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Konservatorium

Der Begriff Konservatorium wurde in Italien vom 16. bis 18. Jahrhundert als Bezeichnung für das Waisenhaus, die Bewahranstalt (conservatorio), verwendet, deren Insassen eine musische Ausbildung erhielten. Heute bezeichnet Konservatorium im weiteren Sinne staatliche, städtische oder private Musikschulen mit Berufs- und Laienausbildung, im engeren Sinne aber die musikalischen Berufsschulen (Berufsbildung). Die grossen Konservatorien der Schweiz sind meist im 19. und frühen 20. Jahrhundert als allgemeine Musikschulen gegründet worden. Die Berufsabteilungen entstanden später; die erste war 1905 diejenige des Basler Konservatoriums unter der Leitung Hans Hubers. Die Bezeichnung Konservatorium wird vor allem in französischsprachigen Gebieten aus Gründen der Tradition auch für den nichtberuflichen Bereich sowie die Studienvorbereitung weiterverwendet; so gibt es solche Conservatoires de Musique unter anderem in Delsberg, Le Locle, Nyon und Sitten.

Während vor allem in Deutschland und Österreich bereits ab der Mitte des 20. Jahrhunderts Hochschulen für Musik als ausschliessliche Berufsschulen eingerichtet wurden, hat der Wandel von Berufsschulen zu musikalischen Fachhochschulen in der Schweiz erst nach 1990 eingesetzt. Ziel ist die Angleichung an den europäischen Standard, um in einem Zeitalter hoher Mobilität die Gleichwertigkeit der schweizerischen mit den europäischen Ausbildungszertifikaten zu erreichen. Da die Musikhochschulen dem neuen Fachhochschulgesetz unterstellt sind, treiben die ehemaligen Konservatorien die Förderung von Forschung und Entwicklung zum Teil in Abstimmung mit den musikwissenschaftlichen Instituten der Schweizer Universitäten voran.

Während die Konservatorien von Genf, Freiburg und Lausanne ihre Strukturen bewahrten, wurden die meisten anderen in der Schweiz umgestaltet. So umfasst 2002 die Musik-Akademie des Kantons Basel-Stadt in ihrer Hochschulabteilung das ehemalige Konservatorium, die Schola Cantorum Basiliensis und die Berufsabteilung der Jazzschule Basel, während im Kanton Bern die Hochschule für Musik und Theater aus den Konservatorien Bern und Biel, der Schauspielschule und der Swiss Jazz School hervorging. Die Musikhochschule Luzern vereinigt das ehemalige Konservatorium, die Akademie für Schul- und Kirchenmusik sowie die Jazz-Schule. Im Kanton Zürich sind die Konservatorien von Winterthur und Zürich, die Theaterhochschule Zürich, die Berufsabteilung der Jazzschule Zürich und die Schweizerische Ballettberufsschule zu einer Hochschule zusammengefasst worden. Das Conservatorio della Svizzera Italiana, das erst im Juli 1985 als Accademia di Musica della Svizzera italiana (AMSI) gegründet wurde, erhielt 2000 die provisorische Anerkennung als Musikhochschule.

Quellen und Literatur

  • T. Bräm, Forschung und Entwicklung (F&E) an den zukünftigen Musikhochschulen in der Schweiz, 1997
Weblinks

Zitiervorschlag

Werner Schmitt: "Konservatorium", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.10.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/039075/2008-10-28/, konsultiert am 28.03.2024.