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Jura-Simplon-Bahn (JS)

Die JS entstand 1890-91 durch die Fusion der wichtigsten Westschweizer Bahnen (Suisse Occidentale-Simplon SOS, Pont-Vallorbe, Jura-Bern-Luzern, ohne die vorher abgespaltene Jura-Neuchâtelois). Das Streckennetz von 937 km Länge führte von Basel, Genf und den Juragrenzübergängen Delle, La Chaux-de-Fonds, Les Verrières und Vallorbe bis nach Luzern, Meiringen (Anschluss an die Brünigbahn) und Brig.

Plakat und Fahrplan der Jura-Simplon–Bahn, gültig ab 1. Juni 1899 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).
Plakat und Fahrplan der Jura-Simplon–Bahn, gültig ab 1. Juni 1899 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).

Obwohl die JS nur 13 Jahre lang Bestand hatte, verhalf sie den jahrzehntelangen Bemühungen Berns und der Westschweiz um die Vollendung der Westalpentransversale zum Durchbruch. Die bis zur Fusion zersplitterten und in manchen Fällen chronisch defizitären Westschweizer Bahnen hatten die Kraft für den Simplontunnelbau nicht aufgebracht. Bern hatte in mehreren Anläufen die bern. Bahnen subventioniert oder sogar staatlich geführt (1861-77 Bern. Staatsbahn). In der Genferseeregion lösten sich Bahngesellschaften ab, die einen Simplontunnel bauen wollten (1853 Ligne internationale d'Italie par le Simplon, 1859 Ligne d'Italie, 1874 Simplon, 1881 SOS). Dennoch hatten die Vorläuferbahnen der JS bedeutende Leistungen - v.a. beim Bau der Juratransversalen - erbracht, so für die tunnelreiche Strecke von Delle durch den Jura, die Juraklusbahn entlang der korrigierten Birs bis Moutier, für die Bahnen auf das Hochplateau von La Chaux-de-Fonds und für die Transversale Vallorbe-Lausanne. Die JS legte als unternehmerischer, junger und grösster Bahnkonzern der Schweiz dem Bundesrat schon 1891 ein definitives Simplontunnelprojekt vor. 1895 gelang der Abschluss des Staatsvertrags mit Italien (Simplonverträge), 1898 begannen die Bauarbeiten für den längsten Tunnel (19'803 m) der Welt. Die Kantonalbanken von Bern, Waadt, Neuenburg, Zürich und Solothurn beteiligten sich mit einer Anleihe in der Höhe von 60 Mio. Fr., wobei die Eidgenossenschaft die Bürgschaft übernahm. Der nach den höchsten technischen Standards vorbereitete Tunnelbau wurde 1906 von den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) vollendet, da die JS auf den 1. Mai 1903 verstaatlicht worden war. Die Vollendung des Simplontunnels löste den letzten Bahnbauboom in der Schweiz aus.

Quellen und Literatur

  • SBB Historic
  • E. Halperin, Der Westbahnkonflikt 1855-1857, 1944
  • G. Maison, La ligne du Simplon et ses chemins de fer privés 5, 1976
  • Bahnpionier: unterwegs in der Gründerzeit, 1995, 13-45
  • Bahnsaga Schweiz, hg. von H. von Arx et al., 1996
Weblinks
Kurzinformationen
Variante(n)
JS
Kontext Jura-Bern-Luzern Bahn, Suisse Occidentale-Simplon (SOS)

Zitiervorschlag

Hans-Peter Bärtschi: "Jura-Simplon-Bahn (JS)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.07.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/042008/2007-07-17/, konsultiert am 29.03.2024.