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Lombardo

Aus Carona stammende Bildhauer- und Architektenfamilie, die wahrscheinlich einen Zweig der Solari bildete und in der 2. Hälfte des 16. sowie im 17. Jh. vorrangig in Venetien, in der Emilia und in den Marken tätig war. Stammvater Pietro (->) gründete in Venedig eine erfolgreiche, blühende Werkstatt, in der auch seine Söhne Tullio (um 1455-1532) und Antonio (um 1458-1516) arbeiteten. In den 1480er Jahren gewann Tullio ein eigenes Profil, v.a. durch seine am klass. Ideal orientierte Neugestaltung des venezian. Monumentalgrabmals (Grab des Dogen Andrea Vendramin in der Kirche SS. Giovanni e Paolo). Seine herausragende Fähigkeit, das Vorbild der Antike mit persönl. Ausdrucksmitteln zu verbinden, zeigt sich in seinen bedeutendsten architekton. Werken (Kathedralen von Treviso und Belluno, S. Salvador in Venedig), in seinen bildhauer. Schöpfungen ("Marienkrönung" 1504-06 in der Kirche S. Giovanni Crisostomo in Venedig; "Bacchus und Ariadne" im Kunsthist. Museum Wien) und in seinem entscheidenden Beitrag zur plast. Ausstattung der Grabkapelle in der Antoniusbasilika in Padua. Sein Sohn Sante (1504-60) entwarf die griech.-orthodoxe Kirche S. Giorgio dei Greci in Venedig. Tullios Bruder Antonio gehörte zu den wichtigsten Künstlern, die Anfang des 16. Jh. die Wende der venezian. Bildhauerei zum Klassischen hin vollzogen. Antonio arbeitete hauptsächlich mit dem Vater und dem Bruder zusammen. Selten sind daher seine ganz selbstständigen Werke, wie der 1504 in Auftrag gegebene Altar der Zen-Kapelle in S. Marco in Venedig und das Relief mit dem "Wunder des sprechenden Jesuskindes" (1505) in der Antoniusbasilika in Padua. Antonios Söhne, die Bildhauer und Bronzekünstler Aurelio (1501-63), Girolamo (1504-ca. 1584/89) und Ludovico (um 1507/08-75), arbeiteten ab 1540 an der Vollendung der Marmorverkleidung des hl. Hauses von Nazareth und an Bronzewerken in der Wallfahrtskirche von Loreto. Girolamos Sohn Antonio (1564) entwarf und realisierte gemeinsam mit seinen Brüdern das majestät. Bronzeportal der Wallfahrtskirche.

Quellen und Literatur

  • BLSK, 650 f.
  • Il camerino di alabastro, Ausstellungskat. Ferrara 2004 (mit Bibl.)
  • DBI 65, 499-504, 519-528, 530-539
  • I L., hg. von A. Guerra et al., 2006
  • Tullio L., hg. von M. Ceriana, 2007

Zitiervorschlag

Laura Damiani Cabrini; Nicola Soldini: "Lombardo", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 02.06.2009, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/046074/2009-06-02/, konsultiert am 29.03.2024.