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KurtFurgler

Kurt Furgler (links) mit Bundesrat Ludwig von Moos bei der Delegiertenversammlung der CVP in Lausanne, 1971. Fotografie von Roland Schlaefli (Schweizerisches Nationalmuseum, Actualités suisses Lausanne).
Kurt Furgler (links) mit Bundesrat Ludwig von Moos bei der Delegiertenversammlung der CVP in Lausanne, 1971. Fotografie von Roland Schlaefli (Schweizerisches Nationalmuseum, Actualités suisses Lausanne).

24.6.1924 St. Gallen,23.7.2008 St. Gallen, katholisch, von Valens (Gemeinde Pfäfers). Sohn des Robert, Textilkaufmanns, und der Berty geborene Cavigelli. 1950 Ursula Stauffenegger, Tochter des Karl, Textilfabrikanten. Nach dem Rechtsstudium in Freiburg (Dr. iur.), Zürich und Genf Anwalt in St. Gallen. Präsident der St. Galler Christlichsozialen. 1957-1960 Mitglied des Grossen Rates, ab 1954 Nationalrat. Im eidgenössischen Parlament engagierte sich Kurt Furgler vor allem in der Rechtsprechung und Aussenpolitik. Als Präsident der Mirage-Untersuchungskommission leitete er 1964 eine Reorganisation des Militärdepartementes und die Verstärkung der parlamentarischen Kontrolle mit ein. 1963-1971 war er Fraktionspräsident der Konservativ-Christlichsozialen Volkspartei (ab 1970 Christlichdemokratischen Volkspartei) der Bundesversammlung; 1967-1971 gehörte er der Parlamentarischen Versammlung des Europarats an. Am 8. Dezember 1971 wurde Furgler im ersten Wahlgang zum Bundesrat gewählt. Das eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement gestaltete er rasch zu einer effizienten Stabstelle. Eines seiner Hauptanliegen war die Neuverteilung der Aufgaben zwischen Bund und Kantonen. Furgler wirkte entscheidend an der Lösung der Jura-Frage mit. 1974-1977 führte er mit motivierender Energie die Expertenkommission zur Vorbereitung einer Totalrevision der Bundesverfassung («Furgler-Bande»). Den veränderten gesellschaftlichen Entwicklungen nach 1968 trug er mit der Revision des Familienrechts, insbesondere des Kindesrechts und der Adoption, Rechnung; 1981 wurde der Verfassungsartikel über die gleichen Rechte von Mann und Frau vom Volk angenommen, 1985 ein neues Eherecht. Den wachsenden Immigrationen und der ungestümen Wirtschaftsentwicklung suchte Furgler stabilisierend und regelnd entgegenzutreten, so zum Beispiel durch die Reform des Ausländer- und Asylrechts, durch die sogenannte Lex Furgler, welche den Erwerb von Grundstücken durch Personen im Ausland einschränkte, das Raumplanungsgesetz und die Strassenverkehrsgesetzgebung. 1978 schlug sein Versuch zur Schaffung einer Bundessicherheitspolizei fehl. 1983 wechselte Furgler ins eidgenössische Volkswirtschaftsdepartement. Furgler strebte eine aktive Teilnahme der Schweiz am Aufbau Europas an; er unterzeichnete 1984 die Erklärung von Luxemburg, in der Efta und EG ihren Willen zu einer über den Freihandel hinausgehenden Zusammenarbeit bekundeten. 1977, 1981 und 1985 amtierte Furgler als Bundespräsident. 1986 trat er aus dem Bundesrat zurück, wirkte aber in verschiedenen Gremien weiter, so als Vizepräsident des Club of Rome und im InterAction Council, eines Rats ehemaliger Staats- und Regierungschefs. Für seine Verdienste um die Einigung Europas wurde Furgler 1989 der Robert-Schuman-Preis verliehen. 1958-1968 Generalstabsoffizier, 1971 Kommandant der Grenzbrigade 8.

Quellen und Literatur

  • J. Ribeaud, Kurt Furgler, Staatsmann und Mensch, 1987 (franz. 1986)
  • Altermatt, Bundesräte, 539-544
  • Generalstab 9, 362
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Silvio Bucher: "Furgler, Kurt", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.07.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/004728/2008-07-28/, konsultiert am 19.03.2024.