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Zäziwil

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Konolfingen, Verwaltungskreis Bern-Mittelland. Die Gemeinde im oberen Kiesental umfasst die Dörfer Zäziwil und Leimen, die Weiler Rütenen und Länzligen sowie Einzelhöfe. 1299 Cezzenwile. 1764 428 Einwohner; 1850 1042; 1900 1228; 1950 1288; 2000 1514.

Im Hügelgebiet finden sich Reste mittelalterlicher Befestigungen, so die Erdwerke auf Schwanden und Zwingherrenhubel sowie die Burgstelle Spitzer Chnubel. Zur Freiherrschaft Signau gehörte Streubesitz in Zäziwil, das Teil von dessen Niedergericht war. Die Freiherrschaft kam 1529 zur bernischen Landvogtei Signau. Hochgerichtlich unterstand Zäziwil dem Landgericht Konolfingen. Zum heutigen Gemeindegebiet gehörten die Dörfer Zäziwil, Rütenen und Länzligen; Leimen und Eichi waren Taunersiedlungen auf Allmendland. Zäziwil pflegte mit weiteren Dorfgemeinden eine Wald- und Weidegemeinschaft, in den nördlichen Hügeln etwa 1548 mit Bueleberg und bis 1607 bzw. bis 1679 im Talboden, als der Wald unter den Gemeinden bzw. die Allmend auf die Höfe aufgeteilt wurde. Rütenen tat dies mit seinem Wald 1643. Die berechtigten Bauern hatten Holzhaurechte im obrigkeitlichen Toppwald. Zäziwil ist Teil der Kirchgemeinde Grosshöchstetten. Zur Betreuung der wachsenden Bevölkerung errichtete Bern 1819 den Helfereibezirk Zäziwil, der 1874 zum Vikariat erhoben wurde. Seit 1961 bildet Zäziwil mit Mirchel einen Pfarrkreis. Die Kirche datiert von 1964. Die im 18. Jahrhundert beliebten Bäder Leimenbad und Brunnenbachbad mussten im 19. Jahrhundert schliessen. Neben Feldgrasbau kam im 19. Jahrhundert Milchwirtschaft auf und Käsereien entstanden; 2012 existierte noch ein Betrieb. Von der Staatsstrasse und der 1875 fertiggestellten Bahnlinie Bern-Luzern profitierte das Gewerbe (u.a. Holzverarbeitung, Bau, Gastronomie), die gute Erschliessung erleichterte aber auch das Pendeln vor allem in die Regionen Bern und Thun. Während Rütenen seinen landwirtschaftlichen Charakter bewahrte, ist Zäziwil gewerblich ausgerichtet und Zentrum der regionalen Landwirtschaftsgenossenschaft. Die Primarschulen befinden sich in Zäziwil und Rütenen. Ab 1979 entstanden neue Quartiere. Das Brauchtum der Brächete (Flachsbrechen) wurde zu Beginn des 21. Jahrhunderts zum Grossanlass.

Quellen und Literatur

  • F. Häusler, Das Emmental im Staate Bern bis 1798, 2 Bde, 1958-68
  • E. Schneeberger, Bauinventar der Gem. Zäziwil, [1995]
  • H.R. Burkhardt et al., Zäziwil, 1999

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Zäziwil", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.02.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000376/2014-02-03/, konsultiert am 28.03.2024.