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Juste-Milieu

Nach der franz. Julirevolution 1830 wurde der Begriff J. (allg.: Beibehalten des Mittelmasses) zur Charakterisierung der Regierung Kg. Louis Philippes verwendet. Als polit. Strömung wurde das J. massgeblich beeinflusst durch das Wirken Benjamin Constants in der franz. Abgeordnetenkammer sowie durch seine staatstheoret. Schriften. Rasch etablierte sich der Begriff als Schlagwort zur Umschreibung der gemässigten Kräfte in der polit. Auseinandersetzung zwischen Liberalismus bzw. Radikalismus und Konservativismus auch in der dt. und schweiz. Politik. Exponenten des Jungen Deutschland brauchten es v.a. in ihrer Polemik gegen den gemässigten Liberalismus. Im schweiz. Kontext umschreibt der Begriff die liberalkonservativen Kräfte der Regeneration. Im Kt. Zürich engagierte sich Johann Caspar Bluntschli in ihrem Sinne, im Umfeld der bern. Verfassungsrevision 1831 zählte der patriz. Vertreter Robert von Erlach dazu, im Basler Verfassungskonflikt 1846-47 eine vermittelnde Gruppierung, die sich bis zum Ende des 19. Jh. als sog. Zentrum hielt. Einer ihrer Exponenten war Achilles Bischoff. In der Bundesversammlung des 1848 gegr. Bundesstaats schlossen sich die meisten Exponenten des J. der Zentrumsfraktion an und der Begriff verlor seine Bedeutung.

Quellen und Literatur

  • A. Kölz, Neuere Schweiz. Verfassungsgesch., 1992, 243-246, 451
Weblinks

Zitiervorschlag

Christian Koller: "Juste-Milieu", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 09.10.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/043197/2008-10-09/, konsultiert am 29.03.2024.