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Bachenbülach

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Bülach. Dorf am Fuss des Dettenbergs mit Strasse und Bach als Siedlungsachsen. 1149 Bahchenboulacho. 1665 273 Einwohner; 1850 569; 1900 540; 1950 632; 1960 985; 1970 2307; 2000 3083.

Vermutlich war der Ort eine hochmittelalterliche Ausbausiedlung. Indiz dafür sind Allmend- und Waldanteile, die Bachenbülach in den benachbarten Bülach und Winkel besass. 1367 stand ein Bruderhaus am Schläufenberg. 1412-1798 gehörte Bachenbülach zur zürcherischen Obervogtei Bülach und zum Twinghof Winkel (Offnung von 1417). Im Status einer sogenannten Aussengemeinde politisch und kirchlich mit Bülach verbunden, hatte Bachenbülach nur beschränkt am Bürgernutzen und an den Privilegien der Stadt teil. Erstmals 1699 durfte Bachenbülach eine eigene Gemeinderechnung führen. 1849 wurde die Zivilgemeinde Bachenbülach nach langem Rechtsstreit zur selbstständigen politischen Gemeinde erklärt. Die Volkszählung von 1850 gibt Einblick in die Erwerbsstruktur: Landwirtschaft, Fabrik- und Heimarbeit, sowie ein breit gefächertes Landhandwerk zeigen beispielhaft die im Zürcher Unterland verbreiteten halb- und nichtagrarischen Erwerbsformen. Noch 1939 herrschte eine kleinstrukturierte Landwirtschaft vor: Von 75 Betrieben verfügten nur 3 über mehr als 10 ha Kulturland, 52 über weniger als 5 ha; ein Drittel betrieb Landwirtschaft im Nebenerwerb. Die Nähe zu Bülach begünstigte früh dorffremde Modernisierungen: 1873 eine Strassenbeleuchtung mit dem Brennstoff Neolin, 1913 die Elektrifizierung; ab 1903 die Eindolung des Dorfbachs. 1876 bauten die Gebrüder Maag eine Stickerei mit 20 Maschinen, die 1907 von Oberst Emil Sonderegger übernommen wurde und 1920 schloss. An ihre Stelle trat eine Handharmonikafabrik (1954 geschlossen). 1921 errichtete eine evangelische Täufergemeinde eine Kapelle; 1949 gehörten ca. 100 Einwohnerinnen und Einwohner freikirchlichen Gemeinschaften an. Seit 1969 erschliesst die kantonale Hochleistungsstrasse Kloten-Bülach die Industriezone Bachenbülachs (1990 u.a. 30 Gewerbe- und Handelsbetriebe, zwei Einkaufszentren, 800 Arbeitsplätze). Dennoch ist Bachenbülach heute vor allem suburbane Wohngemeinde der Agglomeration Zürich mit 81% Wegpendlern, 2% Beschäftigten im 1., 23% im 2. und 75% im 3. Sektor (1990).

Quellen und Literatur

  • Dorf und Gem. Bachenbülach, 1950
  • W. Hildebrandt, Bülach, 1967
  • K. Wanner, Siedlungen, Kontinuität und Wüstungen im nördl. Kt. Zürich (9.-15. Jh.), 1984
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Martin Illi: "Bachenbülach", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.09.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000039/2009-09-08/, konsultiert am 19.03.2024.