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ErnstWetter

Porträt von Ernst Wetter. Fotografie, 1957 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).
Porträt von Ernst Wetter. Fotografie, 1957 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).

27.8.1877 Töss, 10.8.1963 Zürich, reformiert, von Töss, ab 1913 von Winterthur und ab 1936 von Zürich. Sohn des Johann Ludwig Wetter, Drehermeisters, und der Susanna geborene Manz. 1906 Rosa Wiesmann, Haushaltungslehrerin. Ernst Wetter war 1900-1903 Sekundarlehrer in Uster, danach in Winterthur. Daneben studierte er 1911-1914 Nationalökonomie in Zürich. Nach dem Doktorat unterrichtete er an der Kantonalen Handelsschule. Er habilitierte sich 1917 an der Universität Zürich. 1920 wurde er Generalsekretär des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements, 1922 Direktor von dessen Handelsabteilung. 1924-1938 war Wetter Delegierter (ab 1926 Vizepräsident) des Vororts und als solcher neben der wirtschaftspolitischen Interessenvertretung an zwischenstaatlichen Verhandlungen beteiligt. Ab 1927 setzte er sich auch als Präsident der Schweizerischen Zentrale für Handelsförderung für die Belange der Exportwirtschaft ein. 1926-1934 gehörte er als Freisinniger dem Zürcher Kantonsrat an, im Dezember 1929 rückte er in den Nationalrat nach. Als Nachfolger Albert Meyers wurde Wetter 1938 mit 117 gegen 98 Stimmen (für den Sozialdemokraten Emil Klöti) in den Bundesrat gewählt. Er gehörte zu den wenigen Spitzenbeamten der Bundesverwaltung, die Bundesrat wurden. Erwartungsgemäss übernahm Wetter das vakante Finanz- und Zolldepartement. Seine bedeutende Leistung bestand in der (durch die Vollmachten des Bundesrats erleichterte) Einführung von Steuern, die auf sozial ausgewogene Weise allmählich einen Teil der Kriegskosten deckten und der Inflation entgegenwirkten: Kriegsgewinnsteuer (1940 beschlossen), Wehropfer auf Vermögen (1940, mit Amnestie, und 1942), Wehrsteuer (Direkte Bundessteuer), Warenumsatzsteuer (1940, 1942 erhöht) und Verrechnungssteuer (1943). Die drei letzteren Fiskalinstrumente wurden später faktisch zu einer der Grundlagen des Wohlfahrtsstaats. Als Finanzminister und Sachpolitiker hatte Wetter Bedenken gegen die häufigen Kreditforderungen der Armeeleitung, aber auch gegen die Clearing-Vorschüsse an Deutschland. Im Namen des einstimmigen Bundesrats hiess er 1943 den Kauf von deutschem (geraubtem) Gold durch die Nationalbank gut. Er hielt eine grössere Zurückhaltung der Presse für notwendig und verwandte sich bei Marcel Pilet-Golaz für den Frontistenempfang (10. September 1940), hatte im Übrigen aber ein zwiespältiges Verhältnis zum Vorsteher des Politischen Departements. Als Bundespräsident bemühte er sich 1941 um eine Zusammenarbeit unter den Parteien und rief an der 650-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft zum Durchhalten und zur Disziplin auf. Nach seinem Rücktritt Ende 1943 übernahm er erneut Mandate in der Wirtschaft (u.a. das Präsidium der Rentenanstalt und der Schweizerischen Aluminium AG) sowie die Leitung der Schweizer Spende an die Kriegsgeschädigten.

Quellen und Literatur

  • Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg (Hg.): Die Schweiz, der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg. Schlussbericht, 2002.
  • Wehrli, Christoph: «Ernst Wetter, 1877-1963», in: Altermatt, Urs (Hg.): Das Bundesratslexikon, 2019, S. 361-365.
Weblinks
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Zitiervorschlag

Christoph Wehrli: "Wetter, Ernst", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.03.2020. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/004643/2020-03-04/, konsultiert am 29.03.2024.