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SimeonBavier

Fotografie von Henri Le Lieure, Rom 1890 (Schweizerische Nationalbibliothek, Graphische Sammlung).
Fotografie von Henri Le Lieure, Rom 1890 (Schweizerische Nationalbibliothek, Graphische Sammlung).

16.9.1825 Chur, 27.1.1896 Basel, ref., von Chur. Sohn des Johann Baptista (->). Barbara von Salis-Seewis, Tochter des Johann Jakob, Bundsstatthalters des Zehngerichtenbunds. 1841-44 Ausbildung zum Tiefbauingenieur an den Polytechnika von Karlsruhe und Stuttgart. Danach wirkte B. beim Bau der Bündner Alpenstrassen mit. Ab 1853 widmete er sich im In- und Ausland v.a. dem Eisenbahnbau. Sein jahrzehntelanger Einsatz für die Ostalpenbahn erklärt sich aus seinem Beruf wie auch durch seine Herkunft aus einer der führenden Bündner Spediteursfamilie. Die polit. Karriere begann B. 1853-54 als Landammann und Grossrat für den Kreis Jenaz. 1863-78 war er als Freisinniger Mitglied des Nationalrats. Die erfolgreiche Vermittlung als eidg. Kommissär anlässlich der Tessiner Wirren 1876-77 mehrte das Ansehen B.s, der bereits als Kapazität in Eisenbahnfragen galt. In der Bundesversammlung zählte er zu den gemässigten Liberalen. Der Bundesrevision von 1872-74 stand er skeptisch gegenüber. Sein Eintreten für die Gotthard-Subvention 1878 befreite ihn vom Ruf des einseitigen Ostalpenbahn-Anhängers.

Bei seiner Wahl zum Bundesrat im Dez. 1878 fand B. eine breite Mehrheit vom liberalen Zentrum bis zur Linken. 1879 stand er dem Finanz- und Zolldep., 1880-81 dem Post- und Eisenbahndep. vor. Hier bemühte er sich um ein übersichtlicheres Tarifwesen und eine stärkere Oberaufsicht des Bundes über die 24 Eisenbahnverwaltungen. Im Präsidialjahr 1882 stand er dem Polit. Dep. vor. Nach dem Rücktritt aus Rücksicht auf seine Gesundheit im Jan. 1883 wirkte er bis 1895 als schweiz. Minister in Rom. Aufgrund seines familiären Hintergrunds und seiner Ausbildung war B. zum Verkehrspolitiker geworden, dank seiner Weltläufigkeit und Sprachgewandtheit zum Vermittler und Diplomaten. Er galt mehr als Fach- denn als Parteimann. Nachdem eine Ostalpenbahn nicht zustande gekommen war, stand B. loyal zur Gotthardlinie, die er als Bundespräs. im Mai 1882 eröffnete. Von Weitsicht zeugt seine Erkenntnis, dass die Beschleunigung des alpinen Transitverkehrs den entfernten Zentren, kaum aber den durchfahrenen Bergregionen helfe.

Quellen und Literatur

  • Einige Bemerkungen über Eisenbahnen im Gebirge, 1874
  • Die Strassen der Schweiz, 1878
  • Lebenserinnerungen von Bundesrat Simon B., 1925, (Autobiogr.)
  • StAGR, Nachlass Fam. B.
  • G. Bener, «Simeon B.», in Ehrentaf. bündner. Ingenieure und Ingenieurswerke, 1927, 33-37
  • Altermatt, Bundesräte, 224-227
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Zitiervorschlag

Jürg Simonett: "Bavier, Simeon", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.06.2002. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003554/2002-06-04/, konsultiert am 29.03.2024.