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St. Stephan

Polit. Gem. BE, Amtsbez. Obersimmental, Verwaltungskreis Obersimmental-Saanen. Die weitläufige Gem. im oberen Simmental mit Dörfern und Weilern im Talboden von Simme und Fermelbach sowie Wäldern und Alpen an den Talhängen besteht aus den Bäuerten Ried (Kirche), Häusern, Grodoey (Gemeindeverwaltung), Matten, Fermel, Obersteg und Zu Hähligen. 1352 Sant Stephan, franz. früher Saint-Etienne. 1764 840 Einw.; 1850 1'454; 1900 1'403; 1950 1'293; 2000 1'381. Auf die Passverbindung ins Wallis weist der ehemalige burgund. Königshof Matten, der 994 als Schenkung ans elsäss. Kloster Selz kam. Im MA gehörte das Gemeindegebiet zur Herrschaft Mannenberg im Eigenbesitz der Frh. von Raron, verwaltet in deren Herrschaft Mannenberg-Reichenstein. Es gelangte 1456 an die Herren von Bubenberg und 1494 an die Stadt Bern (Kastlanei Obersimmental). Die ehem. Wallfahrtskapelle mit Stephanspatrozinium, ein frühma., im 12. und 15. Jh. erweiterter, mit Wandmalereien und Flachschnitzdecken ausgeschmückter Bau, war eine Filiale der Kirche Zweisimmen mit eigenem Priester und unterstand wie diese ab 1335 dem Kloster Interlaken. Trotz der 1430 und 1433 erlangten Bewilligung durch den Papst und das Basler Konzil verschloss sich Interlaken bis 1525 dem Wunsch der Bevölkerung nach einer eigenen Pfarrei. Die Reformation von 1528 wurde erst nach Widerständen angenommen. Im 16. Jh. ging S. dank gesicherter Kornmärkte auf Viehwirtschaft (Mast, Alpkäserei) im Tal-, Vorsass- und Alpbetrieb über. Zusatzverdienst bot die Holzverarbeitung. Anfang des 21. Jh. stützte sich S. auf Verdienst in Vieh-, Forst- und Alpwirtschaft (Genossenschafts-, Korporationsalpen), im Gewerbe (Baugewerbe, Kies-, Betonwerke) und Tourismus (Hotellerie und Parahotellerie, Sportbahnen und Skilifts im Verbund mit der Skiregion Gstaad). Seit 1912 ist S. mit Zweisimmen durch eine Bahn verbunden; ein Drittel der Erwerbstätigen pendelt teils nach Zweisimmen, teils in die Lenk. Der Militärflughafen wurde während des 2. Weltkriegs angelegt (1944 Pistenbau) und Ende der 1990er Jahre als Folge des neuen Armeeleitbilds aufgehoben.

Quellen und Literatur

  • Simmentaler Heimatbuch, 1938
  • I. Ehrensperger-Katz, Kirche S. im Simmental des Berner Oberlandes, 1971
  • P. Bannwart, Bauinventar der Gem. S., 1997
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "St. Stephan", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 12.01.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000475/2012-01-12/, konsultiert am 29.03.2024.