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Tüscherz-Alfermée

Ansicht der Dörfer Tüscherz und Alfermée vom See aus. Johann Grimm zugeschriebenes Ölgemälde, um 1740 (Musée d'art et d'histoire de La Neuveville; Fotografie Charles Ballif).
Ansicht der Dörfer Tüscherz und Alfermée vom See aus. Johann Grimm zugeschriebenes Ölgemälde, um 1740 (Musée d'art et d'histoire de La Neuveville; Fotografie Charles Ballif).

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Nidau, Verwaltungskreis Biel. Die am linken Bielerseeufer gelegene Gemeinde Tüscherz-Alfermée bestand aus den Rebdörfern Tüscherz (um 1230 Tusschiers, 1267 Tuschers, französisch Daucher) und Alfermée (1276 Alphermme). Sie fusionierte 2010 mit Twann zur neuen Gemeinde Twann-Tüscherz. Rebland erstreckt sich bis auf eine Höhe von 600 m, Wald bis zur Krete des Nidau- und Tüscherzbergs. 1764 165 Einwohner; 1850 262; 1880 385; 1900 309; 1941 248; 1950 304; 1960 374; 2000 283.

Das steile Gelände mit schmaler Uferzone war im Mittelalter vom See her erschlossen. Als Teil der Herrschaft der Grafen von Neuenburg-Nidau kam Tüscherz-Alfermée 1388 an Bern; es gehörte niedergerichtlich zum Stadtgericht Nidau. Kirchlich war Tüscherz-Alfermée mit dem Kirchspiel Sutz auf der anderen Seeseite verbunden; der dortige Pfarrer las auch die Messe in der Kapelle oberhalb Tüscherz-Alfermée, die in der Reformation abging. Nach der Aufhebung der Kirchgemeinde Sutz kam Tüscherz-Alfermée 1876 zu Twann. 2010 fusionierten die Kirchgemeinden Twann/Tüscherz-Alfermée und Ligerz zur Kirchgemeinde Pilgerweg Bielersee.

Rebbau und Fischerei prägten die Dörfer; weil die Uferzone zu schmal war, erwarben die Bewohner Wiesland jenseits des Sees in Sutz. Eigentümer des Rebgeländes waren ausser Klöstern (St. Urban, Gottstatt, Fraubrunnen u.a.) und Spitälern (Solothurn, Nidau) auch der Dienstadel, später Stadtbürger von Bern, Biel und Nidau. Verschiedene Rebgüter waren im Besitz von St. Urban, so 1256 Schünen (später wüst) und bis 1848 Convalet, das im 18. Jahrhundert zum Landsitz ausgebaut und 1859 beim Bahnbau abgetragen wurde. Die Bielerseestrasse (1838), die Bahnlinie Biel-Neuenburg (1860) und die Autobahn A5 (1973) trennen die eng gebauten Dorfteile vom See: Das Unterdorf von Alfermée wurde 1969 abgetragen, und der in der Juragewässerkorrektion 1868-1891 gewonnene Landstreifen ging im 20. Jahrhundert durch Betonverbauungen verloren. Seit 1985 fordert Tüscherz-Alfermée die Verlegung der A5 in einen Tunnel bzw. eine Umfahrung des Dorfs. Bis 1973 befand sich die Primarschule in der Gemeinde, dann wurde zuerst die Oberstufe, 1995 auch die Unterstufe nach Twann verlegt. Ein wichtiger Erwerbszweig in Tüscherz-Alfermée ist immer noch der Rebbau, der in den 1880er Jahren in eine Krise geriet, was zur Bevölkerungsabnahme führte. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts waren der Weinhandel und die Gastronomie wirtschaftlich bedeutend, aber 2000 arbeiteten 77% der Erwerbstätigen auswärts, vor allem in Biel.

Quellen und Literatur

  • P. Aeschbacher, Stadt und Landvogtei Nidau von den Anfängen bis ins 16. Jh., 1929
  • 200 Jahre Rebgesellschaft Twann-Ligerz-Tüscherz, [1982]
  • K. Zaugg, Bauinventar der Gem. Tüscherz-Alfermée, 2004
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
Normdateien
GND
Kurzinformationen
Endonyme/Exonyme
Daucher-Alfermée (Französisch)
Tüscherz-Alfermée (Deutsch)

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Tüscherz-Alfermée", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 30.11.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000455/2012-11-30/, konsultiert am 29.03.2024.