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WillySpühler

Spühler und sein sozialdemokratischer Kollege Hans Peter Tschudi (links) gratulieren sich gegenseitig am 17. Dezember 1959 zur Wahl in den Bundesrat © KEYSTONE/Photopress.
Spühler und sein sozialdemokratischer Kollege Hans Peter Tschudi (links) gratulieren sich gegenseitig am 17. Dezember 1959 zur Wahl in den Bundesrat © KEYSTONE/Photopress. […]

31.1.1902 Zürich, 31.5.1990 Zürich, reformiert, konfessionslos, dann wieder reformiert, von Zürich. Sohn des Hans, Buchdruckers und Friedensrichters, und der Marie geborene Nussbaum. 1928 Anna Pauline Vogel, Tochter des Emil, Schriftsetzers und Kreisschulpflegepräsidenten. Aus sozialdemokratisch-gewerkschaftlichem Elternhaus. Schulen in Zürich, 1920-1925 Studium der Volkswirtschaft in Zürich und Paris, 1925 Dr. oec. publ. 1926-1927 Banktätigkeit in Zürich, 1927 beim Internationalen Arbeitsamt in Genf, 1928-1931 Sekretär der Internationalen Lebensmittelarbeiterunion in Zürich, 1931-1934 Adjunkt des Statistischen Amts der Stadt Zürich, 1935-1942 Vorsteher des städtischen Arbeitsamts, 1939-1948 Aufbau und Leiter der Zentralstelle für Kriegswirtschaft.

Willy Spühler trat schon 1920 in die SP ein und gehörte 1936-1959 der Geschäftsleitung der SPS an. Er war 1930-1931 Grosser Stadtrat in Zürich, 1938-1955 Nationalrat, 1942-1959 Stadtrat (Gesundheits- und Wirtschaftsamt), 1955-1959 Ständerat. 1950-1959 Mitglied des Schweizerischen Schulrats, ab 1951 Mitglied des Zentralvorstands der SRG (1958-1959 Präsident). 1959-1970 Bundesrat (Post- und Eisenbahn-, ab 1966 Politisches Departement; 1963 sowie 1968 Bundespräsident). Nach seinem Rücktritt präsidierte Spühler 1971-1977 die Stiftung Pro Helvetia.

Spühler gehörte zu jener Generation der Sozialdemokraten, welche die Integration in den bürgerlichen Staat vollzog. Er organisierte die kriegswirtschaftlichen Massnahmen Zürichs und galt in den Räten als Spezialist für sozial-, wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen. Im Bundesrat passte Spühler das Post- und Eisenbahn- mit dem Ausbau zum Verkehrs- und Energiewirtschaftsdepartements den neuen Erfordernissen an (1963); er befürwortete die Errichtung von Atomkraftwerken, bekämpfte aber schweizerische Pläne für eine eigene Atombombe. Als Chef des EDA sorgte er unter anderem durch Unterzeichnung internationaler Abkommen und Ausbau der Entwicklungshilfe für eine aktivere Präsenz der Schweiz in der Welt, die auch eine vorsichtige Öffnung gegenüber Osteuropa beinhaltete; insbesondere trat er für den UNO-Beitritt ein.

Quellen und Literatur

  • BAR, Nachlass
  • B. Degen, Zwischen Opposition und Regierungsbeteiligung, 1988
  • A. Fisch, Meine Bundesräte, 1989, 88-92
  • Altermatt, Bundesräte, 488-493
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Markus Bürgi: "Spühler, Willy", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.02.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/004719/2012-02-23/, konsultiert am 28.03.2024.