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UlrichOchsenbein

Ulrich Ochsenbein in seiner Offiziersuniform, 1847. Farblithografie des Genfer Druckers Charles Gruaz nach einer Zeichnung von Heinrich Fischer, die dieser nach dem lebenden Modell gefertigt hatte (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).
Ulrich Ochsenbein in seiner Offiziersuniform, 1847. Farblithografie des Genfer Druckers Charles Gruaz nach einer Zeichnung von Heinrich Fischer, die dieser nach dem lebenden Modell gefertigt hatte (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).

Vermutlich 11.11.1811,24.11.1811 Schwarzenegg, 3.11.1890 Port, reformiert, von Fahrni. Sohn des Kaspar Ochsenbein, Wirts, Landwirts und Pferdehändlers, ab 1825 in Nidau. Emilie Sury, Tochter des Johann Sury, Arztes in Kirchberg. Ulrich Ochsenbein durchlief das Gymnasium in Biel, studierte die Rechte an der Akademie Bern und hatte ab 1835 zusammen mit seinem Schwager Eduard Sury ein Advokaturbüro in Nidau inne. Er stand neben Jakob Stämpfli an der Spitze der Berner Radikalen und führte 1845 den erfolglosen zweiten Freischarenzug an. Im Kanton Bern amtierte er 1845-1846 als Grossrat, 1846 als Präsident des bernischen Verfassungsrats und 1846-1848 als Regierungsrat. 1847-1848 war er Vertreter Berns an der Tagsatzung und 1847 deren Präsident bei den Beschlüssen über die Auflösung des Sonderbunds und den Übergang zum Bundesstaat. Im Sonderbundskrieg kommandierte er eine Berner Reservedivision.

Nach seiner Wahl zum Bundesrat 1848 übernahm Ochsenbein das Militärdepartement. Unter ihm entstand das Bundesgesetz über die Militärorganisation, das die Truppenordnung und den militärischen Unterricht regelte. Im Kanton Bern suchte er eine mittlere Position zwischen den Konservativen und den Radikalen um Jakob Stämpfli, mit dem er sich zerstritten hatte. Aus diesem Grund hielten ihn beide Parteien für unzuverlässig. Die Folge war die Nicht-Wiederwahl als Bundesrat 1854. Darauf diente er zweimal kurz in Frankreich 1855 als Brigade- und 1871 als Divisionsgeneral und lebte daneben als Gutsbesitzer im Seeland, mit dessen Entwicklung er sich auch publizistisch befasste (Juragewässerkorrektion, Armenfrage). 1882 gehörte Ochsenbein zu den Mitgründern der Konservativen bernischen Volkspartei Ulrich Dürrenmatts, doch der Wiedereinstieg in die Politik gelang ihm trotz mehrerer Kandidaturen nicht. Ochsenbeins Temperament und seine Empfindlichkeit machten die Zusammenarbeit mit ihm nicht immer leicht. Höhepunkt seines Erfolgs und seiner Popularität war nicht die Tätigkeit im Bundesrat, sondern sein Wirken als Führer der Freischaren und als Wegbereiter der Bundesverfassung von 1848, die er sich zwar zentralistischer gewünscht hätte, bei der Volksabstimmung im Kanton Bern aber erfolgreich gegen die Nein-Parole Stämpflis verteidigte.

Quellen und Literatur

  • Altermatt, Urs (Hg.): Die Schweizer Bundesräte, 1991, S. 109-114.
  • Häusler, Fritz: «Der letzte Kriegseinsatz einer bernischen Heereseinheit», in: Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern75, 1992, S. 101-281.
  • Holenstein, Rolf: Ochsenbein. Erfinder der modernen Schweiz, 2009 (20152).
Von der Redaktion ergänzt
  • Holenstein, Rolf: «Ulrich Ochsenbein (1811-1890)», in: Altermatt, Urs (Hg.): Das Bundesratslexikon, 2019, S. 38-43.
Weblinks
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Zitiervorschlag

Beat Junker: "Ochsenbein, Ulrich", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 01.12.2020. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/004633/2020-12-01/, konsultiert am 19.03.2024.