jener der NZZ 537 Personen.

Quellen und Literatur

  • Redaktionsarchiv NZZ, Zürich
  • T. Maissen, Die Gesch. der NZZ, 1780-2005, 2005
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Thomas Maissen: "Neue Zürcher Zeitung (NZZ)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.04.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/048585/2015-04-10/, konsultiert am 29.03.2024.