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EduardHäberlin

Eduard Häberlin als Schlange im Kampf um die Seetalbahn. Zeitgenössische Karikatur (Staatsarchiv Thurgau, Frauenfeld).
Eduard Häberlin als Schlange im Kampf um die Seetalbahn. Zeitgenössische Karikatur (Staatsarchiv Thurgau, Frauenfeld). […]

8.3.1820 Bissegg (heute Gem. Amlikon-Bissegg), 14.2.1884 Zürich, ref., von Bissegg und Weinfelden. Sohn des Hans Konrad (->). Bruder des Friedrich Heinrich (->). 1844 Hanna Cleophea Brunner, Tochter des Karl Heinrich, Oberstleutnants. 1840-43 Stud. der Rechte in Zürich und Heidelberg, 1843 Thurgauer Anwaltspatent. Ab 1843 arbeitete H. als Anwalt in Bissegg, dann in Weinfelden. 1849-72 gehörte er dem Thurgauer Kantonsrat an (siebenmal Präs.). Als solcher gewann er an Einfluss und stieg in der kant. und nationalen Politik schnell auf: 1851-57 war er Nationalrat, 1851 und 1857-69 Ständerat (1863 Präs.), 1852-69 Mitglied des Erziehungsrats (1855-69 Präs.), 1852-69 Thurgauer Staatsanwalt sowie 1862-72 Bundesrichter (1866 Präs.). Der Eisenbahnbau entwickelte sich zu einem zentralen Tätigkeitsfeld von H.: 1853-58 wirkte er als Verwaltungsrat der Schweiz. Nordostbahn, 1858-77 als Vertreter des Kt. Thurgau in deren Direktion. Seine Ämterhäufung und die damit einhergehende dominante Stellung in der thurg. Politik bot der demokrat. Opposition der 1860er Jahre unter der Führung von Fridolin Anderwert, Adolf Deucher und Philipp Gottlieb Labhardt Anlass zu heftiger Kritik. Der Konflikt spitzte sich nach 1865 in der Frage der thurg. Eisenbahnpolitik zu (Seetalbahn). Im Streit um die Verbindung Rorschach-Konstanz trat H. für die Linienführung über Amriswil ein, während seine demokrat. Gegner die Variante entlang des Bodensees befürworteten. Mit dem Entscheid für die Bodenseeuferlinie geriet seine polit. Vormachtstellung ins Wanken. Schliesslich wurde mit der Verfassungsrevision 1868-69, die direkt auf H.s Ämterkumulation zielte, dem "System H." ein Ende gesetzt. 1869 wurde H. auch nicht mehr in den Ständerat gewählt. Ab 1877 betätigte er sich wieder als Anwalt in Weinfelden. In der liberalen Ära zählte H. zu den bedeutendsten und einflussreichsten Politikern im Thurgau. Zu seinem polit. Niedergang trug neben einem starken Machtbewusstsein, das selbstherrl. Züge annehmen konnte, auch die Verkennung der demokrat. Opposition bei.

Quellen und Literatur

  • Gruner, Bundesversammlung 1, 698 f.
  • M. Mebold, Eduard H., 1971
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Zitiervorschlag

Verena Rothenbühler: "Häberlin, Eduard", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.02.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/004063/2008-02-18/, konsultiert am 28.03.2024.