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FriedrichFrey-Herosé

Porträt von Friedrich Frey-Herosé. Lithografie von Friedrich Hasler, 1847 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).
Porträt von Friedrich Frey-Herosé. Lithografie von Friedrich Hasler, 1847 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).

12.10.1801 Lindau (Bayern), 22.9.1873 Bern, reformiert, von Aarau. Sohn des Daniel, Fabrikanten und Stadtpräsidenten von Aarau, ursprünglich aus Lindau (Bayern), und der Anna Elisabeth geborene Sulzer. Bruder des August (->). 1) 1824 Henriette Auguste Herosé (1849 geschieden), 2) 1849 Emilie Langel. Friedrich Frey-Herosé studierte Chemie in Paris, wo er sich 1830 aktiv an der Julirevolution beteiligte. Zu Hause in Aarau übernahm er die väterliche Firma und absolvierte eine glänzende militärische und politische Karriere. 1834 in den Grossen und 1837 in den Kleinen Rat des Kantons Aargau gewählt, erlangte er 1839, 1842 und 1845 das Amt des Landammanns sowie 1841 die Würde des aargauischen Oberbefehlshabers. Er brach den bewaffneten Widerstand des Freiamts und vollzog persönlich die Klosteraufhebungen in Muri, Wettingen und Fahr (Letztere wurde später wieder rückgängig gemacht). 1847 war Frey-Herosé Generalstabschef Dufours im Sonderbundskrieg, 1848 einer der ersten aargauischen Nationalräte. Am 16. November 1848 wurde er im zweiten Wahlgang zum Bundesrat gewählt.

Als Vorsteher des Handels- und Zolldepartements arbeitete er das erste Geschäftsreglement des Bundesrates und das erste Zollgesetz des Bundesstaates aus, das 1850 in Kraft trat. Handelsverträge mit Sardinien, Baden und Bayern folgten, bevor Frey-Herosé 1854 als Bundespräsident das Politische Departement übernahm, in welchem er die teilweise Aufhebung der österreichischen Blockade gegen den als Hort der Revolution verschrieenen Kanton Tessin erreichte. Als Nachfolger des im Dezember 1854 abgewählten Ulrich Ochsenbein im Militärdepartement hatte er 1856 die militärische Vorbereitungen für den geplanten Kampf gegen Preussen im Neuenburger Handel an die Hand zu nehmen; Anfang 1856 liess er sich sogar kurzzeitig vom Bundesrat beurlauben, um wie 1847 als Generalstabschef zu wirken. In den unruhigen Folgejahren scheiterte Frey-Herosé mit einer Reform der eidgenössischen Stäbe im Parlament, das sich eine radikalere Vorlage wünschte. 1860 geriet er als Bundespräsident unter Druck, nachdem seine zunächst nur in vertraulichen Gesprächen geäusserte Überzeugung, dass der rechtlich begründbare schweizerische Einspruch gegen Sardinien-Piemonts Abtretung von Hochsavoyen an Frankreich realpolitisch nicht vertretbar sei, publik geworden war. Damit hatte Frey-Herosé nun auch radikale Kreise in Bern und Genf gegen sich aufgebracht, was sich in schwindender Stimmenzahl in den Bestätigungswahlen ausdrückte und schliesslich trotz weiterer Erfolge im Handels- und Zolldepartement 1866 zum Rücktritt aus dem Bundesrat führte. 1872 gab er auch sein Nationalratsmandat auf. Mit Frey-Herosé starb im Folgejahr einer der Väter des modernen Bundesstaates, dessen Politik weder Konservative noch Radikale jemals ganz billigten. Seine globale Vision – er studierte noch im Alter die japanische Sprache – und sein Realitätssinn bilden ein Vermächtnis, das seinen Wert auch nach fast anderthalb Jahrhunderten nicht eingebüsst hat.

Quellen und Literatur

  • Altermatt, Bundesräte, 133-137
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Kurzinformationen
Variante(n)
Friedrich Frey (Taufname)
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 12.10.1801 ✝︎ 22.9.1873

Zitiervorschlag

Jürg Stüssi-Lauterburg: "Frey-Herosé, Friedrich", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 09.01.2006. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003760/2006-01-09/, konsultiert am 19.03.2024.