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VirgileRossel

Porträtaufnahme aus dem Fotostudio von Arnold Wicky in Bern, um 1895 (Musée historique de Lausanne).
Porträtaufnahme aus dem Fotostudio von Arnold Wicky in Bern, um 1895 (Musée historique de Lausanne). […]

19.3.1858 Tramelan, 29.5.1933 Lausanne, ref., von Tramelan. Sohn des Julien, Landwirts und Gemeindepräsidenten, und der Elise geb. Vuilleumier. Hortense Houriet, Tochter des Henri-Louis, Notars. Maturität am Literargymnasium in Pruntrut, Rechtsstudium in Leipzig, Strassburg, Bern (Doktorat 1879) und Paris. Nachdem R. sein Anwaltspatent erlangt hatte, eröffnete er 1881 in Courtelary eine Kanzlei. 1883-1912 war er ao. Prof. für franz. Recht an der Univ. Bern (1894 und 1908 Rektor), 1912-32 Bundesrichter der II. Zivilabteilung (1929-30 Präs.), 1883-84 französischsprachiger Sekr. des Berner Verfassungsrats sowie 1896-1912 freisinniger Nationalrat (1910 Präs.). Bei der Entwicklung und dem Vollzug des schweiz. Rechts spielte R. eine entscheidende Rolle. Um das schweiz. Nationalgefühl zu stärken, setzte er sich für die Vereinheitlichung des Rechts ein, zuerst mit der Publikation eines "Manuel du droit civil suisse" (1886), dann eines "Manuel du droit fédéral de la Suisse romande" (1892). Als Mitarbeiter von Eugen Huber war er einer der Hauptredaktoren des Schweiz. Zivilgesetzbuchs (ZGB) und 1907, als das Gesetzeswerk im Parlament angenommen wurde, dessen französischsprachiger Referent. Mit Fritz Henri Mentha verfasste er das dreibändige Handbuch zum ZGB ("Manuel du droit civil suisse" 1908-12). 1912 veröffentlichte er eine mit Erläuterungen versehene Ausgabe des Zivilgesetzbuchs und des Obligationenrechts.

Daneben schuf R. ein reiches schriftsteller. Werk, das ihn als wichtigen Exponenten der Westschweizer Literaturszene ausweist. Als Historiker publizierte er eine "Histoire du Jura bernois" (1914) und als Literaturkritiker eine zweibändige "Histoire littéraire de la Suisse romande" (1889-91). Mit seiner "Histoire de la littérature française hors de la France" (1895) erwies er sich als Pionier der Erforschung französischsprachiger Literatur ausserhalb Frankreichs. Als Dichter und Romancier schuf er zehn Gedichtsammlungen, wobei seine Vorliebe für schweiz. Themen auffällt, sowie dreizehn Romane und vier Novellen, in denen er die polit. Sitten seiner Zeit ungeschminkt darstellte. R. schrieb auch Liedtexte, so für Joseph Bovet. 1909 Dr. h.c. der Univ. Genf.

Quellen und Literatur

  • ARCJ, Nachlass
  • J. Rossel, Journal de mon père, Virgile R. (1858-1933), 2009
  • Intervalles, 2008, Nr. 81 (mit Bibl. und Werkverz.)
Weblinks
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Zitiervorschlag

Anne Beuchat-Bessire; Catherine Krüttli: "Rossel, Virgile", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.08.2014, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/004668/2014-08-04/, konsultiert am 29.03.2024.