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SaanenGemeinde

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Saanen, Verwaltungskreis Obersimmental-Saanen, im oberen Saanetal gelegen, umfasst den Markt- und Bezirkshauptort Saanen, die Dörfer Gstaad, Schönried und Saanenmöser sowie verschiedene Streusiedlungen (u.a. Abländschen). 1228 Gissinay, 1340 Sanon, französisch Gessenay. 1764 2939 Einwohner; 1850 3629; 1900 3690; 1950 4899; 2000 6914.

Befestigte, vermutlich bronzezeitliche Höhensiedlung auf dem Cholis Grind. Im Mittelalter lagen an den Saumwegen ins Wallis und in die Waadt die Kramburg (1331 erwähnt, Burgstelle überbaut), der Turm Schwabenried (11./12. Jh.) und der Wehrturm Schönried (Reste im Haus Nr. 349). Das Dorf Saanen war Mittelpunkt der gleichnamigen Landschaft und der Grosspfarrei. Neben der 1228 erwähnten Mauritiuskirche (romanischer Bau, 1444-1447 erweitert, Wandmalereien aus der zweiten Hälfte des 15. Jh.) sind die Anna- (1511 erbaut), die Johannes- und die Siechenkapelle bezeugt. Eine fünf- bis sechsköpfige Priesterschaft mit Kirchherr und Kaplänen betreute die Bevölkerung der Pfarrei. Von dieser bzw. von der Kirchgemeinde lösten sich Gsteig nach 1500, Lauenen 1522 und Abländschen 1704. Der Kirchensatz, 1330 von den Grafen von Greyerz dem Priorat Rougemont übergeben, fiel in der Reformation 1556 an Bern. Die elf Bäuerten waren – ausser den beiden Strassendörfern Saanen (nach Brand 1575 neu erbaut) und Gstaad – mehrheitlich Streusiedlungen. Verdienstquellen waren Säumerei, Vieh-, Alp- und Waldwirtschaft. Im Marktflecken Saanen, in dem Wochen- und Jahrmärkte abgehalten wurden, konzentrierten sich Handwerk und Gewerbe; es gab im Dorf Saanen zwei Tavernen (das Kleine und das Grosse Landhaus) sowie je eine mittelalterliche Sust in Saanen (14. Jh., Kern des Pfarrhauses) und in Gstaad-Bissen. 1833 entstand die politische Gemeinde. 1845 löste die erste Fahrstrasse Zweisimmen-Saanen den früheren Saumweg ab; Postkurse wurden eingerichtet. Im Dorf Saanen und in Gstaad setzte um 1900 der Fremdenverkehr ein; der grosse Aufschwung zum Ferienort (Gstaad, Saanen, nach Melioration der Moose 1944-1947 auch Saanenmöser und Schönried) erfolgte aber erst nach der Eröffnung der Montreux-Oberland-Bahn 1905. Mit dem Ausbau der Hotellerie und nach 1945 der Parahotellerie wuchs das einheimische Kleingewerbe, vor allem die Baubranche. Bei der Überwindung der Krise zwischen den Weltkriegen half die blühende Hausweberei, mit der Verkaufsstelle des Heimatwerks im Zentrum. Wichtiger Arbeitgeber war zu Beginn des 21. Jahrhunderts auch die Bergbahnen Destination Gstaad AG, welche mehr als 60 verschiedene Bahnen und Lifte der Region in sich vereint. Zur Saaner Infrastruktur zählen elf Schulhäuser, darunter die Sekundarschule (1867, heute im Oberstufenzentrum Ebnit), die Spar- und Leihkasse 1874 (seit 1980 Saanen Bank), die kaufmännische Berufsschule (1908, heute als Wirtschaftsschule Saanenland-Obersimmental Teil der Wirtschaftsschule Thun) sowie das Bezirksspital (1905, heute Teil der Spital STS AG). Das Heimatmuseum eröffnete 1999.

Quellen und Literatur

  • Beitr. zur Heimatkunde der Landschaft Saanen, 1955
  • R. Marti-Wehren, Im Saanenland, 21968
  • Saanenland – Sonnenland, bearb. von A. von Grünigen, 1974
  • F. Würsten, Führer durch die Mauritiuskirche in Saanen, 1990
  • T. Hurschler et al., Bauinventar der Gem. Saanen, 2012
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Saanen (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.08.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000479/2017-08-24/, konsultiert am 11.04.2024.