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Roche

Der Kurzname Roche wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in Frankreich als Handelsmarke und später allgemein zur Bezeichnung des Konzerns Fritz Hoffmann-La Roche AG gebräuchlich. Die 1896 vom Bankkaufmann Fritz Hoffmann-La Roche in Basel gegründete Kommanditgesellschaft zur Fabrikation und zum Handel von pharmazeutischen Präparaten expandierte früh ins Ausland (1897 Mailand, 1903 Paris). Wegen engen Verhältnissen ums Stammhaus stand die grösste Fabrik von 1897 an in Grenzach (Baden, D). Das unter den Folgen des Ersten Weltkriegs leidende Unternehmen wurde 1919 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und bis 1920 mit 8 Mio. Franken neuem Kapital ausgestattet, wobei die Basler Handelsbank die Hauptaktionärin war. Aus deren Liquidationsmasse erwarb Paul Sacher 1945 für die Gründerfamilie die bis heute bestehende Aktienmehrheit.

Bis zum Ersten Weltkrieg lebte die Firma vor allem vom Hustensirup Sirolin. In den 1920er Jahren kamen synthetische Schmerz-, Beruhigungs- und Schlafmittel dazu. Ab 1933 stieg Roche im Bereich der Vitaminsynthese zu den weltgrössten Herstellern auf. Die 1905 eingerichtete US-Niederlassung (seit 1929 in Nutley, New Jersey) entwickelte sich im Zweiten Weltkrieg zur zweiten Zentrale. Grosse Markterfolge waren die 1960 bzw. 1963 eingeführten Tranquilizer Librium und Valium. Damals begann Roche – 1967-1976 der weltweit grösste Pharmakonzern – sich durch Akquisitionen zu diversifizieren, zum Beispiel 1963 mit der Übernahme von Givaudan (Aromen und Riechstoffe), 1970 der Dr. Roche Maag (Maag, Pflanzenschutz) und 1974 der Kontron (Elektronik und Geräte). Mit dem Kauf einer Abteilung der Chemischen Fabrik Schweizerhall erfolgte 1968 der breite Einstieg in die Diagnostika. In den 1970er Jahren erlitt Roche Rückschläge, so unter anderem wegen Konflikten mit Kartellbehörden (die Affäre um Stanley Adams) und 1976 wegen der Dioxin-Katastrophe von Seveso in Italien.

Bereits ab 1968 bzw. ab 1969 forschte Roche in der Molekularbiologie (Nutley) und in der Immunologie (Basel), ein Jahrzehnt später auch in der eigentlichen Gentechnologie (1986 Roferon-A). Dieser Bereich wurde 1990 durch den Kauf und 2009 durch die Integration von Genentech (San Francisco) abgerundet. Weitere Zukäufe betrafen unter anderem 1994 Syntex in Palo Alto (Kalifornien) und 1998 Boehringer in Mannheim. Abgestossen wurden dagegen 1982 Pantene (Kosmetik), 1989 Kontron, 1990 Maag, 2000 Givaudan sowie 2002 der Bereich Vitamine und Feinchemikalien. Heute beschränkt sich Roche auf die Divisionen Pharma und Diagnostics mit Forschungszentren in Basel, Nutley, Palo Alto, San Francisco, Penzberg (Bayern), Schanghai und via Mehrheitsbeteiligung bei Chugai in Japan. Sie zählte 2009 über 81'000 Beschäftigte, davon gut 10'000 in der Schweiz, und erwirtschaftete einen Umsatz von 49 Mrd. Franken.

Quellen und Literatur

  • H.C. Peyer, Roche, 1996
  • Roche – von A bis Z im Dienste der Gesundheit, 82007
Weblinks
Kurzinformationen
Kontext Hoffmann-La Roche

Zitiervorschlag

Bernard Degen: "Roche", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.01.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/041894/2012-01-05/, konsultiert am 19.03.2024.