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Friedrich TraugottWahlen

Friedrich Traugott Wahlen auf einer Fotografie von Hans Staub, um 1940 (Fotostiftung Schweiz, Winterthur) © Fotostiftung Schweiz.
Friedrich Traugott Wahlen auf einer Fotografie von Hans Staub, um 1940 (Fotostiftung Schweiz, Winterthur) © Fotostiftung Schweiz.

10.4.1899 Mirchel, 7.11.1985 Bern, reformiert, von Rubigen. Sohn des Johann, Lehrers und Predigers der Evangelischen Gesellschaft, und der Katharina geborene Stucki. 1923 Helene Rosalie Hopf, Tochter des Samuel Johann Otto. 1915-1917 Landwirtschaftliche Schule Rütti (Zollikofen), ab 1917 Agronomiestudium an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, 1922 Dr. sc. techn., anschliessend in Deutschland, England, den Niederlanden sowie 1923-1929 in Kanada tätig. 1929 folgte Friedrich Traugott Wahlen Albert Volkart als Direktor der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Zürich-Oerlikon und war zudem 1943-1951 Professor für Pflanzenbaulehre an der ETH Zürich. Daneben wirkte er 1936-1942 als Redaktor der Schweizerischen Landwirtschaftlichen Zeitschrift (ab 1953 Die Grüne) und 1941-1948 als Präsident der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus, die er 1934 initiiert hatte. Seine agrarpolitischen Grundsätze, mit denen er zur Neuausrichtung der Agrarpolitik in der Zwischenkriegszeit beitrug, gründeten auf einem engen Bezug von Wissenschaft und Praxis und zielten auf eine Diversifizierung der Agrarproduktion ab. Als Leiter der Sektion für landwirtschaftliche Produktion und Hauswirtschaft des eidgenössischen Kriegsernährungsamts 1938-1945 schuf er den sogenannten Plan Wahlen zur Ernährungssicherung im Zweiten Weltkrieg (Anbauschlacht). Seine Tätigkeit als Direktor der Abteilung für Landwirtschaft der Food and Agricultural Organization (FAO) ab 1949 führte ihn zuerst nach Washington und 1951 nach Rom. 1950-1952 war er bei der FAO als Chef des technischen Programms tätig und amtierte 1958-1959 als Vizedirektor.

1942-1949 sass Wahlen für die Zürcher Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei im Ständerat. Seine während des Kriegs erlangte Popularität führte nach dem Tod von Markus Feldmann 1958 zu seiner Wahl in den Bundesrat, wo er im Januar 1959 das Justiz- und Polizeidepartement übernahm und 1960 ins Volkswirtschaftsdepartement sowie 1961 ins Eidgenössische Politische Departement wechselte. 1961 war Wahlen Bundespräsident. Er setzte sich 1959-1960 für die Gründung der Europäischen Freihandelsassoziation und die Mitwirkung der Schweiz in dieser Organisation ein, votierte 1962 für den Vollbeitritt der Schweiz in den Europarat und schuf 1961 den Dienst für technische Zusammenarbeit zur finanziellen und technischen Unterstützung der Dritten Welt. Nach seinem Rücktritt 1965 leitete Wahlen die Arbeitsgruppe, welche die Totalrevision der Bundesverfassung vorbereitete, und setzte sich 1968 für eine Lösung der Jurafrage ein. Wiederholt hinterfragte er den ambivalenten Einfluss der Modernisierungs- und Wachstumsansprüche an den Agrarsektor und damit auch sein eigenes Wirken – eine Selbstreflexion, die ihn bereits als Agronomen ausgezeichnet hatte. 1968 Ehrendoktor der Universität Basel.

Quellen und Literatur

  • Politik aus Verantwortung: Reden und Aufsätze, hg. von A.A. Häsler, 1974
  • P. Maurer, Anbauschlacht, 1985
  • Die Schweizer Bundesräte, hg. von U. Altermatt, 1991, 478-483
  • W. Baumann, P. Moser, Bauern im Industriestaat, 1999
Weblinks
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VIAF

Zitiervorschlag

Peter Moser: "Wahlen, Friedrich Traugott", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 01.11.2019. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/004717/2019-11-01/, konsultiert am 19.03.2024.