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Brügg

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Nidau. Vorort von Biel (BE) am linken Ufer des Nidau-Büren-Kanals mit neuen Industrie- und Wohnquartieren. 1261 Brugge. 1764 240 Einwohner; 1850 451; 1900 1092; 1950 1537; 1990 4264; 2000 4011.

Grabhügel der Hallstattzeit im Alten Bann weisen auf eine frühe Besiedlung hin. Bedeutung erlangte das Gebiet in spätrömischer Zeit durch die Route von Petinesca über Mett in den Jura ("Römerstrasse" durch das Längholz) mit der Zihlbrücke (Brückenkopfreste von 368-369 in der Isel bzw. unterhalb der Kirche Bürglen).

Im Spätmittelalter gehörte Brügg mit allen Gerichten zur Grafschaft Nidau und kam mit dieser 1388 bzw. 1393 an Bern. Innerhalb der Landvogtei Nidau bildete Brügg mit Aegerten und Bürglen das Brüggviertel. Güterbesitz hatten unter anderen die Kyburger und das Kloster Gottstatt. Anstelle der abgegangenen römischen Brücke trat im Mittelalter eine Fähre. Die Zihl war bis in die neueste Zeit nie Grenze. Dank der Zugehörigkeit zur Kirchgemeinde Bürglen war Brügg sogar mehr mit den rechtsufrigen Gemeinden verbunden, so etwa im Schulverband mit Aegerten (bis zum Bau der eigenen Schule 1683). Seit 1971 bildet Brügg einen eigenen Pfarrkreis mit Friedhof (um 1900) und Kirchgemeindehaus (1963).

Neben Ackerbau boten in vorindustrieller Zeit Fischfang, Schifffahrt und Gewerbe (1333 erwähnte Mühle, Bleicherei, Gerberei, Schmiede) Verdienst. Mit der Industrialisierung orientierte sich Brügg wirtschaftlich zunehmend nach Biel: Im 19. und 20. Jahrhundert lösten die Bahnlinie (1865) bzw. die Autobahn (1955) Bern-Lyss-Brügg-Biel die alte Landstrasse Bern-Aarberg-Nidau-Biel als Hauptverkehrsachse ab. Brügg wurde vor allem in den 1950er Jahren als Industriestandort interessant. Indikator dafür ist die starke Bevölkerungszunahme zwischen 1950 und 1960, mit 68% die grösste im Kanton Bern. Die Juragewässerkorrektionen (1868-1891, 1962-1973), der Bau des Nidau-Büren-Kanals und die Amelioration des Brüggmooses (mit heutiger Industriezone) hatten diesen Wandel eingeleitet und begleitet. Nachdem erst 1834 wieder eine Brücke die Zihlfähre ersetzt hatte, rechtfertigen heute fünf Brücken über den Kanal und die Zihl den Namen Brügg. Zur Vielzahl der Industrie-, Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe gehören auch solche zur Sonderabfall- und Müllverwertung für die Region Biel. Parallel zur Industrie entwickelte sich ab 1950 der Wohnungsbau in den neuen Quartieren Pfeid, Gummen, Brachmatt, Baltismatt, Burgersried, Winzenried und Neubrückquartier im Sog der nahen Stadt Biel, nach welcher sich Brügg auch kulturell orientiert. Dank dem eigenen grossen Arbeitsplatzangebot übertrifft der Zupendler- den Wegpendlerstrom. Die Gemeinde bemüht sich um ein gutes Schul- (Sekundarschule 1932), Sport- und Freizeitangebot (z.B. Mehrzweckanlage Erlen) und unterstützt den Ausflugsbetrieb auf dem Kanal (Schifflände 1974 eröffnet).

Quellen und Literatur

  • B., [1986]
  • R. Bacher, P.J. Suter, «Die spätröm. Befestigungsanlagen von Aegerten», in ArS 12, 1989, 124-135
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Brügg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.09.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000436/2010-09-17/, konsultiert am 19.03.2024.